Es ist, als hätten die Kanzleien sich abgesprochen. In diesem Jahr wünschen sie uns mit ihren Weihnachtskarten nicht nur frohe Festtage, es gibt einen neuen Trend: Die Kanzleien setzen auf Interaktion. Das gefällt uns.
1/6: Wir sagen Danke!
Alle Jahre wieder trudeln ab dem ersten Advent die Weihnachtskarten ein. Same procedure as last year? Nein, in diesem Jahr ist etwas anders. Die einen schicken uns kleine Pakete mit Zutaten für ein selbst gekochtes Essen, die anderen Gutscheine für einen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt. Wieder andere wollen uns mit ihren Weihnachtskarten zum Basteln animieren.
Wir machen uns nichts vor, dahinter steckt natürlich Kalkül: Wir sollen aktiv werden, uns wohl fühlen – und dabei an die Kanzlei denken, die uns dieses Wohlgefühl verschafft hat.
Den Trick haben wir also durchschaut, übel nehmen wir ihn dennoch nicht. Im Gegenteil: Wir freuen uns sehr über die guten Wünsche und auch darüber, dass die Absender so kreativ waren.
2/6: Aufstehen mit Buchalik Brömmekamp
Weiß auf blau ein Spruch von Churchill: "Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird". Sinnig für eine Kanzlei, die auf Restrukturierungen und Insolvenzen spezialisiert ist. Und vermutlich auch das Kanzlei-Motto für 2018: Denn Buchalik Brömmekamp hat in diesem Jahr viel Dresche kassiert für ein Akquiseschreiben an den Trigema-Chef Wolfgang Grupp. Was als Werbung für die Expertise der Kanzlei bei Planinsolvenzen gedacht war, war in den Augen anderer ein Angebot zu tricksen, um Unternehmen auf Kosten der Steuerzahler sanieren.
Falls der heftige Gegenwind von Medien, Wettbewerbern und nicht zuletzt von Wolfgang Grupp die Kanzlei umgeworfen haben sollte: Inzwischen ist sie offensichtlich wieder aufgestanden. Zumindest hat sie es bis zum Schreibtisch geschafft, um Weihnachtskarten zu schreiben. Danke!
3/6: Sprachen lernen mit DLA Piper
Die Weihnachtskarte von DLA Piper ist ein Mini-Adventskalender. Auf jedem Türchen prangt die Flagge eines Landes, in dem die Kanzlei Standorte unterhält. Öffnet man das Türchen, stehen dahinter Festtagswünsche in Landessprache.
Gut, das ist ein bisschen angeberisch und kaum verhohlene Eigenwerbung: "Schau mal an, wo es DLA Piper überall gibt!" Aber uns hat es Spaß gemacht, die Türchen zu öffnen und unsere Sprachkenntnisse zu erweitern. Oder wissen Sie, was "Frohe Festtage" auf Polnisch heißt? Oder auf Tschechisch? Wir sind noch dabei, unsere Zungen zu entknoten.
4/6: Auf einen Glühwein mit Hilbrandt Rückert Ebbinghaus
Die Karte an sich haut uns nicht vom Hocker– ein hübsches Foto vom Hamburger Rathaus bei Nacht. Kann man machen als Kanzlei mit Sitz in der Hansestadt, originell geht sicherlich anders. Richtig nett wird es aber auf der Innenseite. Denn die Kanzlei Hilbrandt Rückert Ebbinghaus hat gedichtet – oder dichten lassen: Ein paar Zeilen zum Advent mit der Botschaft, dass die Empfänger der Karten im Vorweihnachtstrubel inne halten und einen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt gegenüber der Kanzlei trinken sollen. Ein Gutschein ist beigelegt.
Vor allem aber bitten die Anwälte ihre Weihnachtsgrußempfänger, sich bei Ihnen zu melden, wenn sie den Gutschein einlösen, denn sie wollen gerne mitkommen. Falls das aus Termingründen mal nicht funktioniere – Zeit für ein "Hallo" sei immer. Wir konnten nicht kommen, aber "Danke" für die Einladung!
5/6: Schneemann bauen mit Wilhelm Rechtsanwälte
Ohne Originalität geht nicht! Bei Wilhelm Rechtsanwälte, berühmt-berüchtigt für die besten Kanzlei-Partys in Düsseldorf, sind die Karten immer etwas ganz Besonderes. Als wollten die Versicherungsrechtler von vorneherein mit der Idee aufräumen, sie könnten mit diesem Rechtsgebiet verstaubt sein. Alles, nur das nicht!
Dabei setzt auch diese Kanzlei auf Interaktion: Der grünen Karte mit ziemlich nacktem Schneemann ist ein Bogen mit Aufklebern beigefügt. Augen, Sonnenbrille, Zigarre, Pfeife, unterschiedliche Kopfbedeckungen und Knöpfe – der Schneemann soll gestaltet werden. Dann ein Foto machen und an die Kanzlei schicken. Der schönste Schneemann wird auf Instagram gezeigt.
6/6: Kinder malen mit Kirkland & Ellis
Alle Jahre wieder lassen einige Anwälte Kinder die Weihnachtskarten gestalten – manchmal dürfen die eigenen ran, manchmal externe. Auf wen auch immer die Wahl fällt: Wir finden Malereien von jungen Menschen immer wieder schön, auch wenn es im vergangenen Jahr keine unter die ersten fünf Platzierten geschafft hat.
Die zauberhaft und unbefangen gemalten Bilder erinnern an die eigene Kindheit. Und daran, welchen besonderen Zauber Weihnachten damals hatte. Die selbstgemalten Karten bringen uns - mindestens für einen Moment - dieses Gefühl zurück.
Anja Hall und Tanja Podolski, Best of Weihnachtskarten 2017: Aufstehen, Schneemann bauen, Glühwein trinken . In: Legal Tribune Online, 16.12.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/26057/ (abgerufen am: 02.05.2024 )
Infos zum Zitiervorschlag