Examensvorbereitung falsch gemacht

7 Tipps, wie Sie es garan­tiert ver­sauen

von Pia LorenzLesedauer: 6 Minuten
Schlaue Ratschläge für die richtige Examensvorbereitung hat jeder. Hier erfahren Sie, wie Sie es ganz sicher nicht packen. Und wie Sie sich dafür das passende Umfeld, die richtige Einstellung und den perfekten Lernplan schaffen. Und dabei abnehmen.

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1/7: Schaffen Sie sich ein Umfeld, das ausschließlich aus Juristen besteht

Gefahrengemeinschaften kennen Sie, vielleicht begründet ja auch die gemeinsam verbrachte Zeit vor dem Staatsexamen eine solche? (Sie wissen die Antwort nicht? Dann treten Sie bloß nicht zum Examen an! Sofern Sie sich bereits angemeldet haben: Jetzt sollten Sie in Panik geraten. Lernen Sie das gesamte Strafrecht AT noch einmal mal neu. Hören Sie auf, diesen Beitrag zu lesen. Es gibt Wichtigeres: Ihr Examen!) Zwar dürfen Sie getrost bezweifeln, dass die Menschen, mit denen Sie sich auf so schicksalhafte Weise verbunden fühlen, nach dem Examen noch eine große Rolle in Ihrem Leben spielen werden. Aber zum jetzigen Zeitpunkt erfüllen sie eine wichtige Funktion in der psychologischen Vorbereitung: Wer soll Ihnen sonst Horrorgeschichten über mündliche Prüfer erzählen, die nie passiert sind? Wer den angeblich schlimmsten Klausursachverhalt aller Zeiten ("Öffentliches Recht II! In Thüringen so gelaufen!") unzutreffend wiedergeben, der irgendwo im Bundesgebiet vor 3,5 Monaten gestellt wurde? Lassen Sie sich bloß nicht einreden, da draußen gäbe es auch noch etwas anderes als Ihr Examen. Nicht-Juristen haben keine Ahnung. Davon schon gar nicht.

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2/7: Umgeben Sie sich nur mit High Potentials oder solchen, die es gern wären

Kein Problem, sagen Sie? Längst geschehen, weil Sie Ihre Freizeit ohnehin zur Gänze in der Bib verbringen? Mag sein, aber auch dort gibt es schließlich solche und solche. Wer sich mit Losern umgibt, wird schnell mit reingezogen ins Übermaß an Kaffeepausen, den Mangel an Disziplin und die zwangsläufig resultierende Perspektivlosigkeit derer, die nicht verstanden haben, worum es im Leben wirklich geht. Achten Sie daher darauf, dass Sie sich mit Leistungsträgern umgeben oder denen, die es einmal werden wollen. Die Kontakte, die Ihnen jetzt und in Zukunft gut tun, sind leicht erkennbar an der Garderobe und Themenwahl: Neben dem Lernplan, juristischen Meldungen aus der Tagespresse und dem Crash-Kurs am vergangenen Wochenende sollte zunehmend auch die Berufsplanung eine Rolle spielen. Wer hat mehr Praktika absolviert, als Pflicht gewesen wären, und vor allem: wo? Wer erzählt gern und häufig von seinen guten Kontakten in die juristischen Schaltstellten der Macht? Diese Leute sagen ausnahmslos die Wahrheit und können Sie weiterbringen. Und dafür sind sie schließlich da.

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3/7: Distanzieren Sie sich von jeglicher Ablenkung

Der Fokus erfolgreicher Menschen auf das, was sie erreichen wollen, bedeutet auch, alles andere um sich herum auszublenden. Für Sie heißt das, dass Sie den ganz überwiegenden Teil der Zeit an Ihrem Schreibtisch, in der Bibliothek, in Repetitorien  und Ihrer Lern-AG (Letzteres wegen der hohen Ablenkungsgefahr durch Andere am besten nur am Wochenende) verbringen sollten. Verzichten Sie auf Aktivitäten, die Sie vom Kurs abbringen. Dazu gehört Sport ebenso wie Reisen, die nicht unmittelbar einen Bildungszweck erfüllen oder der Netzwerkpflege dienen. Lässt es sich, zum Beispiel aufgrund sozialer Zwänge aus diesem Netzwerk, ausnahmsweise nicht vermeiden, einer anderen Tätigkeit außer dem Lernen nachzugehen, achten Sie unbedingt darauf, dass diese allenfalls körperlicher Natur sein sollte. Geistige Ablenkung hingegen ist Gift für Ihre Examensvorbereitung. Es ist ganz einfach, wenn man nur will: Denken Sie an nichts anderes außer Jura. Von kulturellem Programm sollten Sie sich fernhalten; wenn Sie die Lust nach einem Buch überkommt, nehmen Sie ein Fachbuch. Andere Medien sind zum Lernen hingegen prinzipiell ungeeignet und verleiten zur Verschwendung kostbarer Zeit: Beugen Sie der Versuchung vor, indem Sie ihren Fernseher verkaufen und Ihr Internet abmelden.

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4/7: Sagen Sie Ihrem Menschenverstand adé

Zugegeben, das klingt etwas unvernünftig – aber nur, bis Sie es probiert haben! Zur Lösung von Klausuren haben Menschen, die schlauer sind als Sie, Fallgruppen und Schemata entwickelt, denen Sie unbedingt folgen müssen. Irritierende Eingebungen Ihres Verstandes oder ein schlechtes Bauchgefühl deuten keinesfalls auf mangelnde Kompatibilität von Sachverhalt und Standardlösung hin. Verlassen Sie sich also auf das, was Sie gelernt haben. Auch wenn der Fall haarscharf nicht derjenige ist, den Sie gelernt haben, wenden Sie unbedingt die Ihnen bekannten Strukturen an. Wer den vorgezeichneten Pfad verlässt, geht unweigerlich verloren. Besser also, Sie haben ein etwas unpassendes Ziel vor Augen, als gar keins!

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5/7: Nutzen Sie die Zeit für eine Diät

Einkaufen, Heimschleppen, Zubereiten, und dann auch noch jeden Bissen einzeln kauen: Essen ist die reinste Zumutung für Ihr Zeitkonto. Der Begriff hat ohnehin einen Anklang des Festlichen, von dem Sie sich verabschieden sollten: Zurück zur guten alten Nahrungsaufnahme.  Gerichte aus der Mikrowelle (kann man auch super online bestellen, das spart mindestens 20 Minuten Einkauf und Drumherum) werden unterschätzt. Am Schreibtisch eingenommen, haben Sie mindestens 30 Minuten Zeit gewonnen – pro Mahlzeit! Rechnen Sie das mal auf Ihre Examenszeit hoch. Echte Profis schlagen sich natürlich selbst damit nicht mehr rum, sondern greifen zu Nahrungspulver à la Soylent Green, das mit Leitungswasser aufgegossen wird (womit auch der Flüssigkeitsbedarf gedeckt wäre). Das ist vielleicht ein wenig eintönig, wird aber durch die anregende geistige Kost während der Lernphase aufgewogen.

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6/7: Setzen Sie ruhig auf mehr als ein System

Optimieren Sie Ihre Lern-Systeme stets weiter. Nur weil Sie mit Karteikarten ein gutes System gefunden haben, heißt das nicht, dass ein anderes nicht noch besser funktionieren könnte. Nur weil Sie glauben, ein bestimmtes Rechtsgebiet passabel gelernt zu haben, bedeutet das nicht, dass nicht irgendwo noch ein obskures Nischenproblem lauert. Und wenn Sie mit Ihren Probeklausuren immer rechtzeitig fertig werden, heißt das vermutlich einfach, dass Sie die Hälfte der Probleme übersehen haben. Wichtig ist deshalb, sich stets nach anderen Seiten umzusehen. Auch wenn es unterschiedliche Lerntypen gibt: Was, wenn das System des Kommilitonen ganz einfach besser ist? Sicherheitshalber sollten Sie es ausprobieren – und alle anderen Varianten auch, bis hin zu Selbsthypnose und vertonten Lehrbüchern zum Einschlafen. Wenn Sie Ihren Lernplan in der nötigen Tragweite umstellen und ergänzen wollen, können Sie damit Tage verbringen. Dass Sie die für die Vorbereitung verlieren, wird durch den zusätzlichen Lerneffekt aber locker aufgewogen.

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7/7: Melden Sie sich erst an, wenn Sie sich sicher sind

Solange Sie nicht das Gefühl haben, absolut alles zu wissen, sollten Sie sich keinesfalls zum Examen anmelden. Glauben Sie's uns: Irgendwann kommt der Tag, an dem Sie sich endlich sicher fühlen. An dem keine schwierige Frage, kein atypischer Sachverhalt und kein noch so obskures Rechtsgebiet Sie mehr aus der Ruhe bringen kann. Wenn es so weit ist, sollten Sie sich zum Examen anmelden – aber auch wirklich erst dann. Sollte das ein paar Jahre länger dauern als bei anderen, denken Sie, woran Sie ohnehin immer denken sollten: Dass es nichts Wichtigeres gibt als Ihr Examen – und was alles schiefgehen könnte, wenn man Sie auf dem falschen Fuß erwischt. Wo so viel auf dem Spiel steht, sind Restrisiken nicht akzeptabel. Sollte Sie jemand davon überzeugen wollen, dass dieser Zeitpunkt nie kommen, es immer irgendeine Lücke geben wird und Sie irgendwann wahnsinnig werden, wenn Sie noch länger lernen, dann sagen Sie ihm, dass er: – wait for it – keine Ahnung hat.

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