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Im Wettstreit um die Top-Absolventen: Re­cruit­ing klappt auch mit kleinem Budget

von Christiane Legler und Susanne Kleiner, MSc

08.07.2015

Jura-Absolventen im Wettstreit um die besten Kanzleien

Foto: .shock - Fotolia.com

Große Kanzleien rüsten im Kampf um die High Potentials unter den Jura-Absolventen gewaltig auf. Haben kleine Kanzleien das Nachsehen? Nicht unbedingt, meinen Christiane Legler und Susanne Kleiner. Man muss es nur klug anstellen.

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Persönlicher Kontakt ist Gold wert…

Ausgezeichneter Nachwuchs ist rar. Denn nur knapp fünfzehn Prozent aller Jura-Absolventen bestehen ihre Examina mit Vollbefriedigend. Grund genug für große Sozietäten, Human Resources Manager einzustellen, um die Besten zu jagen: Auf Jobmessen, in Anzeigen und bei exklusiven Events locken sie Berufseinsteiger mit sechsstelligen Gehältern und familienfreundlichen Arbeitszeiten. Nichtsdestotrotz punkten auch kleine Kanzleien mit Präsenz, Klarheit und Sympathie.

Definieren Sie Ihren Markenkern

Markenaffine Anwälte wissen: Sind wir dynamisch, eher konservativ, innovativ oder bodenständig? Und dafür stehen sie. Sie bekennen sich zu ihren Werten und kommunizieren glaubwürdig. Die Formel geht auf. Wer ein klares Bild von sich selbst zeichnet, gewinnt Kontur. So ziehen markante Arbeitgeber Bewerber an, die wirklich zu ihnen passen. Denn Bestnoten sind keineswegs das einzige Kriterium, um Teams wertschöpfend zu komplettieren. Auch weiche Faktoren und kommunikative Stärken zählen.

Das Erscheinungsbild muss stimmen

Eine saubere Markenführung und ein professionelles Corporate Design gehen Hand in Hand. Nur wer wirklich sichtbar ist, kann aussichtsreich andocken - ganz unabhängig von der Größe einer Kanzlei. Arbeiten Sie mit Grafikern oder Werbeagenturen zusammen, die ihr "Handwerk" verstehen. Sie brauchen kein Riesenbudget. Es geht um eine Basisinvestition. Und die lohnt sich, wenn Sie Ihr "Look & Feel" konsequent umsetzen und zeigen. Dann bleiben Sie in Erinnerung, und Bewerber erkennen Sie wieder.

Das kommt besonders bei Stellenanzeigen in einschlägigen Medien zum Tragen. Bedenken Sie: Ein nachhaltiger Markenauftritt gelingt nur, wenn Sie sich kontinuierlich engagieren. Besser Sie konzentrieren sich auf wenige Kanäle und takten Annoncen mehrfach, anstatt budgetsprengende Eintagsfliegen zu füttern.

Persönlicher Kontakt ist Gold wert

Recruiting ist Beziehungspflege. Tragfähige Brücken baut, wer mit seinen Wunschkandidaten persönlich in Kontakt tritt. Das funktioniert dann, wenn rekrutierende Kanzleien ambitionierte Studierende zu sich einladen. Manche organisieren Fachworkshops in den eigenen Räumen. Andere bieten Kanzleiführungen mit Kamingesprächen an oder fördern die Argumentationsstärke der jungen Anwaltschaft, indem sie Moot Court Teams unterstützen und coachen: Junganwälte messen sich im Plädieren vor Profis. Die alten Hasen geben Feedback.

Engagierte Berufsträger bilden überdies Referendare und Praktikanten aus. Interessierte Kanzleien kommen dem Nachwuchs im wahrsten Sinne des Wortes entgegen. Sie bieten vor Ort in Universitäten hilfreiche Referate oder Übungen abseits des juristischen Lehrplans an. Andere kooperieren mit Universitäten oder Studentenorganisationen. So oder so – Gastfreundschaft verbindet. Kanzleien sind gut beraten, Gäste zu bewirten und wertschätzend in Erinnerung zu bleiben. Und das alles kostet vor allem persönlichen Einsatz, wenig Budget.

…ebenso die Präsenz im Internet

Entwickeln Sie Strahlkraft im Netz

Junge Menschen tummeln sich im Netz. Deshalb nutzen zielgruppenorientierte Kanzleien Online-Kanäle, um Inhalte, neudeutsch: Content, an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Das Netz schafft Reichweite in Windeseile. Denn Social Communities vereinen Gleichgesinnte. Starke Inhalte werden geteilt. Wer online "unterwegs" ist, ködert also im reich gefüllten Teich. Vorausgesetzt, er folgt einer klugen Strategie und kommuniziert professionell.

Netzaffine Kanzleien thematisieren nicht nur juristische Inhalte. Pluspunkte ernten Juristen, die als wohlwollende Partner auftreten. Wer überdies informiert, wie er Youngsters zu Persönlichkeiten entwickelt und Berufseinsteiger weiterbildet, genießt Aufmerksamkeit. Auch ehrenamtliches Engagement besticht. Offenheit und Attraktivität signalisieren zudem jüngste Deals, Erfolge vor Gericht, Aktivitäten in Kommissionen oder Ausschüssen oder O-Töne von Referendaren.

Online-Akteure planen redaktionelle Inhalte frühzeitig, fixieren die Veröffentlichung ihrer Postings im Kalender. Und sie pflegen eine junge Sprache, die zu ihnen und dem Netzjargon passt und gleichzeitig eine angemessene Distanz wahrt. Aussagekräftige Profile auf Xing, LinkedIn, Facebook, Googleplus, Twitter oder in Blogs unterstützen budgetschonend dabei, sich einen breiten Adressatenkreis zu erschließen. Beachtung verdient außerdem, wer in Branchenforen mitdiskutiert.

Stecken Sie sich realistische Ziele

Pflegen Sie Ihre eigene Website. Das ist Ihr Hoheitsgebiet. Kommunizieren Sie auch dort, was Sie für den Nachwuchs tun. "Sprechen" Sie über Ihre Kooperationen und Termine in Universitäten oder auf Messen. Mit Social Media lotsen Sie Besucher auf Ihre Website und umgekehrt. Verlinken Sie geschickt. So erzeugen Sie Reichweite. Wichtig ist: Planen Sie Ihre Kapazitäten sorgfältig oder kaufen Sie sich Unterstützung ein. Sonst besser Finger weg. Auch im Netz gilt: Ungepflegt ist unattraktiv.

Kleine Budgets erfordern Köpfchen. Setzen Sie Ihre Mittel maßvoll ein. Es geht auch ohne Messestände, Recruiting-Experten, Imageanzeigen, Give-Aways oder andere kostenintensive Maßnahmen. Seien Sie kreativ, teilen Sie Wissen und bieten Sie Mehrwert im Netz. Gute Ideen und Querdenken fallen auf fruchtbaren Boden: im persönlichen Kontakt, in den sozialen Netzwerken und auch bei Bloggern und Redakteuren.

Christiane Legler ist seit 2011 Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Kanzlei Redeker Sellner Dahs. Zuvor hat sie in führender Position in verschiedenen PR-Agenturen für DAX 30-Unternehmen strategische sowie projektbezogene Kommunikationskonzepte verantwortet.

Susanne Kleiner ist freie PR-Beraterin, Texterin, Journalistin und Mediatorin in München und kooperiert mit Rechtsanwälten als Expertin für Litigation-PR. Außerdem berät sie in allen Fragen rund um die Kanzlei-PR und Markenstrategie und entwickelt Image- und Werbetexte für Online- und Printmedien. Als Dozentin und zertifizierte Trainerin vermittelt sie mediale und persönliche Kommunikationskompetenz für Rechtsanwälte.

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Christiane Legler und Susanne Kleiner, Im Wettstreit um die Top-Absolventen: Recruiting klappt auch mit kleinem Budget . In: Legal Tribune Online, 08.07.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/16122/ (abgerufen am: 02.10.2023 )

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