Druckversion
Dienstag, 17.06.2025, 15:31 Uhr


Legal Tribune Online
Schriftgröße: abc | abc | abc
https://www.lto.de//recht/nachrichten/n/kritik-an-forderung-der-cdu-bundesregierung-plant-kein-islamgesetz
Fenster schließen
Artikel drucken
22552

Nach dem CDU-Vorschlag: Bun­des­re­gie­rung plant kein Islam­ge­setz

03.04.2017

Muslim liest den Koran

© ildintorlak - Fotolia.com

Einige CDU-Politiker wollen ein Islamgesetz ins Wahlprogramm der Union schreiben. Die Bundesregierung verweist auf die Religionsfreiheit, selbst in den eigenen Reihen gibt es Kritik an dem Gesetz für nur eine Religion.  

Anzeige

CDU-Politiker fordern ein Islamgesetz im Wahlprogramm. Der Vorschlag stößt auf viel Ablehnung, selbst in der eigenen Partei. Man ist sich uneinig: Braucht Deutschland ein solches Gesetz? Oder wäre es ohnehin nicht mit der Verfassung vereinbar?

Die zunächst von CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn erhobene Forderung fand in der Partei so manchen Unterstützer. CDU-Vize Julia Klöckner sagte der Bild am Sonntag: "Ein Islamgesetz kann die Rechte und Pflichten der Muslime in Deutschland auf eine neue rechtliche Basis stellen."

Konkret solle das Gesetz den rechtlichen Status der muslimischen Organisationen und Moscheevereinen festlegen, so der Vorschlag innerhalb der CDU. Das Gesetz solle auch die Finanzierung von muslimischen Organisationen aus dem Ausland verbieten sowie einen Anspruch auf muslimische Seelsorger in Gefängnissen und Krankenhäusern festschreiben.

Der Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der Union (MIT), Carsten Linnemann, unterstützt das Vorhaben: "Die radikal-islamischen Ideen dürfen nicht weiter um sich greifen. Hier brauchen wir klare Spielregeln. Deshalb sollte ein Islamgesetz ins Wahlprogramm der Union."

Bundesregierung: Religionsfreiheit zentrales Versprechen

Die Bundesregierung äußerte sich am Montag zu den Vorschlägen. Sie habe derzeit keine Pläne für ein Islamgesetz. Dies sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Er wies auf die Bedeutung der Religionsfreiheit als "eines der zentralen Freiheitsversprechen unseres Grundgesetzes" hin. "Und die Bundesregierung hält diese Freiheit hoch."

Die Bundesregierung habe ein großes Interesse an einem guten Zusammenleben mit den Muslimen in Deutschland. Die seit 2006 existierende Islamkonferenz sei eine Plattform, um über dieses Zusammenleben und mögliche Fehlentwicklungen zu diskutieren. "Und darüber hinaus ist ein solches Gesetz jetzt kein Thema für das Regierungshandeln", sagte Seibert.

"Populistische Schnapsidee"

Hamburgs Regierungschef Olaf Scholz bezeichnete ein solches Gesetz als verfassungswidrig. "Wir können ein Gesetz ja nicht nur für eine Religionsgemeinschaft machen", sagte der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er sprach sich dafür aus, klare Anforderungen an Muslime in Deutschland zu stellen. Dafür sei aber nicht immer ein Gesetz nötig. "Sicherlich müssen wir die Ausbildung von Imamen in Deutschland verstärken. Außerdem halte ich es für wichtig, dass Imame bei uns in deutscher Sprache predigen", sagte der SPD-Politiker.

Auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, ist der Ansicht, ein deutsches Islamgesetz sei nicht grundgesetzkonform. "Wir streben das vom Grundgesetz verbriefte Recht auf Gleichstellung an, nicht mehr und nicht weniger", sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Aber nicht nur SPD und Islamverbände sprachen sich gegen eine gesetzliche Normierung aus. Auch aus der  CDU gab es Kritik. So nannte der frühere CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz die Forderung nach einem solchen Gesetz eine "populistische Schnapsidee".

dpa/nas/LTO-Redaktion

  • Drucken
  • Senden
  • Zitieren
Zitiervorschlag

Nach dem CDU-Vorschlag: . In: Legal Tribune Online, 03.04.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/22552 (abgerufen am: 17.06.2025 )

Infos zum Zitiervorschlag
  • Mehr zum Thema
    • Öffentliches Recht
    • Grundgesetz
    • Grundrechte
    • Islam
    • Islamkritik
    • Religion
    • Religionsgemeinschaften
BVerfG 12.06.2025
BVerfG

BVerfG verlängert Fortgeltungsanordnungen:

Mehr Zeit für Neu­re­ge­lung ver­fas­sungs­wid­riger Normen

Es betrifft Teile des BKA-Gesetzes und die Vaterschaftsanfechtung: Das BVerfG hat die Fortgeltungsanordnungen zweier Gesetzesbestimmungen verlängert. Der Gesetzgeber hat damit mehr Zeit, die benötigten Änderungen vorzunehmen.

Artikel lesen
Das Bild zeigt jemanden, der Zeitschriften signiert, möglicherweise im Kontext des Compact-Verbots und dessen rechtlichen Auseinandersetzungen. 10.06.2025
Pressefreiheit

Hauptsacheverfahren zum Compact-Verbot am BVerwG:

Ver­eins­verbot oder Zen­sur­verbot?

Nach dem Eilverfahren vor dem BVerwG durfte das rechtsextreme Compact-Magazin erstmal weiter erscheinen, jetzt geht die Verhandlung in der Hauptsache los. Es geht um Grundsatzfragen zur Presse- und Meinungsfreiheit, meint David Werdermann.

Artikel lesen
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU), Bundeskanzler Friedrich Merz und Kanzleramtsminister Thorsten Frei (beide CDU), vor Beginn der 4. Kabinettssitzung in Berlin, 28.05.2025 02.06.2025
Migration

Vorbei am Bundesrat:

Wie Schwarz-Rot die Liste der sicheren Her­kunfts­staaten erwei­tern will

Abgelehnte Asylbewerber aus Staaten, die als sicher gelten, können schneller abgeschoben werden. Zuletzt scheiterte die Erweiterung der Liste sicherer Staaten oft an den Grünen im Bundesrat. Schwarz-Rot hat nun einen anderen Weg gefunden. 

Artikel lesen
Schild am BFH 23.05.2025
Richter

Vertretungszwang am Bundesfinanzhof:

Richter dürfen sich nicht selbst ver­t­reten

Allein die juristische Ausbildung reicht nicht: Ein Sozialrichter klagte sich in eigener Sache bis zum Bundesfinanzhof, aber durfte sich dort nicht selbst vertreten. Richter stehen nämlich nicht in der Liste der Prozessbevollmächtigten.

Artikel lesen
Das Bild zeigt eine Frau im Niqab, die am Steuer sitzt. Das Verbot betrifft Sichtbarkeit und Sicherheit beim Autofahren. 29.04.2025
Nachrichten

OVG Berlin-Brandenburg bestätigt Verbot:

Kein Niqab am Steuer

Kann ein Niqab am Steuer ausnahmsweise für muslimische Frauen zugelassen werden? Die Frage ist seit Jahren umstritten. Das OVG Berlin-Brandenburg nimmt dazu Stellung und bleibt auf der Rechtsprechungslinie anderer Oberverwaltungsgerichte.

Artikel lesen
Mit dem Segen "Urbi et orbi" trat der neu gewählte Papst Franziskus im März 2013 vor die Menge am Petersplatz. 22.04.2025
Papstwahl

Nach dem Tod von Franziskus:

Wie das Kon­klave den neuen Papst wählt

Nach dem Tod von Papst Franziskus beginnen die Vorbereitungen auf die Wahl seines Nachfolgers. Thomas Traub erläutert, wer wen zum Papst wählen kann und wie aus verbrannten Stimmzetteln schwarzer oder weißer Rauch wird.

Artikel lesen
ads lto paragraph
lto karriere logo
ads career people

Wir haben die Top-Jobs für Jurist:innen

Jetzt registrieren
logo lto karriere
TopJOBS
Logo von REDEKER SELLNER DAHS
Rechts­an­wäl­tin/Rechts­an­walt (m/w/d) Di­gi­ta­li­sie­rung und Öf­f­ent­li­ches...

REDEKER SELLNER DAHS , Ber­lin

Logo von Landtag Brandenburg
Par­la­ments­rä­tin/Par­la­ments­rat (B 2) als Re­fe­rent/in (m/w/d)

Landtag Brandenburg , Pots­dam

Logo von Deutscher Gewerkschaftsbund - DGB Bundesvorstand
Re­fe­rats­lei­ter*in (d/w/m) Ab­tei­lung Recht und Viel­falt

Deutscher Gewerkschaftsbund - DGB Bundesvorstand , Ber­lin

Logo von Kaufland
Con­sul­tant Da­ten­schutz (m/w/d)

Kaufland

Logo von Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz
Re­fe­rent (m/w/d)

Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz , Spey­er

Logo von Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
Voll­ju­rist:in als Da­ten­schutz­ma­na­ger:in (w/m/d)

Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) , Müns­ter

Logo von Stadt Mannheim
VOLL­JU­RIST*IN ALS SACH­GE­BIETS­LEI­TUNG (M/W/D)

Stadt Mannheim , Mann­heim

Logo von ESCHE SCHÜMANN COMMICHAU
Wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter (m/w/d) Öf­f­ent­li­ches Recht

ESCHE SCHÜMANN COMMICHAU , Ham­burg

Mehr Stellenanzeigen
logo lto events
Webinar Weltraumrecht «Wettlauf ins All – Europas Rolle, Liechtensteins Beitrag»

17.06.2025

Webinar: RVG-Erhöhung 2025 – so rechnen Sie richtig ab!

18.06.2025

Webinar: RVG-Erhöhung 2025 – so rechnen Sie richtig ab!

18.06.2025

Logo von Fachseminare von Fürstenberg
Die RVG-Reform 2025 - so rechnen Sie richtig ab!

18.06.2025

Triff Möhrle Happ Luther auf der Stellenwerk Messe Hamburg

18.06.2025, Hamburg

Mehr Events
Copyright © Wolters Kluwer Deutschland GmbH