Studie der Arag zum Vertrauen in den Rechtsstaat: Hälfte der Deut­schen glaubt an Gleich­be­hand­lung vor Gericht

06.05.2025

Wie viel Vertrauen bringen Menschen ihrer Justiz und ihrem Rechtsstaat entgegen? Dieser Frage ist der Rechtsschutzversicherer Arag in einer internationalen Studie nachgegangen. Bei der Effizienz der Gerichte sind die Deutschen skeptisch.

Die Deutschen stehen ihrem Rechtsstaat zwar grundsätzlich positiv gegenüber, doch gerade bei der Effizienz der Gerichte herrscht Skepsis. Das zeigt eine Studie von Arag. Der Rechtsschutzversicherer befragte rund 7.500 Personen in sieben Ländern – darunter Deutschland, Norwegen, Italien und die USA.

Die erstmals erhobene Studie zeigt, dass in Norwegen mit Abstand die meisten Menschen in ihren Rechtsstaat vertrauen. 81 Prozent von ihnen gaben an, dass sie sehr viel, beziehungsweise viel Vertrauen haben, heißt es in der Mitteilung. Es folgen das Vereinigte Königreich (74 Prozent), die USA (71 Prozent) und die Niederlande (64 Prozent). An diese hohen Vertrauenswerte kommen die Werte aus Deutschland nicht heran: 62 Prozent der Befragten gab an, dem Rechtsstaat entsprechend stark zu vertrauen. Spanien (49 Prozent) und Italien (43 Prozent) wiesen die niedrigsten Vertrauenswerte aus.

Bei den Detailfragen zeichnen die Niederländer bei den meisten Themen das positivste Bild von ihrem Rechtsstaat. Von ihnen sind beispielsweise 77 Prozent der Meinung, dass ihr Staat ihre Grundrechte schützt, gefolgt von den USA (72 Prozent), Deutschland (70 Prozent), Norwegen (69 Prozent) und dem Vereinigten Königreich (68 Prozent), teilte Araq mit. In Spanien seien hingegen nur 57 Prozent und in Italien die Hälfte der Befragten davon überzeugt. Vor den Gerichten ihres Landes gut aufgehoben fühlen sich 68 Prozent der Bewohner der Niederlande, gefolgt von den Norwegern, Deutschen und den Briten. In den USA sind es nur gut die Hälfte. Italien hat mit 36 Prozent auch hier den niedrigsten Wert.

Deutsche gehen zum Anwalt

Zudem glaubt nach der Erhebung in Deutschland lediglich ein geringer Teil der Bevölkerung (34 Prozent), dass sich rechtliche Konflikte schnell und unkompliziert vor Gericht lösen lassen. In südlichen Ländern wie Italien (21 Prozent) oder Spanien (22 Prozent) ist das Vertrauen in die Justiz noch deutlich geringer. Die Niederländer führen diese Frage an (46 Prozent).

Nur die Hälfte der Befragten in Deutschland ist davon überzeugt, dass Gerichte alle Menschen gleich behandeln. In dieser Frage schnitten die Niederlande mit 72 Prozent Zustimmung am besten ab. Bei der Frage, ob die Gerichte unbefangen urteilen, sehen die Zahlen nur leicht besser aus: 69 Prozent der Niederländer und 61 Prozent der Deutschen sind laut der Ergebnisse davon überzeugt. Norwegen und das Vereinigte Königreich liegen auf Platz drei und vier. Am wenigsten an die Unbefangenheit ihrer Richter glauben die Befragten in Italien (38 Prozent), den USA (37 Prozent) und Spanien (33 Prozent). 

Die Studie untersuchte auch, wie die Befragten mit rechtlichen Fragestellungen umgehen: In Deutschland wenden sie sich in erster Linie an einen Anwalt (57 Prozent), die zweitwichtigste Anlaufstelle ist laut Araq ein Rechtsschutzversicherer. In anderen Ländern führen die Versicherer die Liste an. Gleichzeitig scheuen viele den Gang vor Gericht. Rund ein Viertel der Befragten in Deutschland gab an, schon einmal einen Streitfall nicht weiterverfolgt zu haben – trotz eigener Überzeugung, im Recht zu sein. Als Gründe wurden vor allem hohe Kosten, emotionaler Aufwand und die Unsicherheit über den Ausgang genannt. 

pa/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Studie der Arag zum Vertrauen in den Rechtsstaat: . In: Legal Tribune Online, 06.05.2025 , https://www.lto.de/persistent/a_id/57131 (abgerufen am: 24.05.2025 )

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