Forschungsvorhaben in NRW: Künst­liche Intel­li­genz soll Sui­zide in Haft ver­hin­dern

22.10.2019

Selbsttötungen hinter Gittern sind immer eine persönliche Tragödie. Sie sind aber auch Zeugnis des Versagens für den Staat, der das Leben Gefangener in seiner Obhut schützen muss. In NRW soll künstliche Intelligenz dabei helfen.

Künstliche Intelligenz (KI) soll künftig in den Haftanstalten Nordrhein-Westfalens helfen, Selbstmordversuche früher zu erkennen und zu verhindern. Dazu starte das Land ein bundesweit einmaliges Forschungsvorhaben, kündigte NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) am Dienstag in Düsseldorf an. Ziel sei es, ein Computerprogramm zu entwickeln, das suizidale Handlungsmuster frühzeitig erkennt und bei der Video-Überwachung gefährdeter Häftlinge treffsicher eingesetzt werden kann.

Den Zuschlag zur Entwicklung der Software habe ein sächsisches Unternehmen aus Chemnitz erhalten. Dort werde ein Versuchsraum aufgebaut, der die Bedingungen eines typischen Haftraums erfülle. Die dort gewonnenen Erkenntnisse würden durch zusätzliche Tests in der Justizvollzugsanstalt Düsseldorf im Realbetrieb abgesichert, erklärte Biesenbach.

Während der Pilotphase sollen im kommenden Jahr gefährdete Gefangene mit Videokameras überwacht werden. Mithilfe künstlicher Intelligenz sollten die "lernenden" Apparate dann bei suizidverdächtigen Handlungen Alarm schlagen. Da die Augen der Beschäftigten nicht überall sein könnten, setze die Justiz in NRW auf den technischen Fortschritt, erläuterte der Minister. Die künstliche Intelligenz solle die bisherigen Präventivmaßnahmen aber nicht ersetzen, sondern ergänzen.

In den NRW-Anstalten ist bereits ein sogenanntes "Erst-Screening" vorgeschrieben, um suizidgefährdete Häftlinge besser zu erkennen. Wer als stark selbstmordgefährdet gilt, wird in einem besonders gesicherten Haftraum durchgängig überwacht. Weniger akute Fälle werden in Intervallen kontrolliert. In den vergangenen drei Jahren war die Zahl der Selbsttötungen in den 36 NRW-Haftanstalten rückläufig. Nach Angaben des NRW-Justizministeriums brachten sich hier 2018 elf Gefangene um; 2017 waren es 13 (2016: 19).

dpa/acr/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Forschungsvorhaben in NRW: . In: Legal Tribune Online, 22.10.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/38309 (abgerufen am: 14.10.2024 )

Infos zum Zitiervorschlag
Jetzt Pushnachrichten aktivieren

Pushverwaltung

Sie haben die Pushnachrichten abonniert.
Durch zusätzliche Filter können Sie Ihr Pushabo einschränken.

Filter öffnen
Rubriken
oder
Rechtsgebiete
Abbestellen