Druckversion
Montag, 17.11.2025, 04:53 Uhr


Legal Tribune Online
Schriftgröße: abc | abc | abc
https://www.lto.de//recht/nachrichten/n/olg-muenchen-nsu-zweite-aussage-zschaepe-helfer
Fenster schließen
Artikel drucken
18233

Von Morden nichts gewusst: Doch aus­ge­sagt: Zschäpe bleibt bei ihrer Ver­sion

21.01.2016

Der NSU-Prozess (Symbolbild)

© k_tsygankova - Fotolia.com

Beate Zschäpes Aussage wurde nun doch verlesen. Während Mundlos und Böhnhardt die Morde in der Republik verübten, habe sie zu Hause gesessen und zu viel Sekt getrunken. In ihrer zweiten Aussage vor Gericht nennt sie allerdings Helfer.

Anzeige

Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe bleibt auch in ihrer zweiten Aussage vor Gericht bei ihrer Version: Mit den Morden der rechtsextremen Terrorzelle NSU will sie nichts zu tun gehabt haben. Zwar habe sie in ihrer Jugend durchaus rechtsextreme Hetzlieder gesungen. Aber: "Ich sehe einen großen Unterschied zwischen dem Singen solcher Lieder im jugendlichen Alter einerseits und dem Töten von Menschen andererseits." Das ließ sie am Donnerstag von ihrem Anwalt Hermann Borchert vor dem Oberlandesgericht (OLG) München verlesen.

Die wegen Mordes angeklagte Zschäpe hatte erstmals im Dezember ihr jahrelanges Schweigen im NSU-Prozess gebrochen und ihren Anwalt Mathias Grasel eine lange Erklärung verlesen lassen. Die Nachfragen von Richter Götzl beantwortete sie schriftlich. In den Antworten heißt es erneut, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hätten die zehn Morde an Migranten und einer Polizistin, die dem "Nationalsozialistischen Untergrund" zur Last gelegt werden, ohne Zschäpes Wissen und ohne ihre Zustimmung verübt. Sie will davon - wie auch von dem Bombenanschlag in Köln - immer erst im Nachhinein erfahren haben.

Den Kummer darüber habe sie sogar in Alkohol ertränken müssen: "Wenn ich alleine zu Hause war, trank ich mehr - ebenso, wenn ich wieder von Straftaten der beiden erfahren hatte." Zeitweise habe sie zwei bis drei Flaschen Sekt am Tag getrunken.Anders als bei ihrer ersten Einlassung äußerte Zschäpe sich aber detaillierter zu Mitgliedern der Neonazi-Szene, die dem Trio im Untergrund geholfen hätten. So habe Böhnhardt ihr erzählt, der Anführer der Chemnitzer "Blood & Honour"-Gruppe, Jan W., habe eine Waffe beschafft.

Häufig ausländische Küche gegessen

Sie nannte die Namen weiterer Helfer, die das Trio bei sich versteckten, Wohnungen mieteten, Papiere oder Krankenkassenkarten zur Verfügung stellten oder ein Konto eröffneten. Davon waren die meisten allerdings bereits bekannt und teilweise im Prozess als Zeugen gehört worden. Zschäpe schilderte nun aber die enge Freundschaft zu dem Mitangeklagten André E. und seiner Frau. Mit der Frau und den Kindern der Familie sei sie oft auf Spielplätze gegangen. "Diese Treffen mit den Kindern taten mir gut, weil ich selbst keine eigenen Kinder bekommen kann."

Die politische Einstellung Böhnhardts zum Zeitpunkt ihres Kennenlernen schilderte Zschäpe so: "Er war dagegen, dass zu viele Ausländer in Deutschland leben und dadurch eine Überfremdung stattfindet." Im Untergrund sei Politik zuletzt aber kaum noch Thema gewesen, hieß es in Zschäpes Erklärung: "In den letzten Jahren haben wir praktisch gar nicht mehr über politische Themen oder Ausländer geredet." Dafür seien sie häufig in Restaurants "mit ausländischer Küche" essen gegangen.

Böhnhardt sei ihr gegenüber handgreiflich geworden, ließ Zschäpe verlauten. Er sei sehr reizbar und cholerisch gewesen - und von Waffen besessen: "Uwe Böhnhardt war ein Waffennarr." Sie selbst habe keinen Einfluss auf Böhnhardt und Mundlos gehabt, betonte Zschäpe erneut. "Ich kannte Uwe Böhnhardt seit meinem 19. Geburtstag. Er hat immer das gemacht, und nur das, was er wollte."

dpa/acr/LTO-Redaktion

  • Drucken
  • Senden
  • Zitieren
Zitiervorschlag

Von Morden nichts gewusst: . In: Legal Tribune Online, 21.01.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/18233 (abgerufen am: 17.11.2025 )

Infos zum Zitiervorschlag
  • Mehr zum Thema
    • Strafrecht
    • NSU
    • Straftaten
    • Terrorismus
    • Zschäpe
  • Gerichte
    • Oberlandesgericht München
Grenzzaun zwischen Gefängnis und Militärgericht Ofer bei Ramallah im von Israel besetzten Westjordenland, 2008 15.11.2025
Israel

Neuer Gesetzentwurf in Israel:

Todes­strafe zur Ver­tei­di­gung des kol­lek­tiven Schick­sals

Ein neues Gesetz will "Terror gegen Israel" mit der Todesstrafe belegen, um die "Wiederbelebung des jüdischen Volkes in seinem Land" zu schützen. Itamar Mann warnt vor den Folgen – für Palästinenser wie für die israelische Gesellschaft.

Artikel lesen
Relatives of Palestinian prisoners walk through a fence to Israel's Ofer military court, near Ramallah. 14.11.2025
Englische Texte

Israel's Dangerous New Bill:

Death Pen­alty as a Defense of Col­lec­tive Des­tiny

A new bill seeks to introduce a mandatory death penalty for killings with the intent to "harm the State of Israel and the revival of the Jewish people in its land." Itamar Mann flags a troubling shift in the country's penal doctrine.

Artikel lesen
Im OP Saal wird ein Skapell angereicht. 13.11.2025
Skurriles

"Ich wollte ihm etwas Gutes tun":

Mann wegen Penis-Ampu­ta­tion ver­ur­teilt

Ein Mann wurde in Österreich zu drei Jahren Haft verurteilt, weil er in einem Berliner Sado-Maso-Studio bei einer Penis-Amputation mitwirkte. Sich selbst verstümmelte er auch.

Artikel lesen
Versammlung der Piusbruderschaft. 13.11.2025
Versammlungen

BVerfG zu Grenzen der Versammlungsfreiheit:

Gegen­de­mon­s­t­ra­tion ja – Voll­b­lo­c­kade nein

Eine Sitzblockade als geschützte Versammlung? Ja – aber nicht, wenn sie eine andere Versammlung komplett lahmlegt. Das BVerfG hält die Verurteilung eines Gegendemonstranten zu einer Geldstrafe für verfassungsgemäß.

Artikel lesen
Christina Block im Vordergrund, Gerhard Delling im Hintergrund 11.11.2025
Prominente

Block-Prozess vorm Landgericht Hamburg:

Warum die Vor­sit­zende der Ste­ak­house-Erbin mit Haft­be­fehl drohte

Im Block-Prozess dreht sich an Tag 21 alles um die mysteriöse israelische Sicherheitsfirma, massive Zweifel an IT-Warnungen und eine scharfe Ansage der Vorsitzenden: Christina Block geht in Haft, wenn sie weiter Kontakt zu Zeugen hat.

Artikel lesen
Itamar Ben-Gvir, Israels Minister für nationale Sicherheit, in der Knesset am 13. Oktober 2025 11.11.2025
Israel

Terrorismus gegen Israelis:

Gesetz zu Todes­strafe nimmt erste Hürde in der Knesset

Wer in Israel tötet, um dem Staat und "der Wiedergeburt des jüdischen Volkes" zu schaden, soll künftig mit dem Tod bestraft werden können. Das sieht ein umstrittener Gesetzentwurf vor, der in erster Lesung eine große Mehrheit bekam.

Artikel lesen
lto karriere logo

Deine Karriere beginnt hier.

Registrieren und nie wieder einen Top-Job verpassen

logo lto karriere
Jetzt registrieren bei LTO Karriere

Finde den Job, den Du verdienst 100% kostenlos registrieren und Vorteile nutzen

  • LTO Job Matching: Finde den Job & Arbeitgeber, der zu Dir passt.
  • Jobs per Mail: Verpasse keine neuen Job-Angebote mehr.
  • One-Klick Bewerbung: Dein Klick zum neuen Job, einfach und schnell.
Das Passwort muss mindestens 8 Zeichen lang sein und mindestens einen Großbuchstaben, einen Kleinbuchstaben, eine Zahl und ein Sonderzeichen enthalten (z.B. #?!@$%^&*-).
Pflichtfeld *

Nur noch ein Klick!

Wir haben Dir eine E-Mail gesendet. Bitte klicke auf den Bestätigungslink in dieser E-Mail, um Deine Anmeldung abzuschließen.

Weitere Infos & Updates einfach und kostenlos direkt ins Postfach.

LTO Karriere Newsletter

Das monatliche Update mit aktuellen Stellenangeboten & Karriere-Tipps.

LTO Daily

Jeden Abend um 18 Uhr die wichtigsten News vom Tag.

LTO Presseschau

Jeden Morgen um 7:30 Uhr die aktuelle Berichterstattung über Recht und Justiz.

Pflichtfeld *

Fertig!

Um die kostenlosen Nachrichten zu beziehen, wechsle bitte nochmal in Dein Postfach und bestätige Deine Anmeldung mit dem Bestätigungslink.

Du willst Dein Bewerberprofil direkt anlegen?

Los geht´s!
ads lto paragraph
lto karriere logo
ads career people

Wir haben die Top-Jobs für Jurist:innen

Jetzt registrieren
logo lto karriere
TopJOBS
Logo von Oberlandesgericht Celle
Rich­ter/-in (w/m/d) bzw. Staats­an­walt / -an­wäl­tin (w/m/d) im Be­zirk des...

Oberlandesgericht Celle , Bü­cke­burg

Logo von Oberlandesgericht Celle
Rich­ter/-in (w/m/d) bzw. Staats­an­walt / -an­wäl­tin (w/m/d) im Be­zirk des...

Oberlandesgericht Celle , Ver­den (Al­ler)

Logo von Schlun & Elseven Rechtsanwälte PartG mbB
Rechts­an­walt (w/m/d) – Straf­recht mit Schwer­punkt Aus­lie­fe­rungs­recht und...

Schlun & Elseven Rechtsanwälte PartG mbB , Köln

Logo von Clifford Chance Partnerschaft mbB
BACKS­TA­GE - Das Pro­gramm für Prak­ti­kant*In­nen am Stand­ort Düs­sel­dorf...

Clifford Chance Partnerschaft mbB , Düs­sel­dorf

Logo von Baker McKenzie Rechtsanwaltsgesellschaft mbH von Rechtsanwälten und Steuerberatern
Re­fe­ren­da­re | Frank­furt

Baker McKenzie Rechtsanwaltsgesellschaft mbH von Rechtsanwälten und Steuerberatern , Frank­furt am Main

Logo von Wolters Kluwer
Ju­rist als Pro­dukt­ma­na­ger Print & On­li­ne (m/w/d)

Wolters Kluwer , Hürth

Logo von Clifford Chance Partnerschaft mbB
BACKS­TA­GE - Das Pro­gramm für Prak­ti­kant*In­nen am Stand­ort Frank­furt...

Clifford Chance Partnerschaft mbB , Frank­furt am Main

Logo von Oberlandesgericht Celle
Rich­ter/-in (w/m/d) bzw. Staats­an­walt / -an­wäl­tin (w/m/d) im Be­zirk des...

Oberlandesgericht Celle , Han­no­ver

Mehr Stellenanzeigen
logo lto events
§ 15 FAO - Krisenprävention, Insolvenzreifeprüfung und Haftungsszenarien

17.11.2025, Hamburg

Logo von AnwaltVerein Stuttgart e.V. | AnwaltService Stuttgart GmbH
Baden-Württembergischer Mietrechtstag 2025

18.11.2025

Digitale Kamingespräche: Wie arbeitet man eigentlich im DFG-Fachkollegium Privatrecht?

19.11.2025

Miet- und Bauprozessrecht I - Erstinstanzliches Verfahren

18.11.2025

Aktuelle Entwicklungen bei der Besteuerung von Personengesellschaften – MoPeG-Folgeänderungen

18.11.2025

Mehr Events
Copyright © Wolters Kluwer Deutschland GmbH