Den Frankfurter Anwälten liegt die Welt zu Füßen. Das ist nicht im übertragenden Sinne gemeint, sondern wortwörtlich. Viele Kanzleien haben ihre Büros in den Wolkenkratzern der Stadt eingerichtet. Ein Rundgang durch die Mainmetropole.
Park Tower
Frankfurt ist die einzige deutsche Stadt mit einer wirklichen Skyline aus Hochhäusern: Mehr als 30 Gebäude erreichen eine Höhe von über 100 Meter, die meisten davon werden als Bürohäuser genutzt. Naheliegend also, dass viele Kanzleien sich in diesen Wolkenkratzern eingemietet haben. Und vor, während oder nach der Arbeit die Aussicht über Stadt und Umland genießen.
115 Meter hoch ist der "Park Tower" im Frankfurter Westend und damit der niedrigste Turm in unserer Reihe der höchsten Kanzleistandorte. Ursprünglich war der Bau aus den 1970-er Jahren sogar nur 96 Meter hoch, nach einer Umbauphase zwischen 2005 und 2007 wurde das Gebäude nach Plänen des Architekturbüros Albert Speer & Partner aber um drei Etagen aufgestockt. Zudem kam ein zweiter Baukörper hinzu, der sich wie eine steinerne Spange um den Schaft des Turms legt.
Hauptmieter des Park Tower ist Freshfields Bruckhaus Deringer, die Kanzlei hat fast das gesamte Gebäude angemietet.
Bild: Epizentrum per Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, Bearbeitung LTO
Pollux
Heussen und die auf Immobilienrecht spezialisierte Kanzlei HauckSchuchardt sind Mieter im 130 Meter hohen "Pollux". Der Büroturm ist ein Entwurf des US-amerikanischen Architektenbüros Kohn Pedersen Fox Associates aus den späten 90-er Jahren und galt damals als einer der modernsten Bürobauten im Rhein-Main-Gebiet. Gemeinsam mit dem nur 95 Meter hohen Zwillingsturm Kastor bildet Pollux das "Forum Frankfurt".
Die beiden Türme stehen, getrennt durch eine kleine Grünanlage mit einer Lichtskulptur des Schweizer Künstlers Christian Herdeg, etwa 70 Meter voneinander entfernt am Platz der Einheit.
Der Standort an der Friedrich-Ebert-Anlage im Stadtteil Gallus, direkt neben dem Messegelände, war früher der Sitz der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn. Die Gebäude der Bahn wurden 1994 gesprengt, 1997 waren die Hochhäuser fertiggestellt, die damals 850 Millionen DM kosteten.
Bild: Epizentrum per Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, Bearbeitung LTO
Nextower
Der 136 Meter hohe "Nextower" ist Teil des "Palaisquartier" in der Frankfurter Innenstadt – und Heimat einer ganzen Reihe von Kanzleien: Die Anwälte von Taylor Wessing, Jones Day, Dentons, avocado Rechtsanwälte und Kliemt & Vollstädt gehen hier ein und aus.
Das Palaisquartier wurde zwischen 2004 und 2010 errichtet und besteht aus vier Gebäuden: Einer verkleinerten Rekonstruktion des barocken Palais Thurn und Taxis, dem Nextower, dem 99 Meter hohen Jumeirah Frankfurt Hotel und dem Einkaufszentrum MyZeil.
Der Nextower wurde vom Architekturbüro KSP Engel und Zimmermann entworfen. Der 32-geschossige Büroturm hat geknickte Fassaden aus matt schimmerndem Aluminium und Glas. In den unteren Geschossen befinden sich eine Lobby und mehrere Konferenzräume, in der vierten Etage besteht ein direkter Zugang zum Einkaufszentrum MyZeil. In 90 Metern Höhe gibt es zwei Dachterrassen, die allerdings nicht öffentlich zugänglich sind.
Bild: Saibo, building: KSP Engel und Zimmermann per Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, Bearbeitung LTO
Frankfurter Büro Center FBC
Das Frankfurter Büro Center, auch bekannt als FBC, ist ein Hochhaus von 142 Metern im Frankfurter Westend. Clifford Chance ist der Hauptmieter; die Kanzlei unterhält hier das größte ihrer drei deutschen Büros.
Das FBC steht an der Mainzer Landstraße in der Mitte einer Kette aus Hochhäusern, die sich vom Platz der Republik bis zum Opernplatz zieht. Der Bau des Büroturms wurde schon in den 1970-ern begonnen, aufgrund wirtschaftlicher Probleme u.a. wegen der Ölkrise ließ die Fertigstellung aber bis 1981 auf sich warten. 2007 wurden das Foyer, das angrenzende Café sowie die Außenanlagen komplett neu gestaltet.
Bild: MoellerFeuerstein per Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, Bearbeitung LTO
Skyper
Der 39 Stockwerke und 153 Meter hohe Skyper belegt in der Rangliste der höchsten Gebäude Deutschlands den 15. Platz. Der markante, viertelkreisförmige Bau ist ein wichtiger Bestandteil der Frankfurter Skyline – und die Arbeitsstelle der Frankfurter Anwälte von Weil Gotshal & Manges und SZA Schilling Zutt & Anschütz.
Zum Skyper-Ensemble zählen neben dem Büroturm ein Wohn- und Geschäftshaus sowie eine neoklassizistische denkmalgeschützte Villa aus dem Jahr 1915. Dort residierte einst der Vorstand des traditionsreichen Baukonzerns Philipp Holzmann, dem das gesamte Areal gehörte. . Holzmann ging 2002 in die Insolvenz, die anderen Bauten entstanden in den Jahren 2002 bis 2005. Der Entwurf für das 480 Millionen Euro teure Projekt stammt vom Frankfurter Architekturbüro JSK, das noch von Holzmann beauftragt worden war.
Bild: Epizentrum per Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, Bearbeitung LTO
Westend Gate
Das "Westend Gate" stammt aus dem Jahr 1976 und war nach der Eröffnung mit seinen 159 Metern das höchste Hochhaus Deutschlands – allerdings nur für kurze Zeit. Heute ist der Turm im Westend immerhin noch das zwölftgrößte Gebäude in Deutschland.
Der Wolkenkratzer besteht aus einem Hotel- und einem Bürotrakt, zu den Mietern der 47 Geschosse zählen die Kanzleien Arnecke Sibeth und GGV Grützmacher.
Bild: Whgler per Wikimedia Commons, GFDL, Bearbeitung LTO
Taunusturm
170 Meter, 40 Stockwerke, 60.000 Quadratmeter Bürofläche – das sind die Eckdaten des "TaunusTurms". Der Wolkenkratzer an der Neuen Mainzer Straße wurde nach einer mehrjährigen Planungsphase Ende 2013 fertiggestellt, eingemietet haben sich hier Debevoise & Plimpton, Norton Rose Fulbright und King & Spalding. Frühere Gerüchte, wonach Clifford Chance ihren Standort im FBC aufgeben und in den Taunusturm ziehen wollte, haben sich letztlich nicht bestätigt.
Der schlanke Turm mit seiner Glas- und Natursteinfassade ist vom Frankfurter Architekturbüro Gruber + Kleine-Kraneburg Architekten entworfen worden. Neben dem Bürohaus befindet sich ein 63 Meter hohes Wohngebäude, das "Taunusturm Residential".
Bild: Epizentrum per Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, Bearbeitung LTO
OpernTurm
Der 170 Meter hohe OpernTurm liegt direkt gegenüber der Alten Oper – damit haben es die Anwälte, die dort ihre Büros haben, nicht weit, wenn sie im Oktober zur alljährlichen Awards-Gala des Juve-Verlags wollen. Denn immerhin sechs Kanzleien – Allen & Overy, Ashurst, K&L Gates, Morgan Lewis & Bockius Oppenhoff & Partner und Shearman & Sterling – haben sich hier eingemietet.
Der vom bekannten Architekten Christoph Mäckler entworfene Gebäudekomplex besteht aus dem Hochhaus mit 42 Stockwerken, das durch eine 18 Meter hohe Lobby erschlossen wird, und einem sog. Podiumgebäude mit sieben Stockwerken, welches das Ensemble zum Opernplatz hin abrundet. Zu den Gebäuden rund um den Platz passt die die gelbbeige Steinverkleidung der Hausfassaden gut.
Bild: OpernTurm/Opernplatz Property Holdings
Tower 185
Der Tower 185 ist in Wirklichkeit gar nicht 185 Meter hoch, wie der Name suggeriert. Der Wolkenkratzer im Stadtteil Gallus erreicht eine Gesamthöhe von 200 Metern und ist damit zusammen mit dem Main Tower das vierthöchste Hochhaus in Deutschland.
Die Beratungsgesellschaft PwC hat rund zwei Drittel der insgesamt 100.000 Quadratmeter Bürofläche angemietet und hier ihre Deutschlandzentrale angesiedelt, daher wird der Turm inzwischen gelegentlich PWC-Tower genannt. Neben den Anwälten von PwC Legal haben auch Dechert, Mayer Brown und Winheller ihre Büros in dem Wolkenkratzer eingerichtet.
Wie der OpernTurm ist auch der Tower 185 von Christoph Mäckler entworfen worden. Aus einem hufeisenförmig angelegten Sockelgebäude erheben sich zwei Hochhaushälften mit einer Aluminium-Glas-Fassade und umschließen einen runden gläsernen Mittelteil.
Bild: Thomas Wolf www.foto-tw.de per Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, Bearbeitung LTO
Main Tower
Der Main Tower ist, wie der Tower 185, 200 Meter hoch und damit teilen sich die beiden Wolkenkratzer den Titel als vierthöchstes Hochhaus in Deutschland. In der am 17.11. veröffentlichten Fassung dieses Beitrags haben wir ihn sträflicherweise vergessen, aber da "Hinweisgeber" uns auf das Versäumnis aufmerksam gemacht hat, holen wir dies nun gerne nach:
Entstanden ist der Turm mit seiner blauschimmernden Glasfassade zwischen 1996 und 1999, die Eröffnung fand im Jahr 2000 statt. Hauptmieter des Turms ist die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), doch auch zwei Kanzleien haben sich hier eingemietet - die Anwälte von Cleary Gottlieb Steen & Hamilton und Sullivan & Cromwell genießen hier die Aussicht. Dieser Genuss steht übrigens auch Nicht-Juristen offen, denn der Main Tower hat zwei öffentlich zugängliche Aussichtsplattformen, ein Restaurant im 53. Obergeschoss, sogar Europas höchstgelegenes Fitness-Studie ist in dem Gebäude zu finden.
Bild: Thomas Wolf www.foto-tw.de via Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 de, Bearbeitung LTO
MesseTurm
Flick Gocke Schaumburg und Simmons & Simmons gehören zu den Mietern des MesseTurms, der mit seinen rund 257 Metern der zweithöchste Bau in Frankfurt ist und nur noch vom Commerzbank Tower überragt wird. Der Wolkenkratzer war bei seiner Fertigstellung 1991 sogar das höchste Gebäude in Europa.
Der rote Turm wird wegen seiner Form von den Bewohnern Frankfurts auch "Bleistift" genannt. Der Architekt Helmut Jahn orientierte sich bei der Gestaltung aber nicht an einem Schreibgerät, sondern v.a. an den Art-Déco-Wolkenkratzern der 1930-er Jahre. Die klassische Aufteilung in Sockel, Turmschaft und Spitze zeigt sich auch beim MesseTurm: Aus einem quadratischen Sockel wächst der Schaft mit zunächst quadratischem Grundriss, dann mit eingezogenen Ecken. Der Zylinder des oberen Turmbereichs geht in die dreigeschossige Pyramide der Spitze über.
Der MesseTurm gehört übrigens zu den drei Gebäuden in Frankfurt mit einer eigenen Postleitzahl, neben dem OpernTurm und The Squaire am Flughafen.
Bild: Norbert Nagel per Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, Bearbeitung LTO
Anja Hall, 11 Kanzleibüros mit bester Aussicht: Hoch, höher, Frankfurt . In: Legal Tribune Online, 17.11.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21189/ (abgerufen am: 02.10.2023 )
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