Olympiasieger Martin Sauer

Ein Jura-Stu­dent im Deut­sch­land-Achter

von Constantin KörnerLesedauer: 3 Minuten

Der Deutschland-Achter in London fuhr zum ersten Mal seit 24 Jahren wieder Gold bei den Olympischen Spielen ein. Mit im Boot saß der 29-jährige Jura-Student Martin Sauer. Im olympischen Dorf nahm sich der Steuermann die Zeit für ein Interview mit unserem Autor Constantin Körner.

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LTO: Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch auch von uns, Herr Sauer! Wie fühlt man sich mit einer olympischen Goldmedaille um den Hals?

Sauer: Ich fühle mich großartig! Nach vier Jahren harter Arbeit wäre aber auch nichts schlimmer, als sich in irgendeiner Form anders zu fühlen.

LTO: Sie studieren Jura an der Ruhr-Universität Bochum. Warum haben Sie sich gerade für dieses Studium entschieden?

Sauer: Es ist das einzige Fach, in dem man keine Mathematik jenseits der einfachen Addition beherrschen muss. Spaß beiseite. Das Fach liegt mir schon immer gut. Für viele wirkt juristisches Denken etwas quer und unlogisch, aber mir macht es durchaus Spaß, die Probleme, die zwischen Gesetz und Fall liegen, zu bearbeiten.

LTO: Wie schaut Ihr Alltag typischerweise aus, um das zeitaufwendige Studium mit dem Sport unter einen Hut zu bringen?

Sauer: Normalerweise trainieren wir um sieben Uhr, damit man um neun Uhr pünktlich in der Vorlesung sitzt. Wenn notwendig auch früher. Morgens machen wir normalerweise zwei Stunden Ausdauertraining. Nach der Uni gegen 16 Uhr findet eine zweite Einheit von zwei Stunden Krafttraining oder Ausdauertraining statt. Am Abend sollte noch etwas gelernt werden, um regelmäßig auch die Prüfungen zu bestehen. Am Wochenende finden dann drei Trainingseinheiten am Tag statt.

"Studium bildet Grundlage, den Sport betreiben zu können"

LTO: Inwiefern können Sie beim Studium vom Rudern bzw. beim Rudern vom Studium profitieren?

Sauer: Rudern ist eine sehr zeitaufwendige und körperlich sehr anstrengende Sportart. Das Studium bildet meist schon die Grundlage, den Sport überhaupt zu betreiben. Denn wer nebenbei arbeiten muss oder eine Lehre macht, findet selten noch die Zeit oder die notwendige körperliche Erholung, um im Training mitzuhalten. Zudem muss man beim Rudern viele Einheiten allein und unabhängig vom persönlichen Wohlgefühl durchhalten. Das diszipliniert und hilft einem zu lernen, Ziele langfristig und hartnäckig zu verfolgen. Diese Eigenschaften überträgt man natürlich auch auf sein Studium.

Bild: Olaf Kosinsky (https://kosinsky.eu/) Lizenz: CC BY-SA 3.0-de

LTO: Sie sind der Steuermann im Deutschland-Achter. Was macht diese Position aus?

Sauer: Der Steuermann ist der Anführer seiner Mannschaft. Er leitet sie beim Training an, führt sie im Wettkampf und trifft Entscheidungen im Getümmel des Rennens. Zudem spielt er eine wichtige Rolle dabei, die Forderungen des Trainers umzusetzen. Der besondere Reiz im Deutschland-Achter ist das Zusammenspiel der acht Ruderer, die individuell herausragende Athleten sind, zu einer funktionierenden Einheit zusammenzufügen.

LTO: Trainieren Sie als Steuermann anders als Ihre Teamkollegen an den Rudern?

Sauer: Im Grunde nicht. Ausdauer ist notwendig, um die Trainingseinheiten wirkungsvoll zu arbeiten. Kraft braucht man, um im Rennen nicht wie ein nasser Sack im Boot herumzuschleudern, denn die Jungs bringen auf der 2.000-Meter-Strecke über 500 Watt pro Mann konstant an die Blätter.

LTO: Welche Reaktionen erwarten Sie von Kommilitonen und Professoren, wenn zukünftig ein Goldmedaillengewinner mit im Hörsaal sitzt?

Sauer: Ich hoffe, die Professoren bemühen sich weiterhin, mir konzentriert etwas über Recht beizubringen und die Kommilitonen sich weiterhin, selbst etwas zu lernen.

"Einige gute Juristen haben im Deutschland-Achter gesessen"

LTO: Dem Rudersport haftet noch immer ein gewisser elitärer Hauch an. Kann man als Jura-Student über den Sport ein funktionierendes Netzwerk in der Branche aufbauen?

Sauer: Es gibt einige gute Juristen, die im Deutschland-Achter gesessen haben. Sie sind einem natürlich auch behilflich, die ersten Schritte im Arbeitsalltag zu machen oder vielleicht an ein Praktikum zu kommen. Am Ende muss man aber vor allem durch gute Leistungen im Studium überzeugen. Denn die ehemaligen Achterruderer legen darauf ebenso viel Wert wie wir selbst.

LTO: Wie stellen Sie sich Ihre berufliche Zukunft vor?

Sauer: Zunächst will ich mein Studium beenden. Wie der Weg danach weiter geht, hängt sicher auch davon ab, wie gut mein Examen am Ende ausfällt. Mein Ziel ist es, damit am Ende in der Praxis, etwa als Anwalt, arbeiten zu können.

LTO: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg, Herr Sauer!

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