Der frühere Top-Manager Thomas Middelhoff ist am Freitag vom LG Essen wegen Untreue in 27 Fällen und Steuerhinterziehung in drei Fällen zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt worden. Damit blieb das Gericht knapp unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Entscheidung ist aber noch nicht rechtskräftig.
Das Landgericht (LG) Essen hat am Freitag den Prozess gegen Thomas Middelhoff abgeschlossen. Der ehemalige Top-Manager des inzwischen insolventen Mutterkonzerns Arcandor erhielt wegen Untreue in insgesamt 27 Fällen und Steuerhinterziehung in drei Fällen eine Haftstrafe von drei Jahren (Urt. v. 14.11.2014, Az. 35 KLs 14/13). Die Staatsanwaltschaft hatte dreieinhalb Jahre Haft gefordert, Middelhoffs Verteidiger hatten auf Freispruch plädiert.
Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass Middelhoff Gelder veruntreut hat. Er soll den krisengeschüttelten Konzern zwischen 2005 und 2009 mit privaten Kosten in Höhe von mehreren hundertausend Euro belastet haben. Dabei ging es hauptsächlich um teure Flüge nach London und New York sowie Hubschrauberflüge zwischen seinem Wohnsitz in Bielefeld und der Arcandor-Zentrale in Essen.
Middelhoff hatte die Vorwürfe stets bestritten. In seinem Schlusswort sagte er: "Ich kann mir ein Fehlverhalten nicht vorwerfen." Er sei zu Karstadt gekommen, "um das Unternehmen zu retten, um Arbeitsplätze zu retten". Der Anwalt des Managers betonte, die Flüge im Privatjet seien für den Manager angesichts der existenzbedrohenden Dauerkrise unabdingbar gewesen. "Middelhoff konnte gar nicht anders, als rund um die Uhr zu arbeiten und verfügbar zu sein", sagte er. Das wäre bei der Nutzung von Linienfliegern nicht möglich gewesen.
dpa/una/LTO-Redaktion
LG Essen verurteilt Ex-Arcandor-Chef: . In: Legal Tribune Online, 14.11.2014 , https://www.lto.de/persistent/a_id/13808 (abgerufen am: 06.12.2024 )
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