Druckversion
Montag, 10.11.2025, 06:11 Uhr


Legal Tribune Online
Schriftgröße: abc | abc | abc
https://www.lto.de//recht/nachrichten/n/rheinland-pfalz-hass-im-internet-verfolgung-initiative-bundesrat
Fenster schließen
Artikel drucken
37255

Bundesratsinitiative: Bes­serer Schutz vor Hass im Netz

27.08.2019

Maskierter Mann droht mit Laptop in der Hand

© diy13 - stock.adobe.com

Die rheinland-pfälzische Landesregierung sieht in der gezielten Agitation rechter Gruppierungen im Netz eine Bedrohung für Bürger wie Politiker. Nun will sie eine Initiative im Bundesrat einbringen, um Strafen zu verschärfen.

Anzeige

Am Montag hat sich die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) mit Innenminister Roger Lewentz (SPD) und Justizminister Herbert Mertin (FDP) zum Sicherheitsgespräch unter dem Motto "Gegen Hass und Hetze" getroffen. Die vorgestellten Ergebnisse sind umfangreich - und umfassen auch eine Bundesratsinitiative zu einer Strafverschärfung und -ausweitung des Tatbestandes der üblen Nachrede und Verleumdung gegen Personen des politischen Lebens.

An dem Treffen nahmen auch Vertreter von Verfassungsschutz, Polizei, Landeskriminalamt, Oberlandesgerichten, Generalstaatsanwaltschaften, Gemeinde- und Städtebund, Städtetag, Landkreistag sowie der Landeszentrale für Medien und Kommunikation teil.

Die Landesregierung hat offenbar besonders das Vorgehen rechter bis rechtsextremistischer Gruppen im Internet als Problem ausgemacht, das sie angehen möchte. "Das Ziel der Rechten ist die Spaltung der Gesellschaft", sagte Ministerpräsidentin Dreyer in ihrer Rede. "Ihre Schriften, Reden und Gesetzesentwürfe haben die Debatte verroht, den Ton verschärft und in wohlkalkulierten Schritten die Grenzen dessen verschoben, was innerhalb des demokratischen Konsenses unserer Gesellschaft als sagbar gilt." Dabei nahm sie auch Bezug auf die Mordanschläge auf den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und einen Eritreer im hessischen Wächtersbach. Aus rechtem Hass und Gewaltaufrufen fogten auch Taten, so Dreyer.

Tatbestand "Üble Nachrede und Verleumdung gegen Personen des politischen Lebens" soll ausgeweitet werden

Bundesweit werde aktuell gut jeder zweite der rund 24.000 Rechtsextremisten vom Verfassungsschutz als gewaltorientiert eingestuft, trug Innenminister Lewentz vor. "Rechtsextremismus fordert die freiheitlich-demokratische Gesellschaft mehr denn je heraus. Wir alle - Staat und Gesellschaft - sind betroffen." Die Anfang Mai vom Bundesinnenministerium veröffentlichte Statistik von 2018 zeige, dass 77 Prozent aller Hasspostings im Internet ein rechtsextremer Hintergrund zugeschrieben werde. Neben Menschen mit Migrationshintergrund seien dabei zunehmend auch Personen des öffentlichen Lebens und politische Gegner betroffen.

Der Plan der rheinland-pfälzischen "Ampelkoalition" aus SPD, FDP und Grünen sieht nun vor, den rechten Umtrieben im Netz mit Strafverschärfungen und auch einer effektiveren Durchsetzung des Strafrechts beizukommen. Zum einen wurde deshalb eine Taskforce "Gewaltaufrufe - rechts" eingerichtet, die Anfang des Monats ihre Arbeit aufgenommen hat. Diese soll insbesondere einschlägige Websites und soziale Medien im Auge behalten, um rechtsextreme Einzeltäter wie auch ganze Netzwerke schneller und effektiver zu bekämpfen. Die Polizei will zudem ein neues Ermittlungsdezernat beim LKA und gesonderte Sachgebiete bei den einzelnen Präsidien sowie ein Auswerteprojekt für potenzielle rechtsmotivierte Gewalttäter, eine erneute Prüfung rechter Datensammlungen, eine verstärkte Überprüfung waffenrechtlicher Erlaubnisse sowie die Initiierung eines bundesweiten Maßnahmenkonzepts angehen. Bürger sollen außerdem feste polizeiliche Ansprechpartner erhalten und es soll eine Hotline für Amts- und Mandatsträger eingerichtet werden.

Doch auch auf bundesgesetzlicher Ebene soll sich etwas tun, gerade im Zusammenhang mit den Plänen von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht. Schon in der nächsten Ministerratssitzung wolle man zusätzlich eine Bundesratsinitiative zum besseren strafrechtlichen Schutz u. a. von Politikern beschließen, erklärte Justizminister Mertin. Mit dem Gesetzentwurf wolle man Politikern, aber auch anderen Menschen, die über das Internet bedroht werden, einen stärkeren strafrechtlichen Schutz vermitteln. Dazu soll der Schutzbereich des § 188 Strafgesetzbuch (StGB), der die "Üble Nachrede und Verleumdung gegen Personen des politischen Lebens" unter Strafe stellt, auch auf Kommunalpolitiker ausgedehnt werden. Mit einem höheren Strafrahmen sollten potenzielle Täter abgeschreckt werden.

Zudem werde man gemeinsam mit der Landesmedienanstalt die Initiative "Verfolgen und Löschen" auf den Weg zu bringen, die vorsieht, dass nicht nur strafbare Inhalte gelöscht, sondern deren Urheber auch konsequent strafrechtlich verfolgt werden. Man wolle dazu "interessierte Medienpartner" besonders schulen und ihnen ermöglichen, Strafanzeigen auf effizienten Meldewegen an Polizei und Staatsanwaltschaften zu übermitteln, so Mertin. "Kein Täter soll sich vor Strafverfolgung sicher fühlen."

mam/LTO-Redaktion

  • Drucken
  • Senden
  • Zitieren
Zitiervorschlag

Bundesratsinitiative: . In: Legal Tribune Online, 27.08.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/37255 (abgerufen am: 10.11.2025 )

Infos zum Zitiervorschlag
  • Mehr zum Thema
    • Strafrecht
    • Hass-Posts
    • Hassverbrechen
    • Internet
    • Internet-Kriminalität
    • Politiker
    • Straftaten
Verbindungsstudenten mit bunten Kappen 08.11.2025
Anzeige

Anzeige gegen Marburger Verbindungsstudenten wegen Duell:

Fechten um die Ehre – ist das strafbar?

Hat in Marburg ein illegales Fechtduell stattgefunden? Verbindungsstudenten sollen einen Ehrenhändel ausgetragen haben, die Linke hat Anzeige erstattet. Lorenz Bode erklärt, warum es immer noch auf ein BGH-Urteil von 1953 ankommt.

Artikel lesen
Das Bild zeigt einen Mann, der nachdenklich wirkt, während er über kontroverse Themen spricht, möglicherweise im Kontext rechtlicher Diskussionen. 01.11.2025
Podcast - Die Rechtslage

Bolz-Tweet / Diskriminieren in Gottes Namen / Jura-Noten-Irrsinn:

"Im Fall Bolz ist vor allem die Empörung unver­hält­nis­mäßig"

Einmal Provozieren auf Twitter und die Polizei kommt nach Hause? Dürfen die Kirchen bei Bewerbern diskriminieren? Horror-Noten und Willkürverdacht - wie fair ist das Jura-Studium? Dies und mehr in Folge 45 des LTO-Podcasts Die Rechtslage.
 

Artikel lesen
Petra Berg am Mikrofon 30.10.2025
Pressefreiheit

Saarland macht Vorschlag für die JuMiKo:

Poli­ti­ker­be­lei­di­gung auf Jour­na­listen aus­weiten

Die saarländische Justizministerin Petra Berg (SPD) drängt darauf, Angriffe auf Medienschaffende zielgerichteter im StGB zu ahnden. Unter anderem soll der umstrittene Tatbestand der Politikerbeleidigung auf Journalisten ausgedehnt werden.

Artikel lesen
Anwalt in Robe schaut traurig zu Boden (Symbolbild) 30.10.2025
Betrug

BGH zum Berufsrecht:

Ver­ur­teilter Jurist darf nicht wieder Anwalt werden

17 Jahre nach einer Verurteilung wollte ein Jurist wieder Anwalt sein. Einfach Zeit verstreichen zu lassen, reicht aber nicht aus, um nach dem Berufsrecht wieder des Anwaltsberufs würdig zu sein, so der BGH. Man müsse es aufrichtig wollen.

Artikel lesen
Polizeibeamte stehen vor der Tür eines Hanauer Wohnhauses (Symbolbild) 28.10.2025
Durchsuchung

Äußerungsdelikte im Internet:

Wann sind Haus­durch­su­chungen zulässig?

Sowohl beim Habeck-Meme als auch bei Bolz ordnete der Ermittlungsrichter eine Hausdurchsuchung an. Ist das bei Äußerungsdelikten verhältnismäßig? Was erhoffen sich Ermittler davon? Und macht eine Abwendungsbefugnis einen Unterschied?

Artikel lesen
Das Bild zeigt Feuerwehrleitern am Louvre, Sicherheitskräfte und Bäume vor dem Museum. Spektakuläre Szenen nach einem möglichen Raub. 27.10.2025
Straftaten

Spektakulärer Louvre-Coup in Frankreich:

War das Raub?

Eine vierköpfige Bande hat Teile der französischen Kronjuwelen aus dem Louvre erbeutet. Zunächst war von Raub die Rede, jetzt soll es doch bloß noch Diebstahl sein. Yves Georg zeigt, wie der Fall nach deutschem Strafrecht zu bewerten wäre.

Artikel lesen
lto karriere logo

Deine Karriere beginnt hier.

Registrieren und nie wieder einen Top-Job verpassen

logo lto karriere
Jetzt registrieren bei LTO Karriere

Finde den Job, den Du verdienst 100% kostenlos registrieren und Vorteile nutzen

  • LTO Job Matching: Finde den Job & Arbeitgeber, der zu Dir passt.
  • Jobs per Mail: Verpasse keine neuen Job-Angebote mehr.
  • One-Klick Bewerbung: Dein Klick zum neuen Job, einfach und schnell.
Das Passwort muss mindestens 8 Zeichen lang sein und mindestens einen Großbuchstaben, einen Kleinbuchstaben, eine Zahl und ein Sonderzeichen enthalten (z.B. #?!@$%^&*-).
Pflichtfeld *

Nur noch ein Klick!

Wir haben Dir eine E-Mail gesendet. Bitte klicke auf den Bestätigungslink in dieser E-Mail, um Deine Anmeldung abzuschließen.

Weitere Infos & Updates einfach und kostenlos direkt ins Postfach.

LTO Karriere Newsletter

Das monatliche Update mit aktuellen Stellenangeboten & Karriere-Tipps.

LTO Daily

Jeden Abend um 18 Uhr die wichtigsten News vom Tag.

LTO Presseschau

Jeden Morgen um 7:30 Uhr die aktuelle Berichterstattung über Recht und Justiz.

Pflichtfeld *

Fertig!

Um die kostenlosen Nachrichten zu beziehen, wechsle bitte nochmal in Dein Postfach und bestätige Deine Anmeldung mit dem Bestätigungslink.

Du willst Dein Bewerberprofil direkt anlegen?

Los geht´s!
ads lto paragraph
lto karriere logo
ads career people

Wir haben die Top-Jobs für Jurist:innen

Jetzt registrieren
logo lto karriere
TopJOBS
Logo von Clifford Chance Partnerschaft mbB
BACKS­TA­GE - Das Pro­gramm für Prak­ti­kant*In­nen am Stand­ort Frank­furt...

Clifford Chance Partnerschaft mbB , Frank­furt am Main

Logo von Oberlandesgericht Celle
Rich­ter/-in (w/m/d) bzw. Staats­an­walt / -an­wäl­tin (w/m/d) im Be­zirk des...

Oberlandesgericht Celle , Bü­cke­burg

Logo von Oberlandesgericht Celle
Rich­ter/-in (w/m/d) bzw. Staats­an­walt / -an­wäl­tin (w/m/d) im Be­zirk des...

Oberlandesgericht Celle

Logo von Oberlandesgericht Celle
Rich­ter/-in (w/m/d) bzw. Staats­an­walt / -an­wäl­tin (w/m/d) im Be­zirk des...

Oberlandesgericht Celle , Ver­den (Al­ler)

Logo von Oberlandesgericht Celle
Rich­ter/-in (w/m/d) bzw. Staats­an­walt / -an­wäl­tin (w/m/d) im Be­zirk des...

Oberlandesgericht Celle

Logo von Wolters Kluwer
Ju­rist als Pro­dukt­ma­na­ger Print & On­li­ne (m/w/d)

Wolters Kluwer , Hürth

Logo von Oberlandesgericht Celle
Rich­ter/-in (w/m/d) bzw. Staats­an­walt / -an­wäl­tin (w/m/d) im Be­zirk des...

Oberlandesgericht Celle , Han­no­ver

Logo von Schlun & Elseven Rechtsanwälte PartG mbB
Rechts­an­walt (w/m/d) – Straf­recht mit Schwer­punkt Aus­lie­fe­rungs­recht und...

Schlun & Elseven Rechtsanwälte PartG mbB , Köln

Mehr Stellenanzeigen
logo lto events
Logo von Fieldfisher
Real Estate Praxis Update: Der Blick ausländischer Investoren auf den Immobilienmarkt Deutschland

13.11.2025, Hamburg

Logo von e-fellows.net GmbH & Co. KG
LL.M. Day München

22.11.2025, München

§ 15 FAO - Designrecht / Produktschutz

10.11.2025, Hamburg

Logo von Deloitte Legal Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
Update EUPTD, Equal Pay und Entgelttransparenz November 2025: Ein Status Quo-Bericht

12.11.2025

NomosWebinar: Umweltbezogenes Produkt- und Lieferkettenrecht

12.11.2025

Mehr Events
Copyright © Wolters Kluwer Deutschland GmbH