Belastendes Selbstgespräch auf der Herrentoilette: "Ich habe sie alle umgebracht"

17.03.2015

Robert Durst ist Erbe einer von Amerikas reichsten Immobilien-Dynastien - und möglicherweise mehrfacher Mörder. Der Verdacht gegen ihn steht schon seit Jahrzehnten im Raum, doch nun könnte Durst sich selbst überführt haben. Während der Dreharbeiten zu einer TV-Dokumentation führte er ein Selbstgespräch auf der Herrentoilette - ohne zu wissen, dass das Mikrofon noch lief.

Im entscheidenden Moment ist Robert Durst nicht zu sehen, nur zu hören. Nach einem Interview für eine Dokumentarserie bleibt das Ansteckmikrofon des US-Millionärs von diesem unbemerkt eingeschaltet, während er zur Toilette geht. Zwischen Wasserrauschen und Papierzerknüllen spricht er mit sich selbst. "Nun ist es soweit. Sie haben dich. Was für ein Desaster", murmelt der 71-Jährige sich zu. "Was zur Hölle habe ich getan? Na klar - ich habe sie alle umgebracht."

Dieser dahingemurmelte Satz ist als Teil der Dokumentarserie "The Jinx: The Life and Deaths of Robert Durst" nun beim TV-Sender HBO ausgestrahlt worden - und lässt Amerika den Atem anhalten. Als "angsteinjagend, herzzerreißend und bemerkenswert" bezeichnet die New York Times die Dokumentarserie - und genau das trifft wohl auch auf die Realität zu. Hat der exzentrische Multi-Millionär Durst, Sohn einer der bekanntesten New Yorker Immobilien-Dynastien, da etwa wirklich gerade drei Morde gestanden, wegen derer er schon seit Jahren verdächtigt, aber nie verurteilt wurde?

30 Jahre auf der Flucht

Die US-Justizbehörden reagierten jedenfalls sofort und nahmen Durst kurz vor Ausstrahlung der entscheidenden Szene fest. Der 71-Jährige hatte zu diesem Zeitpunkt gerade unter falschem Namen in ein Hotel in New Orleans eingecheckt. Zuvor war er vor den Behörden bereits von New York aus über Los Angeles bis nach Texas geflohen. Zum Teil soll er sich dabei sogar als taube Frau verkleidet haben. Sein Mandant werde vor Gericht erneut seine Unschuld beteuern, kündigte Dursts Anwalt Dick DeGuerin sofort nach der Festnahme an.

Aber die Zweifel an Dursts Unschuld wachsen - und mit seinen Aussagen in der Dokumentarserie könnte er sich nun wohl endgültig selbst hinter Gitter gebracht haben, auch wenn Justizexperten noch darüber streiten, ob die Aufnahme vor Gericht verwendbar wäre. "Die Produzenten der Serie haben das getan, was die Justizbehörden dreier Bundesstaaten in 30 Jahren nicht geschafft haben", sagte die Staatsanwältin Jeanine Pirro.

Mit drei Morden wird Durst in Verbindung gebracht: 1982 verschwand seine Ehefrau Kathleen McCormack spurlos im US-Bundesstaat Vermont. Die Polizei geht davon aus, dass sie tot ist. 2000 wurde Dursts enge Freundin Susan Berman ermordet in ihrem Haus in Kalifornien entdeckt. 2001 wurden Leichenteile von Morris Black gefunden, einem damaligen Nachbarn von Durst in Texas. In allen drei Fällen wurde Durst verdächtigt und befragt, im Fall von Blacks Ermordung kam er auch vor Gericht, wurde aber freigesprochen.

"Jetzt werden wir bald endlich Klarheit haben", sagte Kathleens Bruder James McCormack. "Das spüre ich." Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles teilte in der Nacht zum Dienstag mit, Durst werde nun wegen Mordes angeklagt - zunächst einmal nur im Fall von Susan Berman. Bei Verurteilung könnte ihm sogar die Todesstrafe drohen.

Die tragische Geschichte eines Multi-Millonärs

Als ältester Sohn einer New Yorker Immobilien-Dynastie, der unzählige Luxus-Wohnungen und Büro-Wolkenkratzer in Manhattan gehören, war ihm ein Leben in Reichtum gewiss. Doch Glück kam nicht dazu: Seine Mutter starb, als er sieben Jahre alt war. Mit seinem Bruder Douglas stritt er sich ständig - und der Konflikt eskalierte, als der Vater Douglas dem älteren und eigentlich als Nachfolger an der Spitze des Familien-Imperiums vorgesehenen Robert vorzog.

Inzwischen sprechen die Brüder überhaupt nicht mehr miteinander. Er sei sich sicher, dass Robert schuldig sei, sagte Douglas Durst der New York Times - und er habe Angst vor ihm. "Ich habe überhaupt keinen Zweifel daran, dass - wenn er die Möglichkeit dazu hätte - er mich umbringen würde."

dpa/mbr/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Belastendes Selbstgespräch auf der Herrentoilette: . In: Legal Tribune Online, 17.03.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/14968 (abgerufen am: 09.12.2024 )

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