Themenwoche LL.M.-Programme

Ein Titel macht Karriere - und viele Juristen mit ihm

von Johanna Strohm, LL.M., M.A.Lesedauer: 5 Minuten
Der zunehmende Konkurrenzdruck auf dem juristischen Arbeitsmarkt macht es immer wichtiger, sich von der Masse der Absolventen abzuheben. Dabei wird die Weiterqualifikation durch ein LL.M.-Aufbaustudium immer beliebter. Fremdsprache oder Spezialisierung, interkulturelle Kompetenz oder hervorragende Kontakte: Der passende Studiengang hat über den Titel hinaus noch einiges mehr zu bieten.

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Neben dem klassischen "Dr." drängt in den vergangenen Jahren vermehrt der "LL.M." als akademischer Titel in die Karriereplanung deutscher Juristen. Seinen Ursprung hat der Abschluss im angloamerikanischen Hochschulsystem. LL.M. ist die englische Abkürzung für den akademischen Grad Master of Laws, der traditionell in den USA oder Großbritannien erlangt wurde. Seit zehn Jahren steigt weltweit die Anzahl der Angebote für spezialisierte LL.M.-Studiengänge. Ein Blick auf die Lebensläufe von Juristen in Wirtschaftsunternehmen, in großen Law Firms, aber auch mittelständischen Kanzleien zeigt eine immer größere Anzahl von Master-Abschlüssen – neben einem oder statt eines Doktortitels.

LL.M. als Konkurrenz zum Dr. jur.

Beide Titel haben ein hohes Prestige und erhöhen die Chancen auf eine erfolgreiche Karriere. Wer sich als Spitzenabsolvent alle Möglichkeiten offenhalten will, erwirbt beide Qualifikationen. Dr. und LL.M. haben unterschiedliche Zulassungsvoraussetzungen. Bei der Doktorwürde handelt es sich um einen akademischen Grad, der aufgrund einer wissenschaftlichen Arbeit verliehen wird. Der LL.M. wird im Rahmen eines postgradualen Aufbaustudienganges mit einer fachlichen Spezialisierung erworben; die zu erfüllenden Leistungen variieren. Die fachlichen Voraussetzungen für eine Promotion sind höher: Die meisten Promotionsordnungen der Universitäten verlangen ein Staatsexamen im Bereich "vollbefriedigend", während für viele LL.M.-Programme außerhalb der Spitzenuniversitäten geringere Anforderungen genügen. Für eine geplante Karriere im Staatsdienst ist der Doktortitel von größerer Bedeutung und für eine weitere wissenschaftliche Karriere sogar zwingend. Jedoch drängt der Großteil der Juristen nach der Zweiten Prüfung auf den außeruniversitären Arbeitsmarkt. Dort ist besonders bei großen international agierenden Kanzleien ein internationaler LL.M.-Abschluss gerne gesehen. Die in diesem Zusammenhang erlangten Kenntnisse anderer Rechtssysteme und sprachlichen Zusatzqualifikationen erleichtern oftmals den Einstieg in die Arbeit im internationalen Umfeld. Die kulturelle Erfahrung ist für Alexander Glos, selbst promoviert und Partner bei Freshfields Bruckhaus Deringer LLP, der wichtigste Aspekt eines LL.M.: "In einer international integrierten Sozietät wie der unseren hat man täglich mit ausländischen Kollegen und Mandanten zu tun. Da ist diese kulturelle Kompetenz, die man sich während eines Auslandsjahres aneignet, sehr hilfreich." Auch wer plant, als Syndikus, In-House-Jurist oder leitender Mitarbeiter Karriere in einem Wirtschaftsunternehmen zu machen, sollte über ein Master-Studium nachdenken. Gerade große Firmen legen Wert auf eine internationale Ausbildung ihrer Bewerber. In kleineren und mittleren Unternehmen und ihren beratenden Kanzleien gilt dagegen der Doktortitel noch mehr. Aber auch hier gilt: Je internationaler die Geschäftsbeziehungen, desto wichtiger die mit dem LL.M. erworbenen Zusatzqualifikationen.

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2/2: LL.M. im Ausland

Der Markt boomt. Es gibt über 1.000 Kursangebote an Universitäten in über 40 Ländern. Die Offerten sind sehr unterschiedlich, der Schwerpunkt liegt zumeist auf dem jeweiligen Landesrecht, Rechtsvergleichung oder internationalem Recht. Traditionell genießen insbesondere LL.M.s renommierter Universitäten aus den USA und Großbritannien eine besondere Wertschätzung der Arbeitgeber. Geringere Zulassungsanforderungen, niedrigere Kosten und die Möglichkeit, im Rahmen des Auslandsaufenthaltes das Land kennen zu lernen, lassen aber auch LL.M.-Programme in Australien, Neuseeland und Südafrika immer beliebter werden. Auch dort gewinnen die Absolventen Grundkenntnisse im Common Law, dem fallbezogenen Recht des angloamerikanischen Rechtsraums. Entscheidend sind außerdem die durch den LL.M. fachlich vertieften Englischkenntnisse, die "bei einem großen Teil von internationalen Mandanten nicht Zusatzqualifikation, sondern Grundlage der täglichen Arbeit sind", bestätigt Alexander Schwarz, promoviert und mit einem M.Jur.-Abschluss aus Oxford, als zuständiger Partner für Recruiting bei Gleiss Lutz. Die Beliebtheit von LL.M.-Programmen in Kontinentaleuropa und Asien steigt langsam. Viele Interessierte zögern, da Bewertungen aufgrund der stark variierenden Bedingungen an den Universitäten nur sehr schwer möglich sind. Dabei gibt es besonders auch in Kontinentaleuropa einige interessante Programme an sehr guten Universitäten mit großem Renommee.

LL.M. made in Germany

Früher stand ein LL.M.-Titel automatisch für ein im Ausland absolviertes Masterstudium. Inzwischen bieten fast alle 40 juristischen Fakultäten in Deutschland spezialisierte Programme an. Die in Deutschland erworbenen LL.M.-Abschlüsse haben bei Arbeitgebern bei weitem nicht den Stellenwert eines internationalen LL.M., fehlen dabei doch die zusätzlichen Schlüsselqualifikationen wie interkulturelle Kompetenz, Fremdsprachenkenntnisse und das Kennenlernen eines anderen Rechtsgebietes. Doch der LL.M einer deutschen Hochschule kann als Nachweis für eine besondere fachspezifische Vertiefungsausbildung punkten. In vielen juristischen Bereichen steigt das Bedürfnis nach immer größerer Spezialisierung und einem qualitativen Nachweis der Kenntnisse. Dies zeigt sich auch in der steigenden Anzahl der Fachanwaltstitel. Einige deutsche Masterstudiengänge sind so anwendungsorientiert, dass im Rahmen des Masterstudienganges gleichzeitig der theoretische Teil des entsprechenden Fachanwaltstitels abgelegt werden kann. Des Weiteren bieten viele deutsche LL.M-Programme neben der Spezialisierung  eine große Praxisnähe. Praktiker als Dozenten sind eher die Regel als die Ausnahme. Wer einen LL.M.-Abschluss in Deutschland machen möchte, sollte ein Programm auswählen, das gezielt berufliche Interessensschwerpunkte vertieft, den zeitgleichen Erwerb des theoretischen Fachanwaltstitels ermöglicht und durch renommierte Referenten überzeugt.

Mein maßgeschneiderter LL.M.

Angesichts der stetig steigenden Zahl von LL.M.-Angeboten und -Absolventen kommt es zunehmend darauf an, ein für den eigenen Karriereweg passendes und qualitativ gutes Programm zu finden. Ebenso wichtig sind der geeignete Zeitpunkt und die für diesen passende Form des Kurses. Einen LL.M. kann man praktisch an jedem Punkt des beruflichen Werdegangs absolvieren. Man kann den Master of Law auch per Teil- oder Fernstudium parallel zum Referendariat und der beruflichen Tätigkeit erwerben. Von einem maßgeschneiderten Titel kann man langfristig profitieren. Renommierte ausländische Universitäten, aber auch viele deutsche LL.M.-Programme verfügen über ausgezeichnete Alumni-Netzwerke. Hat man sich für einen Studiengang zum eigenen beruflichen Interessenschwerpunkt entschieden, dann arbeitet man "sehr eng mit Kommilitonen zusammen, die später oft die gleiche juristische Fachrichtung einschlagen. Dieses Netzwerk an Kontakten ist einem auch im Berufsalltag immer wieder von großem Nutzen", berichtet Rechtsanwalt René Grafunder bei Linklaters LLP, selbst Doktor und LL.M. (Brügge). So kann der LL.M.-Studiengang die persönliche und berufliche Entwicklung über den Erwerb des bloßen Titels hinaus langfristig bereichern.

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