Der russische Rechtsanwalt und Regime-Gegner Sergej Magnizki war 2008 wegen Betrugsvorwürfen festgenommen worden. Ein Jahr später starb er unter ungeklärten Umständen in einem Untersuchungsgefängnis. Am Donnerstag befand ein Moskauer Gericht den Verstorbenen der Steuerhinterziehung für schuldig.
Dem schwerkranken Magnizki soll im Gefängnis eine medizinische Behandlung verwehrt worden sein. Er verstarb schließlich im November 2009 an einer Entzündung von Gallenblase und Bauchspeicheldrüse. Bis heute sind die genauen Umstände seines Todes ungeklärt. Die Justiz stellte die Ermittlungen im März ohne Ergebnis ein.
Am Donnerstag befand ein Gericht in Moskau, dass Magnizki Steuern in Höhe von 230 Millionen Dollar hinterzogen haben soll. Das Urteil stößt in Deutschland auf Kritik. "Einen Toten zu verurteilen, ist zynisch und menschenverachtend", erklärte Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Die Verurteilung zeige, dass Russland kein Rechtsstaat sei und erst recht keine lupenreine Demokratie.
tko/LTO-Redaktion
Bizarres Urteil aus Moskau: . In: Legal Tribune Online, 11.07.2013 , https://www.lto.de/persistent/a_id/9125 (abgerufen am: 17.09.2024 )
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