BMI veröffentlicht Polizeikriminalstatistik 2019: Wieder weniger Straf­taten in Deut­sch­land

24.03.2020

2019 ist die Zahl der registrierten Straftaten in Deutschland im Vergleich zu 2018 wieder leicht gesunken – trotz Bevölkerungswachstums. Deutlich zugenommen haben aber die Straftaten im Bereich der Kinderpornographie und des Kindesmissbrauchs.

Die aktuelle Nachrichtenlage zeigt sich sehr monothematisch, die Medien werden von der Coronakrise dominiert. Und meistens sind die Meldungen dazu nicht sehr positiv. Doch auch in diesen Zeiten gibt es sie noch, die guten Nachrichten. Eine davon ist die am heutigen Dienstag vom Bundeskriminalamt (BKA) veröffentlichte Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) zum Jahr 2019.

Zu berücksichtigen ist natürlich, dass die PKS immer nur das sogenannte Hellfeld abbildet. Das sollte man vor allem nicht vergessen, wenn man auf Verbrechen wie sexuellen Missbrauch schaut – der wird oft nicht zur Anzeige gebracht. Dennoch: Insgesamt nimmt die Sicherheit zu. 2019 wurden insgesamt 5,4 Millionen Straftaten festgestellt. Zieht man die ausländerrechtlichen Verstöße ab, sind es 5,3 Millionen Straftaten – das sind 2,3 Prozent weniger als noch 2018.

"Deutschland ist wieder ein Stück sicherer geworden", freut sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CDU). Dabei weist er darauf hin, dass die Zahl der Straftaten insbesondere trotz des gleichzeitigen Bevölkerungswachstums – von 2018 bis 2019 kamen etwa 227.000 Menschen dazu – gesunken ist. Auch die Anzahl der Tatverdächtigen hat um 1,8 Prozent abgenommen, es wurden etwa 1,9 Millionen Tatverdächtige erfasst. Gut 75 Prozent davon waren männlich, der Anteil der nichtdeutschen Verdächtigen liegt bei etwa 30 Prozent.

"Stetige Aggressivität gegen die Polizei"

Die Aufklärungsquote liegt bei 56,2 Prozent. Das ist nur minimal weniger als 2018: Im Vorjahr hatte die Aufklärungsrate ihren Höchststand mit 56,5 Prozent. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) lobt in diesem Zusammenhang Polizei und Justiz, die nach wie vor erfolgreich alles daransetzen, Taten aufzuklären, neue Taten zu verhindern und damit die Zahl der Straftaten gering zu halten. Auch Innenminister Seehofer lobt die Polizei: "Unsere Polizei arbeitet gut und effektiv."

Auf der anderen Seite zeigt die Statistik jedoch auch, dass die Polizei es nicht leicht hat bei ihrer Arbeit. Im Deliktbereich "Widerstand gegen und tätlicher Angriff auf die Staatsgewalt" stieg die Anzahl der angezeigten Fälle von 2018 auf 2019 um acht Prozent. "Das ist Ausdruck der stetigen Aggressivität gegen die Polizei", sagt der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, der Deutschen Presse-Agentur. Auch wenn die Mehrheit der Bevölkerung hinter der Polizei stehe, spiegele dieser Anstieg auch das wider, was die Polizisten in ihrem Alltag erlebten. 

Erst vor knapp drei Jahren seien die Strafen für Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte deutlich verschärft worden, sagt der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Mathias Middelberg. Sollte sich dauerhaft zeigen, dass dies nicht ausreiche, müsse die große Koalition eine weitere Verschärfung in Betracht ziehen. "Gewalt und Widerstand gegen die, die uns schützen, sind inakzeptabel", sagte der CDU-Abgeordnete.

65 Prozent mehr Fälle im Bereich der Kinderpornographie

Die Statistik offenbart auch andere Entwicklungen, die betroffen machen: zunehmende Tendenzen, die Minderjährige betreffen – als Opfer und in der Täterstatistik. Die Zahl der Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch lag im vergangenen Jahr mit 13.670 registrierten Straftaten um fast elf Prozent über dem Wert von 2018. Die Zahl der polizeilichen Ermittlungsverfahren wegen Verbreitung kinderpornografischer Schriften stieg sogar um knapp 65 Prozent an.

Justizministerin Lambrecht kann dieser Entwicklung aber auch etwas Positives abgewinnen. Die ansteigenden Zahlen seien darauf zurückzuführen, dass "durch größere Wachsamkeit, internationalen Austausch und verstärkte Ermittlungen die Taten stärker in den Fokus gerückt werden als in der Vergangenheit." Eva Högl, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, mahnt an, dass gerade wenn diese Taten durch verstärkte Ermittlungen deutlicher ins Hellfeld gerückt würden, die Schwächsten in unserer Gesellschaft wirksam zu schützen seien.

Kinder und Jugendliche tauchen in der Statistik allerdings auch als Täter auf. So stieg die Zahl der Tatverdächtigen im Alter zwischen 6 und 14 Jahren im vergangenen Jahr um 5,7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete die Polizei auch einen Anstieg bei der Gewaltkriminalität jugendlicher Tatverdächtiger – um knapp 4,6 Prozent auf 23.619 Fälle.

Abnahme in der analogen Welt, Zunahme in der virtuellen

Die Kriminalstatistik zeigt außerdem: Während der Diebstahl in der analogen Welt weniger wird und den niedrigsten Wert seit 1987 erreicht, nimmt er im virtuellen Raum zu. Die Zahl der Wohnungseinbrüche, zu denen die Polizei Ermittlungen angestellt hat, sank 2019 um 10,6 Prozent auf rund 87.100 Einbrüche. Beim Taschendiebstahl verzeichneten die Sicherheitsbehörden einen Rückgang um 9,7 Prozent. Im Bereich der Computerkriminalität stieg die Anzahl der Straftaten hingegen um 11,3 Prozent auf rund 123.000 Fälle. Besonders häufig ging es dabei um gefälschte Daten oder Betrug mit illegal beschafften Daten von Zahlungskarten.

Bei den Rauschgiftdelikten änderte sich nicht viel. Hier nahm die Zahl der Straftaten um 2,6 Prozent zu. Bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung – einem Bereich mit einem hohen Dunkelfeld – schloss die Polizei im vergangenen Jahr Ermittlungen in rund 9.400 Fällen ab. Das waren 2,1 Prozent mehr als 2018.

Schließlich ist noch positiv zu verzeichnen, dass die Wirtschaftskriminalität um knapp 20 Prozent zurückging. Nicht in der Statistik erfasst sind jedoch Finanz- und Steuerdelikte. Im Bereich der Gewaltkriminalität, der unter Anderem gefährliche und schwere Körperverletzungen sowie Mord und Totschlag erfasst, ist zumindest eine geringe Abnahme von 2,3 Prozent zu verzeichnen.

ast/dpa/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

BMI veröffentlicht Polizeikriminalstatistik 2019: . In: Legal Tribune Online, 24.03.2020 , https://www.lto.de/persistent/a_id/41051 (abgerufen am: 07.10.2024 )

Infos zum Zitiervorschlag
Jetzt Pushnachrichten aktivieren

Pushverwaltung

Sie haben die Pushnachrichten abonniert.
Durch zusätzliche Filter können Sie Ihr Pushabo einschränken.

Filter öffnen
Rubriken
oder
Rechtsgebiete
Abbestellen