Ein Arbeiter beim Chemieriesen BASF löste unabsichtlich eine Explosion aus. Fünf Menschen starben. Drei Jahre später hat das LG Frankenthal den Mann nun zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Knapp drei Jahre nach einem schweren Explosionsunglück auf dem Gelände des Chemiekonzerns BASF in Ludwigshafen ist der Angeklagte zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung verurteilt worden. Nach Überzeugung des Landgericht (LG) Frankenthal (Rheinland-Pfalz) hatte der Angeklagte fahrlässig mehrere Explosionen auf dem Gelände der BASF in Ludwigsburg verursacht (Urt. v. 27.08.2019, Az. 3 KLs 5122 Js 36045/16).
Der 63 Jahre alte Mann hatte bei Reparaturarbeiten im Oktober 2016 eine falsche Leitung angeschnitten. Es kam zu einer verheerenden Explosion, bei der fünf Menschen starben und 44 weitere verletzt wurden. Unter den Toten waren vier Mitarbeiter der Werksfeuerwehr. Der Sachschaden nebst Folgeschäden hinsichtlich des Betriebsablaufs wurde von der Staatsanwaltschaft zu Verfahrensbeginn auf mindestens 500 Millionen Euro geschätzt.
Die Staatsanwaltschaft ging in ihrer Anklageschrift davon aus, dass der Angeklagte am Unglückstag eine Art Blackout hatte. Der 63 Jahre alte Mann aus Bosnien-Herzegowina sagte vor Gericht, keinerlei Erinnerung zu haben, nicht einmal daran, dass er selbst in Flammen gestanden hatte. "Das war der schwerste Tag in meinem Leben. Das hat mein Leben kaputt gemacht", erklärte er.
11.000 Seiten Verfahrensakten
Verurteilt wurde der Angeklagte unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung. Das Gericht entsprach in seinem Strafmaß der Forderung der Staatsanwaltschaft. Diese hatte eine Freiheitsstrafe von einem Jahr verlangt, die auch zur Bewährung ausgesetzt werden könne. Der Verteidiger des 63-Jährigen hatte dagegen einen Freispruch oder im Falle einer Verurteilung eine Bewährungsstrafe von maximal sechs Monaten gefordert.
Die Nebenkläger hielten diese Strafen dagegen nicht für hoch genug. Sie beantragten zweieinhalb Jahre Haft. Thema in dem Prozess war auch eine mögliche Mitverantwortung von BASF wegen unzureichender Sicherheitsmaßnahmen.
Seit dem 5. Februar war das Unglück vor dem Landgericht strafrechtlich aufgearbeitet worden. Nach Angaben von Gerichtssprecher Christian Bruns sagten 28 Zeugen in dem Verfahren aus, neun Sachverständige wurden befragt. Die Akten des Verfahrens umfassen laut Gericht mehr als 11.000 Seiten.
dpa/acr/LTO-Redaktion
LG Frankenthal verurteilt Chemiearbeiter: . In: Legal Tribune Online, 28.08.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/37283 (abgerufen am: 02.12.2024 )
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