RAF-Mitgründer und Holocaust-Leugner: Horst Mahler ist tot

28.07.2025

Der frühere Rechtsanwalt starb im Alter von 89 Jahren in Berlin. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der linksterroristischen RAF. Später radikalisierte er sich erneut und wurde zu einer prominenten Figur der rechtsextremen Szene.

Horst Mahler ist am Sonntagnachmittag im Alter von 89 Jahren in einem Berliner Krankenhaus verstorben. Dies teilte sein letzter Verteidiger, Rechtsanwalt Jan Dollwetzel, der Deutschen Presse-Agentur mit. Bis zu seinem Tod blieb Mahler ein unbelehrbarer Rechtsextremist, der sich mit nationalistischen und antisemitischen Äußerungen profilierte.

Von ganz links rückte der Jurist Horst Mahler nach ganz rechts: Er war Mitbegründer der linksextremistischen Rote Armee Fraktion (RAF) und wandelte sich später zu einem entschiedenen Rechtsextremisten. Als Leugner des Holocaust wurde er mehrfach verurteilt, zuletzt zu zehn Jahren Gefängnis, die er schwer krank in Brandenburg/Havel absaß. Ein zwischenzeitlicher Fluchtversuch nach Ungarn endete schnell wieder in der Zelle.

Bis zu seinem Tod zeigte sich Mahler mit nationalistischen und antisemitischen Äußerungen als unbelehrbarer Rechtsextremist.

Mahlers Vater war überzeugter Nationalsozialist 

Mahler wurde am 23. Januar 1936 in Haynau (Schlesien) geboren. Nach dem Krieg wuchs er zunächst im sachsen-anhaltinischen Dessau-Roßlau auf. Sein Vater war überzeugter Nationalsozialist und nahm sich 1949 das Leben. Daraufhin siedelte die Familie nach West-Berlin über.

Mahler wurde Anwalt von Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld und von Studentenführer Rudi Dutschke. 1969 verteidigte er die Kaufhaus-Brandstifter Andreas Baader und Gudrun Ensslin. Kurz danach gründete er mit ihnen die linksextreme Terrororganisation RAF.

Otto Schily und Gerhard Schröder als Verteidiger

Im Oktober 1970 wurde Mahler verhaftet und wegen Beteiligung an verschiedenen Banküberfällen mit linksterroristischem Hintergrund zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Der spätere Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) war damals einer seiner Verteidiger. Im Gefängnis distanzierte sich Mahler von seiner terroristischen Vergangenheit. Nach zehn Jahren kam er frei. 1987 wurde er mit Hilfe seines Verteidigers, dem damaligen Juso-Vorsitzenden und späteren SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder, wieder als Anwalt zugelassen.

Mahler nutzte früh moderne Technik, um seine Mandanten zu verteidigen: So gehörte er zu den ersten in West-Berlin, die einen Fotokopierer einsetzten, um Ermittlungsakten zu kopieren und sich besser auf Prozesse vorzubereiten, wie der Spiegel in einem Nachruf hervorhebt.

In den 1990er Jahren wechselte Mahler drastisch die Seite: Für einige Jahre wurde er NPD-Mitglied, veröffentlichte eine "Flugschrift an die Deutschen, die es noch sein wollen, über die Lage ihres Volkes" und gründete eine nationale Bürgerbewegung.

Wegen faschistischer Äußerungen schloss ihn die Vereinigung Berliner Strafverteidiger im Januar 2001 aus. Seine Tätigkeit als Anwalt blieb davon unberührt: Im selben Jahr vertrat er die NPD im Verbotsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Nach der Ablehnung des Verbotsantrags durch die Richter trat er aus der Partei aus.

Im Gefängnis verfasst Mahler antisemitische Hetzschrift

Zu seinem Tod schrieb die umbenannte NPD nun unter dem neuen Namen "Die Heimat" im Internet: "Danke, Horst. Danke für Alles! Ein Kämpfer für Deutschland und für das Recht verabschiedet sich an seinem Hochzeitstag aus diesem Leben."

Als Holocaust-Leugner wurde Mahler mehrfach von deutschen Gerichten verurteilt. Daraus bildete das Landgericht München II im April 2010 zwei Gesamtfreiheitsstrafen von zwei Jahren und vier Monaten sowie von sieben Jahren und zehn Monaten. Von 2009 an saß Mahler in Brandenburg/Havel in Haft. Dort verfasste er eine 200-seitige antisemitische Hetzschrift, die Unbekannte ins Internet stellten.

Flucht nach Ungarn endet mit Auslieferung

Nach einer Haftunterbrechung wegen seiner schweren Erkrankung im Jahr 2015 flüchtete er nach einer Vorladung zum Haftantritt im Frühjahr 2017 nach Ungarn und beantragte vergeblich als angeblich politisch Verfolgter Asyl. Er wurde ausgeliefert und musste die Reststrafe absitzen. Eine im November 2018 beantragte erneute Haftunterbrechung für den bereits schwer kranken Mahler lehnte die zuständige Staatsanwaltschaft München II ab. 

Im Oktober 2020 wurde Mahler aus dem Gefängnis entlassen und lebte im brandenburgischen Kleinmachnow bei Berlin. Im April 2023 wurde ein weiterer Prozess gegen ihn wegen seiner schweren Krankheit vorläufig eingestellt und angesichts seines Gesundheitszustandes nicht wieder aufgenommen.

dpa/xp/LTO-Redaktion

Aktualisierte Version vom 28.07.2025, 14:55 Uhr.

Zitiervorschlag

RAF-Mitgründer und Holocaust-Leugner: . In: Legal Tribune Online, 28.07.2025 , https://www.lto.de/persistent/a_id/57768 (abgerufen am: 16.11.2025 )

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