Uni Düsseldorf

Ein Pro­fessor für jeden Jura-Erst­se­mester

von Marcel SchneiderLesedauer: 3 Minuten

An der Uni Düsseldorf sollen Jurastudenten bald schon im ersten Semester einen engeren Draht zu den Professoren bekommen: In kleiner Runde könnten zum Beispiel Fachaufsätze diskutiert werden. Im zweiten Semester übernehmen dann Richter.

"Wenn die Studenten mit 300 anderen im Hörsaal sitzen, kommt es nur selten zu Rückfragen und Diskussionen. Wir wollen diese Distanz zu den Professoren möglichst früh abbauen", sagt Prof. Dr. Christian Kersting von der Universität Düsseldorf. Zusammen mit seinen Kollegen hat er deshalb das "Professorenkolloquium" ins Leben gerufen.

Jeder der 17 Düsseldorfer Juraprofessoren wird dazu ab dem kommendem Wintersemester je eine Gruppe von etwa 20 Studenten betreuen. Das Kolloquium findet im wöchentlichen Wechsel zu den üblichen Tutorien statt, in denen Studenten, die bereits an den Lehrstühlen arbeiten, den Neulingen dabei helfen, sich im Unialltag zurechtzufinden. Alle zwei Wochen zwei Semesterwochenstunden ein Treffen in überschaubarer Runde mit dem Professor also – und dann?

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"In kleiner Runde die Scheu vor dem Professor verlieren"

Was genau die Professoren mit den Studenten machen, ist nicht festgelegt. Die einzige Vorgabe lautet: Die Jura-Erstsemester sollen einen Eindruck davon bekommen, wozu das, was sie lernen, überhaupt gut ist, und wohin die Reise mit dem Jurastudium gehen kann. Ein paar der bisher gesammelten Ideen: von der Arbeit am Lehrstuhl berichten, über die eigene Forschungsarbeit erzählen, aktuelle Themen mit rechtlichem Bezug diskutieren oder zusammen einen Fachaufsatz lesen und besprechen.

Von der zusätzlich investierten Zeit erhoffen sich die naturgemäß eher über- als unterbeschäftigten Professoren natürlich auch etwas. So kämen an der Uni Düsseldorf auf jeden verfügbaren Erstsemester-Platz gut zehn Bewerber, sagt Kersting. "Entsprechend weh tut der Fakultät jeder Student, der abbricht. Das Kolloquium soll zusätzliche Motivation schaffen, am Ball zu bleiben."

Außerdem ließen sich so schon frühzeitig Kontakte zu potenziellen Wissenschaftlichen Mitarbeitern und Doktoranden schaffen. Und weiter: "Wenn in kleiner Runde die Scheu sinkt, vor anderen und mit dem Professor zu diskutieren, dann werden hoffentlich auch die Vorlesungen im großen Hörsaal auf Dauer lebendiger", wünscht sich Kersting.

Im zweiten Semester: "Selbstverständlich geht's auch mal zum Gericht"

Im zweiten Semester übernehmen dann Richter aus dem Düsseldorfer OLG-Bezirk die Studentengruppen von den Professoren, das Kolloquium findet weiter in den Räumlichkeiten der Uni statt. Die Zusammenarbeit zwischen Uni und Justiz rührt daher, dass die Präsidenten des örtlichen Verwaltungs- und Landgerichts sowie des Oberlandesgerichts im Beirat der juristischen Fakultät sitzen. Beteiligt ist auch das NRW-Justizministerium, welches das Professorenkolloquium als Pilotprojekt betrachtet.

Der Fokus ändert sich dabei auch in der zweiten Phase des Projekts nicht, verspricht Dr. Werner Richter, Präsident des Oberlandesgerichts Düsseldorf: "Die Relevanz des an der Uni vermittelten Stoffs soll für die Studenten möglichst früh erläutert und veranschaulicht werden." Die ausgewählten Kollegen, die sich dann in dem Projekt engagieren, würden das dann im Rahmen einer Nebentätigkeit tun, vergleichbar mit der Leitung der Arbeitsgemeinschaften für Referendare.

"Selbstverständlich", sagt Richter, "werden die Studenten im zweiten Semester dann auch mal bei Gericht vorbeischauen. Und zum Ende des zweiten Semesters werden dann alle, die am Kolloquium teilgenommen haben, zur Abschlussveranstaltung in das Oberlandesgericht Düsseldorf eingeladen."

Und was ist mit Anwälten?

Auf entsprechende Nachfrage im Gespräch mit LTO sagt Kersting: "Anwälte beziehen wir in diesem Stadium noch nicht ein, um einen klaren Fokus zu behalten. In den späteren Semestern besteht hierzu noch in großem Umfang die Gelegenheit." Die anwaltliche Sicht komme in Düsseldorf deswegen aber nicht zu kurz: Es gebe Seminare und Vorlesungen, in denen Anwälte als Praktiker zu Wort kommen, ebenso entsprechende Ringvorlesungen. Zudem seien viele Anwälte als Lehrbeauftragte und auch Honorarprofessoren an der Uni tätig.

So oder so: Mit ihrem Projekt dürften die Düsseldorfer Professoren ihren Studenten ein willkommenes Angebot machen.Viele Erstsemester wünschen sich mehr Kontakt zu den Professoren und Betreuung im kleineren Rahmen. Neben der Fachschaft als klassischer Anlaufstelle leisten so auch die Dozenten einen Beitrag.

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