LG Berlin I: Bewäh­rungs­strafe für den "Raketen-Influ­encer"

09.04.2025

Der Fall hatte für Schlagzeilen gesorgt: Ein Influencer schoss an Silvester eine Rakete aus der Hand ab, sie flog statt in den Himmel jedoch durch ein Fenster und explodierte in einer Wohnung. Nun fällte das LG Berlin I sein Urteil.

Ein Influencer, der eine Silvesterrakete in eine Berliner Wohnung abgeschossen hat, ist zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten verurteilt worden. Das Landgericht (LG) Berlin I sprach den 23-Jährigen der Sachbeschädigung (§ 303 Strafgesetzbuch, StGB) schuldig. Den Vorwurf der versuchten schweren Brandstiftung und versuchten gefährlichen Körperverletzung gemäß §§ 306a Abs. 1 Nr. 1, 224 Abs. 1, 22, 23 Abs. 1 StGB hielt es dagegen nicht haltbar (Urt. v. 09.04.2025, Az. 538 KLs 2/25).

Zugleich hob das Gericht den Haftbefehl gegen den jungen Mann aus dem Westjordanland auf. Damit kommt er nach mehr als drei Monaten in Untersuchungshaft wieder in Freiheit. Der 23-Jährige war am 4. Januar am Hauptstadtflughafen BER festgenommen worden, als er Deutschland verlassen wollte.

Das Gericht folgte mit seinem Urteil in wesentlichen Punkten dem Antrag der Verteidigung und nicht dem Plädoyer von Staatsanwalt Tobias Dettmer. Der hatte eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren gefordert, ausgesetzt zur Bewährung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Angeklagte hatte vor Gericht sein Bedauern ausgedrückt und erklärte über seinen Anwalt, es habe sich um ein Versehen gehandelt. Sein Mandant sei davon ausgegangen, dass das Feuerwerk in den Himmel gehe, so Anwalt Axel Czapp.

Video von aus Hand abgeschossener Rakete geht viral

Die Aufnahme auf dem Instagram-Account des arabischen Influencers mit mehr als 310.000 Followern, der gefilmt wurde, wie er die Rakete aus der Hand abschoss, wurde laut Staatsanwaltschaft mehr als sechs Millionen Mal binnen kürzester Zeit aufgerufen. Nach mehr als 36 Stunden war sie gelöscht. Nutzer auf der Plattform X hatten den Mitschnitt jedoch weiterverbreitet. Viele Menschen verurteilten die Aktion. Der Influencer selbst veröffentlichte einen Beitrag, in dem er sich bei den Betroffenen entschuldigte.

Zu dem Treffen mit dem Wohnungsinhaber war es wenige Stunden nach dem Vorfall gekommen. Der 54-Jährige erklärte als Zeuge im Prozess, der Angeklagte habe im Beisein von mehreren Freunden um Entschuldigung gebeten. Er habe ihm verziehen, so der 54-Jährige. "Ich habe mich gefreut, dass er sich entschuldigt hat." Nach dem Besuch sei er nicht mehr von Absicht ausgegangen. "Es kann jedem passieren."

Unter anderem wegen dieses Vorfalls hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) für strengere Gesetze nach der Silvesternacht plädiert.

dpa/jb/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

LG Berlin I: . In: Legal Tribune Online, 09.04.2025 , https://www.lto.de/persistent/a_id/56973 (abgerufen am: 22.04.2025 )

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