Die Entscheidung der Briten, aus der Europäischen Union auszutreten, hat die Stimmung am europäischen M&A-Markt deutlich eingetrübt. Dies ist das Ergebnis einer Studie von CMS und dem Informationsdienstleister Mergermarket.
Für die Studie European M&A Outlook hat Mergermarket vor und nach dem Brexit-Referendum vom 23. Juni dieses Jahres insgesamt 230 in Europa ansässige Führungskräfte von Unternehmen und Private-Equity-Gesellschaften zu ihrer Meinung befragt. Die Unterschiede sind überdeutlich: Nach der Brexit-Entscheidung rechneten zwei Drittel der Befragten mit einem Rückgang der europäischen M&A-Aktivitäten in den kommenden zwölf Monaten, vor dem Referendum erwarteten nur 18 Prozent eine rückläufige Entwicklung.
Während vor dem 23. Juni nur 23 Prozent der Befragten die Lage am europäischen M&A-Markt schlechter als im Vorjahr einschätzten, stieg dieser Wert im Anschluss auf das Referendum auf 90 Prozent.
Obwohl Unwägbarkeiten und Ungewissheit vorherrschen, gibt es auch vorsichtige Optimisten, etwa Stefan Brunnschweiler, Leiter der Praxisgruppe Corporate/M&A bei CMS. Europa gelte nach wie vor als attraktiver Investitionsstandort und sei ein extrem zugänglicher Markt, der durch günstige Bewertungen beflügelt werden könnte, sagt er. "Wenn sich der Staub gelegt hat, werden die investitionsbereiten Unternehmen die Gewinner sein", ist Brunnschweiler überzeugt.
In der Tat fielen die Transaktionsdaten, die Mergermarket für Großbritannien und Europa im dritten Quartal 2016 erhoben hat, nur geringfügig schlechter aus als in den Vergleichzeiträumen. Die europäischen M&A-Daten folgen dem weltweiten Trend: Die Transaktionen bewegen sich nach dem Höhenflug 2014 und 2015 volumen- und wertmäßig wieder auf dem Niveau des Jahres 2013. Trotz des Brexit-Votums steht das Vereinigte Königreich in Europa sowohl in Bezug auf Volumen als auch auf den Wert der Transaktionen immer noch an der Spitze, und auch zahlreiche weitere europäische Märkte sind für außereuropäische Investoren nach wie vor attraktiv.
Sinkende Preise dank Brexit?
Für die Käufer könnte sich die Entwicklung der Assetpreise als ein Vorteil der Brexit-Entscheidung erweisen. Gegenüber 39 Prozent vor dem Referendum sahen nach dem Referendum 54 Prozent der Befragten unterbewertete Targets auf der Käuferseite als treibende Kraft für die M&A-Aktivitäten. Nahezu neun von zehn Unternehmen und Private-Equity-Gesellschaften, die einen Deal in Betracht ziehen, bezeichnen günstige Preise als ein ausschlaggebendes Argument für ihre Transaktionen.
Die befragten Führungskräfte glauben auch, dass die Aktivitäten außereuropäischer Investoren in Europa in den kommenden zwölf Monaten zunehmen werden: Fast 80 Prozent der Befragten erwarten eine volumenmäßige Zunahme der M&A-Aktivitäten von Investoren außerhalb Europas, während 61 Prozent mit einem Anstieg des Gesamtwertes dieser Deals rechnen. Gerade nordamerikanische und chinesische Käufer werden durch Zukäufe in Europa ihr internationales Wachstum vorantrieben wollen.
Für den European M&A Outlook befragte Mergermarket im zweiten Quartal 2016 Führungskräfte von 170 Unternehmen und 60 Private-Equity-Gesellschaften mit Sitz in Europa, wie sie die Entwicklung am europäischen M&A-Markt in den kommenden zwölf Monaten einschätzen. Dieselben Personen wurden im Juli und August, also nach dem Brexit-Votum, noch einmal befragt. Alle Befragten waren in den letzten zwei Jahren an mindestens einer M&A-Transaktion beteiligt.
Mergers & Acquisitions: . In: Legal Tribune Online, 04.11.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21065 (abgerufen am: 11.12.2024 )
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