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UN-Kriegsverbrechertribunal erhöht Strafe: Lebens­lang für Karadzic

20.03.2019

Radovan Karadzic vor seinem erstinstanzlichen Urteil 2016

International Criminal Tribunal for the former Yugoslavia, Wikimedia Commons, CC BY 2.0; Zuschnitt und Skalierung durch LTO

Der Hauptverantwortliche für den Völkermord von Srebrenica, der Ex-Serbenführer Radovan Karadzic, muss lebenslang hinter Gitter. In der Berufung erhöhte das Kriegsverbrechertribunal der Vereinten Nationen das Strafmaß für den 73-Jährigen.

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Wegen des Völkermordes von Srebrenica ist der politisch Hauptverantwortliche, der Ex-Serbenführer Radovan Karadzic (73), zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Fast ein Vierteljahrhundert nach diesem schlimmsten Massaker in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg sprachen die Richter des UN-Kriegsverbrechertribunals am Mittwoch in Den Haag das Urteil gegen Karadzic und erhöhten seine Strafe. In erster Instanz war er noch zu 40 Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil ist endgültig.

Die Verbrechen seien so "extrem schwerwiegend", dass eine 40-jährige Haftstrafe "unangemessen und ungerecht" sei, sagte der Vorsitzende Richter. Auf der Tribüne brach lauter Applaus aus. 

Die Richter verurteilten den früheren Psychiater wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen sowie wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Balkan-Krieges in den 1990er Jahren. Sie sahen seine Schuld an tausendfachem Mord als erwiesen an. Zudem sei er verantwortlich für Verfolgung und Zwangsvertreibung bosnischer Muslime und für die 44-monatige Belagerung der bosnischen Stadt Sarajevo. Schließlich wurde Karadzic für den Völkermord von Srebrenica schuldig gesprochen - das schlimmste Massaker auf europäischem Boden nach dem Zweiten Weltkrieg.

Im Sommer 1995 hatten serbische Einheiten unter General Ratko Mladic die damalige UN-Schutzzone überrannt. Die niederländischen Blauhelme hatten sich kampflos ergeben. Serben hatten anschließend rund 8.000 muslimische Männer und Jungen ermordet. Ex-General Mladic war 2017 in erster Instanz zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er legte Berufung ein.

Verfolgung von bosnischen Muslimen nicht als Völkermord eingestuft

Karadzic war erst 2008 nach 13 Jahren auf der Flucht in Serbien als alternativer Heiler entdeckt und an das Gericht ausgeliefert worden. 

Angehörige von Opfern jubelten im Gerichtssaal, als die Richter das Urteil verkündet hatten. "Endlich Gerechtigkeit", sagte Munira Subasic von der Organisation "Mütter von Srebrenica". Eine lebenslange Haftstrafe sei die einzig gerechte Strafe für Karadzic. "Die Wahrheit und die Gerechtigkeit haben gesiegt."

Karadzic hatte während des Prozesses immer wieder seine Unschuld beteuert. Die Vorwürfe seien "haltlos", er sein kein Kriegstreiber, sondern im Gegenteil der "Friedenstifter des Balkans" gewesen. Er hatte Freispruch gefordert. 

Auch die Anklage hatte nach dem Urteil der ersten Instanz Berufung eingelegt. Sie hatte eine lebenslange Strafe gefordert und wollte, dass auch die Verfolgung von Muslimen in bosnischen Kommunen als Völkermord eingestuft wird. Das aber sahen die Richter nicht so.

Das Berufungsverfahren war vom sogenannten Residual-Mechanismus für UN-Tribunale verhandelt worden, der Nachfolge-Organisation der Kriegsverbrechertribunale für Ex-Jugoslawien und Ruanda.

dpa/mam/LTO-Redaktion

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UN-Kriegsverbrechertribunal erhöht Strafe: Lebenslang für Karadzic . In: Legal Tribune Online, 20.03.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/34485/ (abgerufen am: 17.05.2022 )

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