Der Vorsitzende Richter des 2. Strafsenats des BGH, Thomas Fischer, wurde am Dienstag während eines Vortrages an der Universität Passau angegriffen und durch einen Faustschlag leicht verletzt. Die Tat soll politisch motiviert gewesen sein.
Medienberichten zufolge soll der 22-jährige Student den Richter ins Gesicht geschlagen haben. Der offensichtlich verwirrte junge Mann konnte nach einem kurzen Gerangel von Zuhörern überwältigt und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten werden. Mit der Attacke wollte sich der Student nach eigenen Angaben "gegen die fortschreitende Unterdrückung und Entziehung der Lebensgrundlagen in Deutschland" wehren.
Prof. Dr. Fischer erlitt eine leichte Verletzung am linken Ohr, konnte seinen Vortrag jedoch fortsetzen. Der Vortrag an der Universität Passau mit rund 300 Zuhörern hatte unter dem Motto "Die neue Rechtsprechung des BGH zu den Grenzen des Lebens" gestanden.
Thematisch ging es unter anderem um zwei Urteile aus dem Sommer 2010. Darin hatte der Bundesgerichtshof (BGH) entschieden, dass durch künstliche Befruchtung erzeugte Embryonen vor dem Einsetzen in den Mutterleib auf schwere Krankheiten untersucht werden dürfen (Urt. v. 06.07.2010, Az. 5 StR 386/09). Zudem hatte das Gericht in einem Urteil, an dem Fischer selbst beteiligt war, auch die Grenzen der Sterbehilfe neu definiert: Wenn ein Patient in einer schriftlichen oder mündlichen Verfügung eine lebensverlängernde Behandlung ablehnt, muss die Behandlung demnach eingestellt werden (Urt. v. 25.06.2010, Az. 2 StR 454/09).
ovb-online/dapd/mbr/LTO-Redaktion
Universität Passau: . In: Legal Tribune Online, 09.02.2011 , https://www.lto.de/persistent/a_id/2511 (abgerufen am: 15.10.2024 )
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