Satiremagazin Titanic versus Papst Benedikt: "Wir schöpfen den Rechtsweg voll aus und ziehen notfalls bis vors Jüngste Gericht"

29.08.2012

Die Titanic wehrt sich am Freitag in einer mündlichen Verhandlung vor dem LG Hamburg gegen das Verbot eines Papst-Titelbildes. Das Satiremagazin hatte im Juli Papst Benedikt XVI. von vorn und hinten gezeigt - einmal mit gelbem, einmal mit braunem Fleck auf der Soutane. Die Überschrift lautete mit der Anspielung auf die Enthüllungsaffäre im Vatikan: "Halleluja im Vatikan - Die undichte Stelle ist gefunden!" Auf Antrag der katholischen Kirche wurde der Zeitschrift per einstweiliger Verfügung untersagt, Titel und Rückseite des Hefts abzudrucken.

Das 1979 gegründete Magazin mit Redaktionssitz in Frankfurt am Main legte gegen die einstweilige Verfügung Widerspruch ein und bekam dabei Unterstützung vom Deutschen Journalisten-Verband. "Wir schöpfen den Rechtsweg voll aus und ziehen notfalls bis vors Jüngste Gericht", hatte Titanic-Chefredakteur Leo Fischer angekündigt. Der Streit wird nun am Freitag vor der Pressekammer des Landgerichts (LG) Hamburg verhandelt. An dem Tag werde aber noch keine Entscheidung erwartet, sagte ein Gerichtssprecher.

Die Kirche hatte dem Magazin vorgeworfen, mit dem Papst-Titel Grenzen zu missachten und Benedikt XVI. zu demütigen. Chefredakteur Fischer hatte daraufhin erklärt, das Oberhaupt der katholischen Kirche habe etwas missverstanden. Der Titel zeige den Papst, wie er nach der Aufklärung der Spitzelaffäre feiere und im Überschwang ein Glas Limonade über seine Soutane verschütte.

Vor Prozessbeginn verglich sich Titanic mit der russischen Band Pussy Riot. "Der Prozess gegen Pussy Riot hat die Welt für Einschränkungen der Meinungsfreiheit durch entfesselte Autokraten sensibilisiert", erklärte Fischer am Dienstag in Frankfurt.

Das Magazin kündigte an, mit der kompletten Belegschaft nach Hamburg zu reisen. Die Redakteure wollen sich dabei "symbolisch an den Michel festketten" und einen Mittelaltermarkt veranstalten - mit Pranger und der "Möglichkeit, eine Hexe zu verbrennen (symbolisch)", wie es in der Mitteilung hieß.

dpa/tko/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Satiremagazin Titanic versus Papst Benedikt: "Wir schöpfen den Rechtsweg voll aus und ziehen notfalls bis vors Jüngste Gericht" . In: Legal Tribune Online, 29.08.2012 , https://www.lto.de/persistent/a_id/6951/ (abgerufen am: 19.04.2024 )

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