Großeinsatz in der Münchner Innenstadt, wo ein Fahrzeug in eine Menschengruppe gelenkt worden ist. Es gibt Verletzte, einige davon schweben in Lebensgefahr. Nun ermittelt die bei der GenStA eigens eingerichtete Zentralstelle.
Nach der Fahrt eines Autos in eine Gruppe von Demonstranten in München ermittelt die bayerische Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus der Generalstaatsanwaltschaft (GenStA). Das sagte Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) in der Nähe des Tatorts. In der Münchner Innenstadt war am Donnerstagmorgen gegen 10.30 Uhr ein Mann mit einem Auto in eine Menschengruppe gefahren, nachdem er zuvor offenbar beschleunigt hatte. Mindestens 28 Menschen, darunter auch Kinder, wurden dabei teils lebensgefährlich verletzt, wie Polizei und Feuerwehr mitteilten.
Kurz nach dem Vorfall nahm die Polizei den Mann fest, dabei gab sie nach eigenen Angaben einen Schuss auf dessen Fahrzeug ab. Mit Blick auf entsprechende Beiträge in den Sozialen Medien sagte ein Polizeisprecher auch, dass es bisher keine Hinweise auf weitere Beteiligte gebe. In mehreren Online-Posts war zunächst die Rede von einem möglichen zweiten Fahrer.
Bei dem Mann handelt es sich laut übereinstimmenden Medienberichten um einen 24-jährigen afghanischen Staatsangehörigen. Entgegen früherer Angaben, war dieser nicht ausreisepflichtig und auch nicht wegen Ladendiebstahls und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) polizeibekannt. Vielmehr besaß er einen Aufenthaltstitel und arbeitete. Am Mittag hatte Herrmann zwei Stunden nach der Tat berichtet, der 24-Jährige sei im Zusammenhang mit Ladendiebstählen und Drogendelikten auffällig geworden. Diese Fehlinformationen seien wohl der Kürze der Zeit geschuldet gewesen, so ein Polizeisprecher auf Anfrage.
Vor der Tat hatte der Mann laut dpa-Informationen einen islamistischen Post abgesetzt. Auch dies ist allerdings noch unklar. Laut BR ist der Inhalt des Posts indes nicht direkt in diese Kategorie einzuordnen. Laut Sicherheitskreisen soll er gelautet haben "Oh Allah, beschütze uns immer" gewesen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezeichnete das Geschehen auf der Plattform X als "schweren Anschlag".
Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte: "Ich bin tief erschüttert. Meine Gedanken sind bei den Verletzten". Reiters Parteifreunde, Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser, forderten unterdessen harte Konsequenzen. "Dieser Täter kann nicht mit irgendeiner Nachsicht rechnen. Er muss bestraft werden, und er muss das Land verlassen", sagte der Kanzler vor einem Wahlkampf-Auftritt in Fürth. Faeser beklagte: "Erneut ist der mutmaßliche Täter ein junger Mann aus Afghanistan". Die Antwort könne nur sein: "Der Rechtsstaat muss maximale Härte zeigen", so Faeser weiter. "Als einziger Staat in Europa schieben wir trotz der Taliban-Herrschaft wieder nach Afghanistan ab und werden das weiter tun."
Innenminister: Demonstration als Ziel "eher zufällig"
Am Ort des Geschehens, am Münchner Stiglmaierplatz, fand nach Polizeiangaben zum Zeitpunkt des Vorfalls eine Demonstration der Gewerkschaft ver.di statt. Ob Demonstranten unter den Verletzten waren, war zunächst unklar. Ein Sprecher von ver.di Bayern sagte: "Wir wissen es noch nicht. Aber es ist möglich, dass auch Teilnehmer unter den Verletzten sind. Wir sind zuerst einmal bei den Opfern und den Angehörigen". Auch einige Straßen vom Stiglmaierplatz entfernt standen mehrere Rettungswagen. Nach Worten von Innenminister Herrmann habe sich der Mann wohl nicht gezielt diese Demonstration ausgesucht. "Im Moment gehen wir in der Tat davon aus, dass die Zielgruppe hier, dass die Opfer aus den Reihen dieser Verdi-Demonstration eher zufällig waren", sagte Herrmann. "Aber auch dem muss natürlich nachgegangen werden."
Die Polizei richtete eine Zeugen-Sammelstelle ein und rief auf der Plattform X dazu auf, relevante Videos und Bilder von dem Vorfall in einem eigens eingerichteten Upload-Portal hochzuladen.
"Ein bitterer Tag für München", sagte Oberbürgermeister Reiter am Tatort. "Es schmerzt einfach", sagt Söder. "Im Januar ein Ereignis wie in Aschaffenburg und jetzt hier in München - es reicht einfach." Söder weiter: "Wir reagieren bei jedem solchen Anschlag besonnen, aber ich sage Ihnen auch, dass unsere Entschlossenheit wächst. Es ist nicht der erste Fall, und wer weiß, was noch passiert". Der Vorfall Konsequenzen müsse nach sich ziehen. "Wir können nicht von Anschlag zu Anschlag gehen und Betroffenheit zeigen, sondern müssen auch tatsächlich etwas ändern."
Vorfall kurz vor der Sicherheitskonferenz
Ob die Tat Auswirkungen auf die am Freitag nur rund zwei Kilometer vom Tatort beginnende Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) hat, war zunächst unklar. Mehr als 60 Staats- und Regierungschefs und mehr als 100 Minister werden zu dem weltweit wichtigsten sicherheitspolitischen Expertentreffen erwartet, darunter US-Vizepräsident J.D. Vance, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Bundeskanzler Scholz.
Es gebe keinen Hinweis darauf, "dass es irgendeinen Zusammenhang mit der Sicherheitskonferenz gibt", sagt Innenminister Herrmann nach der Tat. Das Motiv des jungen Mannes sei noch unklar.
* Dieser Beitrag wurde im Hinblick auf die Ausreisepflichtigkeit und vermeintliche Straftaten korrigiert.
dpa/jb/LTO-Redaktion
Mindestens 28 Verletzte bei "schwerem Anschlag": . In: Legal Tribune Online, 13.02.2025 , https://www.lto.de/persistent/a_id/56591 (abgerufen am: 17.03.2025 )
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