Druckversion
Samstag, 15.11.2025, 09:47 Uhr


Legal Tribune Online
Schriftgröße: abc | abc | abc
https://www.lto.de//recht/nachrichten/n/mutmasslicher-is-unterstuetzer-anschlag-israel-botschaft-haftbefehl
Fenster schließen
Artikel drucken
55677

Geplanter Terroranschlag?: Haft­be­fehl wegen geplanten Anschlags auf Israels Bot­schaft

21.10.2024

Botschaft des Staates Israel

Ein Fahrzeug der Polizei steht am Abend vor der Botschaft des Staates Israel. Foto: picture alliance/dpa | Maximilian Specht

Durchgriff der Bundesanwaltschaft: Ein Libyer mit IS-Kontakten soll einen Anschlag auf die israelische Botschaft in Berlin geplant haben. Nun wurde der Haftbefehl gegen ihn in Vollzug gesetzt.

Anzeige

Ein mutmaßlicher Unterstützer der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) steht im Verdacht, einen Anschlag auf die israelische Botschaft in Deutschland geplant zu haben. Am vergangenen Sonntag setzte der Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof (BGH) den Haftbefehl gegen ihn in Vollzug, nachdem er am Samstag festgenommen worden war. Laut einer Sprecherin des Generalbundesanwalts befindet sich der Beschuldigte nun in Untersuchungshaft, die nach § 112 Abs. 1 S. 1 Strafprozessordnung (StPO) angeordnet werden kann, wenn ein dringender Tatverdacht besteht und ein Haftgrund vorliegt.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach von einem "feigen Anschlagsplan", der verhindert worden sei. Innenministerin Nancy Faeser wies auf die hohe Terrorgefahr in Deutschland hin und betonte die Bedeutung des Schutzes jüdischer und israelischer Einrichtungen. "Wir handeln mit höchster Wachsamkeit und Aufmerksamkeit angesichts der hohen Bedrohungslage durch islamistische, antisemitische und israelfeindliche Gewalt", sagte die SPD-Politikerin. 

Der Fall heizt die Debatte über die Maßnahmen zum Schutz vor Terror in Deutschland neu an. Politiker von CDU und Grünen forderten mehr Mittel für die Sicherheitsbehörden. Die SPD rief die Union dazu auf, ihre Ablehnung des sogenannten Sicherheitspakets der Ampel-Regierung aufzugeben.

Der tatverdächtige Libyer wurde am Samstag in Bernau bei Berlin festgenommen. Zur Planung des Anschlags hatte er sich in einem Messenger-Chat mit einem IS-Mitglied ausgetauscht, wie die Bundesanwaltschaft mitteilte. In der Folge wurden sowohl seine Wohnung als auch die eines nicht tatverdächtigen Komplizen im nordrhein-westfälischen Rhein-Sieg-Kreis durchsucht. Am Sonntag wurde der Mann dem Ermittlungsrichter vorgeführt.

Asylantrag des Verdächtigen abgelehnt

Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen abgelehnten Asylbewerber, der laut Informationen der Bild-Zeitung 28 Jahre alt ist und im November 2022 nach Deutschland eingereist sein soll. Im Januar 2023 stellte er einen Asylantrag, dessen Ablehnung acht Monate später erfolgte. Gegen diese Ablehnung legte er jedoch keine Klage ein.

Für Libyen gilt bundesweit kein genereller Abschiebestopp. Sollte ein Asylbewerber nicht freiwillig ausreisen, gestaltet sich eine Abschiebung jedoch schwierig, da in dem nordafrikanischen Land nur teilweise funktionierende staatliche Strukturen vorhanden sind.

Botschafter macht "muslimischen Antisemitismus" verantwortlich

Der israelische Botschafter Ron Prosor dankte den deutschen Sicherheitsbehörden und kritisierte den "muslimischen Antisemitismus" in Deutschland und darüber hinaus. Dieser beschränke sich seiner Meinung nach nicht nur auf hasserfüllte Rhetorik, sondern fördere auch den weltweiten Terrorismus. Prosor betonte, dass die Mitarbeiter der israelischen Botschaft besonders gefährdet seien, da sie an vorderster Front der Diplomatie stünden.

Seit dem Angriff islamistischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem Beginn des Gaza-Kriegs ist in Deutschland ein Anstieg antisemitischer Vorfälle zu verzeichnen. Bereits Anfang September kam es in der Nähe des israelischen Generalkonsulats in München zu einem Schusswechsel zwischen einem 18-jährigen Österreicher und der Polizei. Auch hier gehen die Ermittler von einem versuchten Terroranschlag des getöteten Schützen aus.

Hinweis kam von ausländischem Nachrichtendienst

Der Hinweis auf den mutmaßlichen Attentäter soll von einem ausländischen Nachrichtendienst stammen. Wie konkret die Pläne des Verdächtigen waren, wird sich voraussichtlich erst nach der Auswertung der bei den Durchsuchungen aufgefundenen Gegenstände zeigen. Die Sicherheitsbehörden haben in diesem sowie in anderen vergleichbaren Fällen der jüngeren Vergangenheit schnell reagiert.

Die Sicherheitsvorkehrungen an den jüdischen und israelischen Einrichtungen in Berlin wurden zunächst nicht weiter verschärft. Die Polizei erklärte, dass diese bereits auf einem hohen Niveau seien. Derzeit würden mehr als 160 Objekte bewacht, sagte Sprecherin Beate Ostertag. Für die israelische Botschaft gelte generell ein "maximal hohes Level". Die Festnahme habe zunächst keine Änderungen in der Lage mit sich gebracht. Die Berliner Polizei bewertet die Situation jedoch kontinuierlich neu und steht dazu im Austausch mit nationalen und internationalen Behörden.

Buschmann spricht von "sehr ernster" Terrorgefahr

Justizminister Marco Buschmann (FDP) warnte vor einer "sehr ernsten" Terrorgefahr in Deutschland. Man werde weiterhin "alles daran setzen, dass die gefährlichen Pläne der Israel-Hasser und Antisemiten nicht aufgehen", sagte er der Deutschen Presse Agentur.

Der stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Konstantin von Notz forderte in der Welt mehr Geld und Personal für die Sicherheitsbehörden. "Angesichts der aktuellen Herausforderungen müssen wir darüber reden, unsere Nachrichtendienste massiv finanziell, personell und technisch zu stärken. Eine Zeitenwende braucht es auch hier."

Ähnlich äußerte sich der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter. "Es wäre wichtig, Fähigkeitslücken zu schließen und gesetzliche Regelungen zu verändern, um eine zeitgemäße Aufklärung zu ermöglichen und die Abhängigkeiten von Partnerdiensten zu reduzieren", sagte er dem Tagesspiegel. Das aktuelle "Sicherheitspaket" der Ampel-Regierung wertete er als wirkungslos bei konkreten Anschlagsplanungen. 

Kanzler Scholz forderte die Union dagegen auf, dem Paket im Bundesrat zuzustimmen. Die Sicherheitsbehörden würden damit gestärkt. "Es ist wichtig, dass der Bundesrat die noch ausstehenden Punkte jetzt auch schnell freigibt", schrieb er auf der Plattform X.

dpa/xp/LTO-Redaktion

  • Drucken
  • Senden
  • Zitieren
Zitiervorschlag

Geplanter Terroranschlag?: . In: Legal Tribune Online, 21.10.2024 , https://www.lto.de/persistent/a_id/55677 (abgerufen am: 15.11.2025 )

Infos zum Zitiervorschlag
  • Mehr zum Thema
    • Strafrecht
    • Asyl
    • Ausland
    • Islam
    • Terrorismus
  • Gerichte
    • Bundesgerichtshof (BGH)
Relatives of Palestinian prisoners walk through a fence to Israel's Ofer military court, near Ramallah. 14.11.2025
Englische Texte

Israel's Dangerous New Bill:

Death Pen­alty as a Defense of Col­lec­tive Des­tiny

A new bill seeks to introduce a mandatory death penalty for killings with the intent to "harm the State of Israel and the revival of the Jewish people in its land." Itamar Mann flags a troubling shift in the country's penal doctrine.

Artikel lesen
Im OP Saal wird ein Skapell angereicht. 13.11.2025
Skurriles

"Ich wollte ihm etwas Gutes tun":

Mann wegen Penis-Ampu­ta­tion ver­ur­teilt

Ein Mann wurde in Österreich zu drei Jahren Haft verurteilt, weil er in einem Berliner Sado-Maso-Studio bei einer Penis-Amputation mitwirkte. Sich selbst verstümmelte er auch.

Artikel lesen
Migration und Abschiebung (Symbolbild) 11.11.2025
Migration

EU-Innenkommissar Magnus Brunner:

Deut­sch­land bei EU-Mig­ra­ti­ons­ana­lyse in Risi­ko­gruppe

Deutschland kann sich voraussichtlich bis mindestens Ende 2026 gegen zusätzliche Flüchtlings-Aufnahmeforderungen wehren. Ein Bericht aus Brüssel stuft die Bundesrepublik zudem als gefährdet ein.

Artikel lesen
Itamar Ben-Gvir, Israels Minister für nationale Sicherheit, in der Knesset am 13. Oktober 2025 11.11.2025
Israel

Terrorismus gegen Israelis:

Gesetz zu Todes­strafe nimmt erste Hürde in der Knesset

Wer in Israel tötet, um dem Staat und "der Wiedergeburt des jüdischen Volkes" zu schaden, soll künftig mit dem Tod bestraft werden können. Das sieht ein umstrittener Gesetzentwurf vor, der in erster Lesung eine große Mehrheit bekam.

Artikel lesen
Kim Kardashian 11.11.2025
Prominente

California Bar Exam nicht bestanden – wegen ChatGPT?:

Kim Kar­dashian durch Anwalts­prü­fung geras­selt

Jahrelang hat sich Kim Kardashian durch eine harte Ausbildung gekämpft, um ihren Traum von der Rechtsanwältin zu erfüllen. Nun gab es kurz vor dem Ziel einen Dämpfer.

Artikel lesen
Proteste für Ekrem İmamoğlu 11.11.2025
Türkei

Anklage erhoben:

2.352 Jahre Haft für Erdogan-Gegner İmam­oğlu gefor­dert

Dem aussichtsreichsten Herausforderer des Präsidenten droht eine Haftstrafe bis an sein Lebensende. Das Verfahren löst empörte Kritik an der Regierung aus.

Artikel lesen
lto karriere logo

Deine Karriere beginnt hier.

Registrieren und nie wieder einen Top-Job verpassen

logo lto karriere
Jetzt registrieren bei LTO Karriere

Finde den Job, den Du verdienst 100% kostenlos registrieren und Vorteile nutzen

  • LTO Job Matching: Finde den Job & Arbeitgeber, der zu Dir passt.
  • Jobs per Mail: Verpasse keine neuen Job-Angebote mehr.
  • One-Klick Bewerbung: Dein Klick zum neuen Job, einfach und schnell.
Das Passwort muss mindestens 8 Zeichen lang sein und mindestens einen Großbuchstaben, einen Kleinbuchstaben, eine Zahl und ein Sonderzeichen enthalten (z.B. #?!@$%^&*-).
Pflichtfeld *

Nur noch ein Klick!

Wir haben Dir eine E-Mail gesendet. Bitte klicke auf den Bestätigungslink in dieser E-Mail, um Deine Anmeldung abzuschließen.

Weitere Infos & Updates einfach und kostenlos direkt ins Postfach.

LTO Karriere Newsletter

Das monatliche Update mit aktuellen Stellenangeboten & Karriere-Tipps.

LTO Daily

Jeden Abend um 18 Uhr die wichtigsten News vom Tag.

LTO Presseschau

Jeden Morgen um 7:30 Uhr die aktuelle Berichterstattung über Recht und Justiz.

Pflichtfeld *

Fertig!

Um die kostenlosen Nachrichten zu beziehen, wechsle bitte nochmal in Dein Postfach und bestätige Deine Anmeldung mit dem Bestätigungslink.

Du willst Dein Bewerberprofil direkt anlegen?

Los geht´s!
ads lto paragraph
lto karriere logo
ads career people

Wir haben die Top-Jobs für Jurist:innen

Jetzt registrieren
logo lto karriere
TopJOBS
Logo von Oberlandesgericht Celle
Rich­ter/-in (w/m/d) bzw. Staats­an­walt / -an­wäl­tin (w/m/d) im Be­zirk des...

Oberlandesgericht Celle , Ver­den (Al­ler)

Logo von Schlun & Elseven Rechtsanwälte PartG mbB
Rechts­an­walt (w/m/d) – Straf­recht mit Schwer­punkt Aus­lie­fe­rungs­recht und...

Schlun & Elseven Rechtsanwälte PartG mbB , Köln

Logo von Wolters Kluwer
Ju­rist als Pro­dukt­ma­na­ger Print & On­li­ne (m/w/d)

Wolters Kluwer , Hürth

Logo von Oberlandesgericht Celle
Rich­ter/-in (w/m/d) bzw. Staats­an­walt / -an­wäl­tin (w/m/d) im Be­zirk des...

Oberlandesgericht Celle , Bü­cke­burg

Logo von Hessisches Ministerium der Justiz und für den Rechtsstaat
Voll­ju­ris­ten (m/w/d) – Ih­re Zu­kunft in der hes­si­schen Jus­tiz

Hessisches Ministerium der Justiz und für den Rechtsstaat , Wies­ba­den

Logo von Airbus Bank
Se­nior Spe­zia­list AML (m/w/d) in Teil­zeit

Airbus Bank , Mün­chen

Logo von Oberlandesgericht Celle
Rich­ter/-in (w/m/d) bzw. Staats­an­walt / -an­wäl­tin (w/m/d) im Be­zirk des...

Oberlandesgericht Celle , Han­no­ver

Logo von Baker McKenzie Rechtsanwaltsgesellschaft mbH von Rechtsanwälten und Steuerberatern
Re­fe­ren­da­re | Mün­chen

Baker McKenzie Rechtsanwaltsgesellschaft mbH von Rechtsanwälten und Steuerberatern , Mün­chen

Mehr Stellenanzeigen
logo lto events
§ 15 FAO - Krisenprävention, Insolvenzreifeprüfung und Haftungsszenarien

17.11.2025, Hamburg

Logo von AnwaltVerein Stuttgart e.V. | AnwaltService Stuttgart GmbH
Baden-Württembergischer Mietrechtstag 2025

18.11.2025

Digitale Kamingespräche: Wie arbeitet man eigentlich im DFG-Fachkollegium Privatrecht?

19.11.2025

Miet- und Bauprozessrecht I - Erstinstanzliches Verfahren

18.11.2025

Aktuelle Entwicklungen bei der Besteuerung von Personengesellschaften – MoPeG-Folgeänderungen

18.11.2025

Mehr Events
Copyright © Wolters Kluwer Deutschland GmbH