Am LG Berlin hat am Donnerstag der Prozess gegen den mutmaßlichen Betreiber des Online-Shops "Migrantenschreck" begonnen. Der Angeklagte soll Waffen über das Internet verkauft haben – zur Verteidigung gegen Asylbewerber.
Nach jahrelangen Ermittlungen im Fall des früheren Online-Shops "Migrantenschreck" hat in Berlin der Prozess gegen den mutmaßlichen Betreiber begonnen. Dem 35-Jährigen wird illegaler Waffenhandel über das Internet zur Last gelegt. In 193 Fällen soll er erlaubnispflichtige Schusswaffen von Ungarn aus an deutsche Erwerber geliefert haben. Sein Sortiment habe er damit beworben, dass die Waffen "der Verteidigung gegen Asylbewerber dienten", heißt es in der am Donnerstag zu Prozessbeginn am Landgericht (LG) Berlin verlesenen Anklage.
Die Vorwürfe beziehen sich auf den Zeitraum von Mai bis November 2016. Der aus Thüringen stammende mutmaßliche Rechtsextremist soll die in Deutschland verbotenen Waffen, mit denen gefährliche Hartgummigeschosse abgefeuert werden können, per Paketpost verschickt haben. Er habe einen Erlös von 110.000 Euro erzielt, so die Anklage.
Die Waffen seien an Erwerber in ganz Deutschland gegangen, sagte die Staatsanwältin am Rande der Verhandlung. Die Käufer seien "gute Mittelschicht im klassischen Sinne". Es seien Ärzte, Unternehmer, Handwerker und auch ein pensionierter Richter darunter. Gegen sie werde an ihren Wohnorten ermittelt.
Gegen den 35-Jährigen laufen nach Justizangaben weitere Verfahren wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Der Angeklagte war im März 2018 in Ungarn verhaftet und drei Monate später nach Deutschland ausgeliefert worden. Einer der beiden Verteidiger des gelernten Bankkaufmanns kündigte nun an, dass sich ihr Mandant zu einem späteren Zeitpunkt zu den Vorwürfen äußern werde. Für den Prozess sind fünf Verhandlungstage bis zum 18. Dezember geplant.
dpa/acr/LTO-Redaktion
Waffenhandel im Internet: . In: Legal Tribune Online, 29.11.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/32431 (abgerufen am: 04.12.2024 )
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