OLG München vertagt NSU-Prozess: Zschäpe will Pflicht­verteidigerin los­werden

10.06.2015

Der heutige Verhandlungstag im NSU-Prozess ist bereits am Mittag beendet worden. Die Angeklagte Beate Zschäpe stellte einen Antrag, ihre Pflichtverteidigerin Anja Sturm von ihrem Mandat zu entbinden.

Die Vertrauenskrise zwischen Beate Zschäpe und ihren drei Pflichtverteidigern ist erneut aufgeflammt. Richter Manfred Götzl bestätigte, dass die Hauptangeklagte zu Beginn des heutigen Verhandlungstages beantragt hat, ihre Verteidigerin Anja Sturm von ihrem Mandat zu entbinden. Gegen die beiden anderen Advokaten Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl richtete sich der Antrag nicht.

Der Prozesstag wurde wegen des Vorstoßes Zschäpes nach mehreren Unterbrechungen bereits am Mittag beendet. Heer beantragte "aufgrund der prozessualen Situation", das Verfahren zu unterbrechen und die Verhandlung heute nicht fortzusetzen. Es sei nötig, sich eingehend mit seiner Mandantin zu beraten. Schon zu Verhandlungsbeginn hatte Zschäpe Blickkontakt zu ihren Anwälten vermieden und anders als sonst nicht mit ihnen gesprochen.

Das Vertrauen Zschäpes zu ihren Verteidigern gilt schon seit längerer Zeit als belastet. Das Gericht war ihrem Wunsch nach neuen Prozessvertretern allerdings nicht gefolgt. Es muss jedoch zustimmen, da es sich bei Sturm, Heer und Stahl um Pflichtverteidiger handelt.

Auch sonst läuft es nicht wirklich rund im NSU-Prozess: Für den heutigen Mittwoch war ein Mann geladen, der als Sänger einer Neonazi-Band in Jena mit Zschäpe bekannt gewesen sein soll. Er hätte aber auch ohne die neue Verteidigerkrise nicht vernommen werden können, da er unentschuldigt nicht erschienen war.

dpa/ms/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

OLG München vertagt NSU-Prozess: Zschäpe will Pflichtverteidigerin loswerden . In: Legal Tribune Online, 10.06.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/15814/ (abgerufen am: 20.04.2024 )

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