Studium in Sachsen: Juris­ti­sche Fakultät in Leipzig wird aus­ge­baut

11.10.2017

In Sachsen kann man jetzt nur noch in Leipzig Jura studieren. Die Fakultät startet mit drei neuen Professoren und 590 Studienanfängern in das Semester. Sie soll weiter wachsen und für juristischen Nachwuchs in den neuen Ländern sorgen.

Im vergangenen Jahr hatte die schwarze-rote Koalition in Sachsen beschlossen, die Juristenausbildung an der Technischen Universität (TU) Dresden abzuwickeln und an der Universität Leipzig zu konzentrieren. Der Standort Leipzig soll damit gestärkt werden. "Die Freude über diese verantwortungsvolle Aufgabe, aber auch der Respekt davor, sind in der ganzen Fakultät deutlich spürbar", sagt der Dekan der Leipziger Fakultät Prof. Dr. Tim Drygala.

Drei Professoren sind bereits von der TU Dresden nach Leipzig versetzt worden: Prof. Dr. Arnd Uhle (Öffentliches Recht, insbesondere Staatsrecht, Allgemeine Staatslehre und Verfassungstheorie, vorher Dekan der Dresdner Juristenfakultät), Prof. Dr. Jochen Mohr (Bürgerliches Recht, Kartellrecht, Energierecht und Arbeitsrecht) und Prof. Dr. Gregor Roth (Bürgerliches Recht, Gesellschaftsrecht und Steuerrecht). Vor allem mit dem Kartell- und Energierecht kommen auch neue Schwerpunkte an die Juristenfakultät.

Weitere fünf Professoren sollen bis Ende 2018 von Dresden nach Leipzig wechseln, außerdem kommen vier neue, bis 2023 befristete Professuren hinzu. Insgesamt soll die Fakultät so auf 26 Professuren anwachsen – deutschlandweit befindet sie sich damit im Mittelfeld.

"Law in Context" in Dresden abgeschafft

In Dresden wurde der Studiengang Jura mit dem Abschluss Staatsexamen schon 2003/2004 abgeschafft. Zuletzt wurde noch der Bachelor-Studiengang "Law in Context – Recht mit seinen internationalen Bezügen zu Technik, Politik und Wirtschaft" angeboten. Er läuft jetzt aus, zum Wintersemester 2017/18 war die Immatrikulation bereits nicht mehr möglich. Wer sich im letzten Jahr eingeschrieben hat, soll aber zu Ende studieren können.

Insgesamt sind an der Dresdener Fakultät derzeit noch 657 Studenten eingeschrieben. Die TU bietet weiter den Bachelorstudiengang "Internationale Beziehungen" und einige juristische Masterstudiengänge, darunter Wirtschaftsrecht, an. Ob die juristische Fakultät aufgelöst oder in anderer Form als bisher weitergeführt wird, soll im Laufe des nächsten Jahres entschieden werden.

Arnd Uhle, ehemaliger Dekan der juristischen Fakultät an der TU Dresden und jetzt Professor an der Uni Leipzig, hatte sich lange dafür eingesetzt, die Juristenausbildung in Dresden aufrecht zu erhalten. Noch 2016 wurde diskutiert, in der Landeshauptstadt wieder für das Erste Staatsexamen auszubilden. Zahlreiche Anwälte und Unternehmen hatten Geld gesammelt, um zwei Stiftungsprofessuren zu finanzieren. Letztlich fiel die Entscheidung aber gegen den Standort Dresden und für Leipzig aus. Uhle will sich nun dort für den Ausbau der Fakultät einsetzen: " Unser Ziel ist freilich, dass nicht nur die Größe, sondern auch die Attraktivität und Sichtbarkeit der Fakultät wachsen." Der Andrang nach Leipzig sei groß. Dieses Jahr haben sich 2.300 Interessenten auf die 590 Studienplätze beworben. Künftig sollen jedes Jahr 750 Erstsemester in Leipzig anfangen können.

Großer Andrang in Leipzig

Denn Sachsen braucht dringend mehr Juristen. "Ein wichtiges politisches Ziel der Konzentration der Juristenausbildung hier in Leipzig besteht darin, die Anzahl der Absolventen zu steigern, die das erste und zweite Staatsexamen erfolgreich ablegen", erklärt Uhle. "Im Staatsdienst, aber natürlich auch in der Wirtschaft werden junge Volljuristen zunehmend benötigt, weil wir in den nächsten zehn Jahren in Sachsen eine große Pensionierungswelle bei den Juristen erwarten. Dafür brauchen wir dringend qualifizierten Nachwuchs."

Das gilt nicht nur für Sachsen, sondern bundesweit, insbesondere aber für die neuen Bundesländer. Nach Berechnungen des Deutschen Richterbunds verlassen dort in den in den kommenden fünfzehn Jahren fast zwei Drittel aller Richter und Staatsanwälte die Justiz. Gleichzeitig ist die Zahl der Absolventen des Ersten Staatsexamens und die der Referendare gesunken. Für die Länder wird es deshalb immer schwieriger, Nachwuchsjuristen zu finden.

In Leipzig hat man derweil aber noch mit den Problemen zu kämpfen, die mit der Vergrößerung der Fakultät einhergehen. Zwar seien mittlerweile "praktikable Lösungen" gefunden worden, um ausreichend Räume für Lehrveranstaltungen zur Verfügung zu stellen. Ein Problem seien allerdings die Kapazitäten der Bibliothek. "Diese ist in doppelter Hinsicht zu klein - einerseits für die höhere Anzahl der Studierenden, andererseits nehmen die neuen Fächer weitere Literaturmeter in Anspruch", so Drygala. Für den Übergang sei ein zweiter Bibliotheksstandort geplant, es müsse aber schnell eine langfristige Lösung gefunden werden.

aka/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Studium in Sachsen: Juristische Fakultät in Leipzig wird ausgebaut . In: Legal Tribune Online, 11.10.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/24965/ (abgerufen am: 29.03.2024 )

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