Druckversion
Samstag, 17.05.2025, 09:06 Uhr


Legal Tribune Online
Schriftgröße: abc | abc | abc
https://www.lto.de//recht/nachrichten/n/lg-koeln-28-o-11-18-textstellen-vermaechtnis-kohl-protokolle-untersagt-verschwiegenheit
Fenster schließen
Artikel drucken
39181

LG Köln zu den Kohl-Protokollen: Witwe des Alt­kanz­lers lässt wei­tere Pas­sagen ver­bieten

11.12.2019

Maike Kohl-Richter und Helmut Kohl

Bild: KASonline, flickr, CC BY 2.0, Zuschnitt und Skalierung durch LTO

Mehr als 100 Textstellen aus dem Buch "Vermächtnis - Die Kohl-Protokolle" sind bereits verboten. Die Witwe des Altkanzlers hat nun erfolgreich die Verbreitung weiterer Passagen durch den Autor Heribert Schwan untersagen lassen.

Anzeige

Die Witwe des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl hat im Rechtsstreit gegen dessen Ghostwriter einen weiteren Teilerfolg erzielt. Der Autor Heribert Schwan darf zahlreiche zusätzliche Textpassagen aus seinem 2014 erschienenen Buch "Vermächtnis - Die Kohl-Protokolle" nicht mehr verbreiten. Das entschied das Kölner Landgericht (LG) in einem Teilurteil am Mittwoch. Ansprüche gegen den Buchverlag Random House hat Maike Kohl-Richter nach der Entscheidung dagegen nicht (Urt. v. 11.12.2019, Az. 28 O 11/18).

Das Buch enthielt zahlreiche Äußerungen des 2017 gestorbenen Kohl über andere Politiker. Die Zitate stammen aus Tonbandmitschnitten von Gesprächen, die Kohl zur Vorbereitung seiner Memoiren mit Schwan geführt hatte. Nachdem die beiden sich zerstritten hatten, schrieb Schwan das Buch trotzdem und verwendete Zitate, die Kohl nicht autorisiert hatte.

Bereits in einem früheren Urteil hatte das Oberlandesgericht (OLG) Köln in zweiter Instanz das Verbot von 116 Textstellen aus dem Buch bestätigt und "eine Fülle von Fehlzitaten und Kontextverfälschungen" festgestellt. Kohl-Richter wollte nun weitere Passagen verbieten lassen und Auskunft über die mit dem Bestseller erzielten Gewinne, um dann gegebenenfalls auf Schadensersatz klagen zu können. Neben dem Autor hatte sie auch den Buchverlag und Spiegel Online verklagt.

Schwan verletzte vertragliche Verschwiegenheitspflicht

Nach Auffassung des LG ging Helmut Kohl davon aus, dass Schwan seine Äußerungen vertraulich behandeln würde. Die Zeugenvernehmung in der Verhandlung habe nichts anderes ergeben. Deswegen müsse es der Journalist unterlassen, die Worte des Altkanzlers wörtlich oder sinngemäß wiederzugeben, weil er damit gegen seine vertragliche Verschwiegenheitspflicht verstoße. Lediglich über den äußeren Rahmen der Gespräche dürfe er berichten. Nach Angaben des Gerichts umfasst der Urteilstenor mit den untersagten Passagen mehr als 50 Seiten. Zudem muss der Ghostwriter seine erzielten Einnahmen offenlegen.

Ohne Erfolg blieb allerdings die Klage gegen den Co-Autor und den Random-House-Verlag. Anders als Schwan stünden diese in keiner vertraglichen Beziehung zum früheren Kanzler. Ansprüche könnten sich deswegen nur ergeben, wenn sie das postmortale Persönlichkeitsrecht verletzt hätten. Davon ging die 28. Zivilkammer nach dem Parteivorbringen aber nicht aus.

Auch der Spiegel-Verlag und Spiegel Online durften die meisten Zitate, Informationen und Äußerungen aus den Gesprächen veröffentlichen. Lediglich vier von 132 Aussagen bewertete das Kölner Gericht als unzulässig, weil eine verfälschte Zitierung erfolgt sei. Rechtskräftig ist das Urteil noch nicht.

Noch zu Lebzeiten verklagte der CDU-Politiker Schwan selbst und erstritt eine Rekord-Entschädigung von einer Million Euro - starb jedoch, bevor das Urteil rechtskräftig wurde. Ein Jahr später urteilte das OLG Köln, dass der Geldanspruch nicht auf seine Witwe übergegangen sei, bestätigte aber das Verbot von mehr als 100 Textstellen.

mgö/LTO-Redaktion

Mit Materialien der dpa

  • Drucken
  • Senden
  • Zitieren
Zitiervorschlag

LG Köln zu den Kohl-Protokollen: . In: Legal Tribune Online, 11.12.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/39181 (abgerufen am: 21.05.2025 )

Infos zum Zitiervorschlag
  • Mehr zum Thema
    • Zivil- und Zivilverfahrensrecht
    • Altkanzler
    • Auskunftsrecht
    • Persönlichkeitsrecht
    • Schadensersatz
    • Unterlassung
  • Gerichte
    • Oberlandesgericht Köln
Ein blauer und cremefarbener Oldtimer parkt auf einem Parkplatz, umgeben von anderen Fahrzeugen. Nostalgische Fahrzeugästhetik. 18.05.2025
Rechtsgeschichte

Als das BAG Lackpflege-Hinweise erteilte:

Schwarzer Himmel über der Ruhr

Steht einem Arbeiter Schadensersatz zu, weil sein Auto unter Emissionen aus dem Betrieb seines Arbeitgebers gelitten hat? Ein BAG-Urteil aus dem Jahr 1965 steht am Ende einer Epoche, in der die Schlote noch äußerst kräftig rauchen durften.

Artikel lesen
Die U2 der Berliner Verkehrsbetriebe 15.05.2025
Datenschutz

Cyberangriff auf Dienstleister der Berliner Verkehrsbetriebe:

Bekommen 180.000 Ber­liner U-Bahn-Kunden Scha­dens­er­satz?

Bei einem Hackerangriff haben Unbekannte persönliche Daten von rund 180.000 Kunden der Berliner Verkehrsbetriebe BVG erbeutet. Die Berliner Datenschutzbeauftragte ist alarmiert. Betroffene könnten Anspruch auf Schadensersatz haben.

Artikel lesen
OpenJur-Anwälte Dr. Mina Kianfar und Dr. Lukas Mezger von der Kanzlei Unverzagt 12.05.2025
Datenschutz

LG Hamburg zur Rechsprechungsdatenbank:

OpenJur haftet nicht für Fehler der Ber­liner Justiz

Wegen der Veröffentlichung eines nicht anonymisierten Beschlusses verklagte ein Anwalt OpenJur. Das LG Hamburg wies die Klage ab. Für den Gerichtsfehler hafte OpenJur weder nach DSGVO noch BGB. Der Betrieb dieser Datenbank sei Journalismus.

Artikel lesen
Personalverwaltungssoftware "Workday" 08.05.2025
Datenschutz

BAG zu DSGVO-Verletzung nach Betriebsvereinbarung:

Scha­dens­er­satz nach Kon­troll­ver­lust von Daten über "Workday"

Ein Unternehmen nutzt Echtdaten, um eine neue Software zu testen – und übermittelt dabei deutlich mehr Informationen als vereinbart. Das Bundesarbeitsgericht stellt klar: Betriebsvereinbarungen sind kein Persilschein für Datenschutzverstöße.

Artikel lesen
Tiefgarage (Symbolbild) 05.05.2025
Schadensersatz

AG München zum Tiefgaragen-Unfall:

Beton­klötze in ihrem natür­li­chen Habitat

Betonsockel in einer Tiefgarage sind kein überraschendes Hindernis, so das AG München. Eine BMW-Fahrerin, die sich in der unterirdischen Parkeinrichtung eine hübsche Delle in die Tür gefahren hatte, bleibt damit auf ihrem Schaden sitzen.

Artikel lesen
Beschädigte Tür 02.05.2025
Schadensersatz

LG Köln zum Dazwischentreten Dritter:

Polizei tritt Tür ein, Mieter haften

Eine Tür wird von der Polizei aufgebrochen – zahlen müssen am Ende nicht etwa die Beamten oder der Staat, sondern die Mieter. Warum das so ist, hat jetzt das LG Köln entschieden.

Artikel lesen
logo lto karriere
TopJOBS
Logo von Generalstaatsanwaltschaft des Landes Brandenburg
Staats­an­wäl­tin (Rich­te­rin auf Pro­be) / Staats­an­walt (Rich­ter auf Pro­be)...

Generalstaatsanwaltschaft des Landes Brandenburg , Frank­furt (Oder)

Logo von BLD Bach Langheid Dallmayr Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft mbB
RECHTS­AN­WÄL­TE (W/M/D) FÜR PRO­DUKT­HAF­TUNG

BLD Bach Langheid Dallmayr Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft mbB , Frank­furt am Main

Logo von CMS Deutschland
Wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­beit im Be­reich Pro­dukt­haf­tung / Pro­duct...

CMS Deutschland , Mün­chen

Logo von Generalstaatsanwaltschaft des Landes Brandenburg
Staats­an­wäl­tin (Rich­te­rin auf Pro­be) / Staats­an­walt (Rich­ter auf Pro­be)...

Generalstaatsanwaltschaft des Landes Brandenburg , Cott­bus

Logo von RechtDialog Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
Rechts­an­wäl­te (m/w/d) als An­ge­s­tell­te oder in frei­er Mit­ar­beit

RechtDialog Rechtsanwaltsgesellschaft mbH , 100% Re­mo­te

Logo von Ärztekammer Niedersachsen
Voll­ju­ris­tin/Voll­ju­rist (m/w/d)

Ärztekammer Niedersachsen , Han­no­ver

Logo von hkk Krankenkasse
Voll­ju­rist (m/w/d) Team Kla­gen & Wi­der­sprüche

hkk Krankenkasse , Bre­men

Logo von BLD Bach Langheid Dallmayr Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft mbB
RECHTS­AN­WÄL­TE (W/M/D) FÜR PRO­DUKT­HAF­TUNG

BLD Bach Langheid Dallmayr Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft mbB , Köln

Mehr Stellenanzeigen
logo lto events
Online Info Session Jurastudium (LL.B., EjP)

21.05.2025

25. Düsseldorfer Insolvenztage 2025

22.05.2025, Düsseldorf

Nivalion Legal Finance Summit 2025

22.05.2025, Frankfurt am Main

ICC Germany Arbitration Day

22.05.2025, Frankfurt am Main

Triff Möhrle Happ Luther auf der StuWi 2025 in Wismar

22.05.2025, Wismar

Mehr Events
Copyright © Wolters Kluwer Deutschland GmbH