Es kommt Bewegung in den niedersächsischen Justizskandal: Richter Jörg L., der als ehemaliger Referatsleiter im Justizprüfungsamt beschuldigt wird, Examensklausuren verkauft zu haben, sitzt nach Medienberichten seit Dienstag in Celle in Untersuchungshaft. Eine Anklage gegen den Beschuldigten könnte demnach noch dieses Jahr erfolgen.
Die Auslieferung von Jörg L. habe sich zunächst problematisch gestaltet, berichtete die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) unter Berufung auf den Verdener Staatsanwalt Lutz Gaebel. Die italienischen Behörden hätten die Auslieferung zunächst wegen eigener Ermittlungen verhindert. Der Richter hatte nämlich bei seiner Festnahme auch eine geladene Pistole bei sich. Dies habe schließlich zu einer Verurteilung in Italien zu einer Haftstrafe von einem Jahr und vier Monaten geführt. Eine Auslieferung war nach dem Bericht der HAZ letztlich nur möglich, weil die Vollstreckung der Haftstrafe ausgesetzt worden sei.
Die Geschichte des angeblich bestechlichen Richters könnte noch weite Kreise nach sich ziehen: Es könnte sein, dass mittlerweile amtierende Richter die Examensklausuren als Referendare gekauft hatten. Betroffen sind über 2.000 Staatsexamina.
age/LTO-Redaktion
Verkaufte Examensklausuren in Niedersachsen: . In: Legal Tribune Online, 03.07.2014 , https://www.lto.de/persistent/a_id/12442 (abgerufen am: 14.10.2024 )
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