Einigung im Koalitionsvertrag: Nürn­berg soll NSU-Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum bekommen

10.04.2025

Drei der NSU-Mordopfer starben in Nürnberg. Künftig soll dort ein NSU-Dokumentationszentrum entstehen, steht jetzt im Koalitionsvertrag. Union und SPD haben sich offenbar geeinigt, denn in den Sondierungen herrschte darüber noch Streit.

Nürnberg soll ein NSU-Dokumentationszentrum bekommen. Über die Schaffung einer entsprechenden Einrichtung, die die Erinnerung an die Verbrechen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) wach halten, an seine Opfer erinnern und den rechtsextremen NSU-Komplex aufarbeiten soll, wird schon länger diskutiert. Dabei war die Errichtung des Zentrums während der Koalitionsverhandlungen eigentlich schon abgeschrieben worden. Nun heißt es im frisch ausgehandelten Koalitionsvertrag in Zeile 2.729: "Wir schaffen ein NSU-Dokumentationszentrum in Nürnberg."

Oberbürgermeister Marcus König (CSU) begrüßte die Pläne: "In Nürnberg gibt es seit vielen Jahren sowohl städtischerseits als auch in der Zivilgesellschaft eine vielstimmige und intensive Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex", betonte er. "Ich bin überzeugt, dass die Standortwahl auch bei den betroffenen Familien auf Zustimmung stoßen wird."

Die Stadt hatte sich bereits vergangenes Jahr als Standort für das Dokumentationszentrum ins Spiel gebracht. Auch die bayerische Staatsregierung hatte sich hinter diesen Wunsch gestellt.

In der Nähe zum Memorium Nürnberger Prozesse

Die Nürnberger SPD-Stadtratsfraktion feierte die Entscheidung als Erfolg. Man habe dieses Ziel seit Jahren verfolgt. Als Gründe führt die integrationspolitische Sprecherin der Fraktion, Diana Liberova, unter anderem an, "dass drei Opfer der Mordserie Nürnberger waren". 

Der Vorsitzende der Nürnberger SPD und Oberbürgermeisterkandidat Nasser Ahmed sagte, er halte an der Idee fest, das Dokumentationszentrum am Benjamin-Ferenc-Platz anzusiedeln. "Die unmittelbare Nachbarschaft zum Memorium Nürnberger Prozesse und dem Saal 600 hat eine hohe Symbolkraft: Nürnberg setzt sich aktiv und intensiv sowohl mit den Verbrechen des Nationalsozialismus auseinander als auch mit den Morden, die nach 1945 im Namen rechtsextremer Ideologie begangen wurden."

Eine rechtsterroristische Mordserie

Der NSU war ein rechtsterroristisches Trio, bestehend aus Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Die Gruppe lebte jahrelang im Untergrund und verübte zwischen 2000 und 2007 eine beispiellose, rassistisch motivierte Mordserie: Zehn Menschen wurden von den NSU-Terroristen ermordet – neun Kleinunternehmer mit Migrationshintergrund sowie eine deutsche Polizistin.

Drei der Opfer erschossen die Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in Nürnberg: den Blumenhändler Enver Şimşek, den Imbissbesitzer İsmail Yaşar und den Schneider Abdurrahim Özüdoǧru. Heute erinnern ein Park und zwei Plätze in der Stadt an die drei Familienväter.

xp/dpa/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Einigung im Koalitionsvertrag: . In: Legal Tribune Online, 10.04.2025 , https://www.lto.de/persistent/a_id/56980 (abgerufen am: 22.05.2025 )

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