Als 18-Jähriger begann er seinen Dienst als SS-Wachmann im Konzentrationslager, mit 94 Jahren muss er sich jetzt vor dem Landgericht Münster verantworten. Am Dienstag begann der Prozess gegen den Mann aus Borken im Münsterland.
Wegen hundertfacher Beihilfe zum Mord im Konzentrationslager Stutthof steht von diesem Dienstag an ein 94-Jähriger vor dem Landgericht (LG) Münster. Der Angeklagte soll als SS-Wachmann in dem deutschen Konzentrationslager bei Danzig von Juni 1942 bis September 1944 Dienst getan haben. Laut Anklage soll er mitbekommen haben, wie in dem KZ Häftlinge brutal getötet wurden.
Nach Überzeugung des Dortmunder Oberstaatsanwalts Andreas Brendel hatte der Mann aus Borken als Wachmann viele grausame Morde erst möglich gemacht. Seinen Dienst begonnen hatte er als 18-Jähriger. Der Ankläger ist gemeinsam mit einem Team beim Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen zuständig für die Verfolgung von Nazi-Kriegsverbrechen.
Das Internationale Auschwitz-Komitee begrüßte am Montag den Prozess. "Wir danken insbesondere den Überlebenden des Lagers und ihren Angehörigen für den Mut und die Entschlossenheit, in Münster als Nebenkläger auszusagen. Dies werden schmerzliche Tage für sie alle. Sie haben so wie alle Überlebenden unendlich lange auf die deutsche Justiz und auf die Gerechtigkeit warten müssen", erklärte Vizepräsident Christoph Heubner.
94-Jähriger vor Jugendkammer
Nach Angaben der für die Aufklärung von NS-Verbrechen zuständigen Zentralen Stelle in Ludwigsburg starben bis Kriegsende 65.000 Menschen in Stutthof und seinen Nebenlagern sowie auf den sogenannten Todesmärschen. Sie wurden in einer Gaskammer ermordet, mit Genickschüssen getötet oder vergiftet. Sie erfroren oder starben durch Mangelernährung, erschöpft durch die Zwangsarbeit oder miserable medizinische Versorgung.
Der Prozess findet vor der Jugendkammer statt, weil der Angeklagte zum Zeitpunkt der ihm vorgeworfenen Taten noch nicht 21 Jahre alt war. Zwischen den Sitzungen sollen immer wieder Ruhetage eingelegt werden. Das Gericht setzte 13 Prozesstage bis Mitte Januar an. Ursprünglich sollte in Münster ein zweiter Mann auf der Anklagebank sitzen. Umstritten ist, ob der Mann aus Wuppertal verhandlungsfähig ist. Daher wurde sein Verfahren abgetrennt.
dpa/acr/LTO-Redaktion
Prozessbeginn in Münster: . In: Legal Tribune Online, 06.11.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/31911 (abgerufen am: 04.11.2024 )
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