Tödliche Schüsse auf Freudin: Oscar Pis­to­rius zu sechs Jahren Gefängnis ver­ur­teilt

06.07.2016

Mehr als drei Jahre nach den Vorfällen in seiner Villa ist Südafrikas ehemaliger Spitzensportler Oscar Pistorius zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Richterin verkündete das Strafmaß am Mittwoch in Pretoria.

Oscar Pistorius muss für sechs Jahre ins Gefängnis. Das entschied der High Court in Pretoria, Südafrika. Richterin Thokozile Masipa verkündete das Strafmaß am Mittwoch.

Dem unterhalb der Knie amputierten Pistorius drohte eine Mindeststrafe von 15 Jahren Haft. Das Gericht ging jedoch davon aus, dass die "mildernden Umstände schwerer wiegen als die belastenden Faktoren". Damit komme ein geringeres Strafmaß als die gesetzlich vorgesehene Untergrenze von 15 Jahren in Frage, erklärte die Richterin.

Pistorius hatte seine Freundin Reeva Steenkamp am Valentinstag 2013 durch eine geschlossene Toilettentür in seiner Villa erschossen. Vor Gericht beteuerte er später, die Person hinter der Tür für einen Einbrecher gehalten zu haben. Der 29-Jährige war in erster Instanz wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden. Das Strafmaß wurde wenige Wochen später auf fünf Jahren Haft festgelegt. Die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein und erzielte Ende 2015 in zweiter Instanz eine Verurteilung wegen "Mordes" nach südafrikanischem Recht, der im deutschen Rechtssystem dem Totschlag entspricht.

Gericht: Pistorius hat aus Angst geschossen

Der Paralympics-Star Pistorius galt in seiner Heimat als eine Art Volksheld. "Er ist ein gefallener Held, er hat seine Karriere verloren, er ist finanziell ruiniert", erklärte Richterin Masipa. Außerdem sei Pistorius ein Ersttäter. Es sei unwahrscheinlich, dass er noch einmal das Gesetz brechen werde. Masipa betonte auch, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass Pistorius und Steenkamp eine gewalttätige Beziehung führten.

Pistorius hörte den Ausführungen der Richterin regungslos zu und blickte häufig auf den Fußboden. Er wirkte sichtlich angeschlagen, auch die Familie der Toten war im Gerichtssaal. Steenkamps Vater, Barry Steenkamp, hatte bei der Anhörung über der Strafmaß im Juni mit einer emotionalen Aussage Rührung im Gerichtssaal ausgelöst. Er sprach unter Tränen über den Verlust seiner Tochter. Richterin Masipa erklärte, keine Entscheidung eines Gerichts könne die Getötete der Familie zurückbringen.

Das Gericht folgte bei seiner Entscheidung der Version der Verteidigung, dass Pistorius aus Angst um sein Leben schoss. Der 29-Jährige trug zum Tatzeitpunkt seine Prothesen nicht und habe sich daher verletzlich gefühlt.

dpa/una/LTO-Redaktion

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Tödliche Schüsse auf Freudin: Oscar Pistorius zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt . In: Legal Tribune Online, 06.07.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/19901/ (abgerufen am: 18.04.2024 )

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