Zwei junge Frauen schmierten Tomatensuppe auf ein weltberühmtes Gemälde und klebten sich anschließend an der Wand fest. Nun müssen sie sich wegen Sachbeschädigung vor Gericht verantworten.
Im Oktober 2022 wurden die berühmten Sonnenblumen von Vincent van Gogh in der Londoner National Gallery mit Tomatensuppe aus der Dose beschmiert. Zwei junge Frauen klebten anschließend ihre Hände an der Wand fest. Der Suppenwurf der Klimaaktivistinnen der Gruppe Just Stop Oil ist zum Symbol geworden für eine Bewegung, die in Zeiten der sich zuspitzenden Krisen nach Aufmerksamkeit sucht.
Vor dem Southwark Crown Court in London wiesen die beiden Frauen, während der Tat im vergangenen Oktober 20 und 21 Jahre alt, am Montag den Vorwurf der Sachbeschädigung von sich. Beide plädierten auf nicht schuldig, wie das Gericht auf dpa-Anfrage mitteilte. Die National Gallery hatte nach der Aktion mitgeteilt, nur der Rahmen sei beschädigt worden, das Bild selbst - mit einem Schätzwert von umgerechnet rund 84 Millionen Euro - sei durch Glas geschützt gewesen. Wenige Stunden nach der Attacke hing das Gemälde bereits wieder an der Museumswand, als sei nichts gewesen. Der Gerichtsprozess soll wegen eines enormen Rückstaus in der britischen Justiz erst Mitte 2024 beginnen.
Andere Mitglieder von Just Stop Oil bereits in Haft
Für Just Stop Oil ist die Sache klar: "Der Richter sollte den Fall abweisen." Dass die britische Regierung entgegen wissenschaftlichen Erkenntnissen und internationalen Vereinbarungen Lizenzen für neue Öl- und Gasfelder vergebe, zeige, "dass wir keinen funktionierenden Staat haben und die Angeklagten handeln, um die Gesellschaft, den britischen Staat und die Millionen zu schützen, die bereits von gefährlichen Extremwetterereignissen betroffen sind", heißt es von der Gruppe. Andere Just-Stop-Oil-Mitglieder wurden bereits verurteilt und sind ins Gefängnis gewandert.
Die tomatenversehrten Sonnenblumen inspirierten ähnliche Aktionen in aller Welt: In Potsdam flog Kartoffelbrei, in Wien Öl, in Kanada Ahornsirup auf Gemälde. Das Narrativ ist immer dasselbe: Wieso alte Kulturgüter und Naturdarstellungen schützen, aber die Natur selbst zerstören? Doch das öffentliche Echo fiel oft negativ aus. Auch Menschen, die Klimaschutz befürworten, kritisierten die Aktionen und fürchteten Abwehrreaktionen oder eine Spaltung zwischen Kulturbranche und Klimaschützern. Wieder andere bemängeln, es würde nur über das Für und Wider der Aktionen, nicht über die Klimakrise, geredet.
Die Bewegung Just Stop Oil fordert von der Regierung in London ein sofortiges Ende der Vergabe neuer Lizenzen zur Förderung von Öl und Gas. Die aktuelle britische Regierung bekennt sich zwar weiterhin zum Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 und zum international vereinbarten 1,5-Grad-Ziel. Dennoch treibt London die Förderung fossiler Energien weiter voran, obwohl sich dies Wissenschaftlern zufolge widerspricht.
Notfallkoffer für den Ernstfall
Die National Gallery und andere britische Museen wollen nicht verraten, ob sie sich künftig stärker vor Suppen, Kleber und ähnlichen Gefahren schützen wollen. Über Sicherheitsvorkehrungen mache man grundsätzlich keine Angaben, hieß es auf Anfrage.
In Deutschland geht man damit offener um: Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen hat einen Notfallkoffer gepackt, um bei einem Angriff von Klimaaktivisten auf Kunstwerke schnell reagieren zu können, wie im Dezember bekannt wurde. Im Ernstfall sollen die Restauratoren sofort Watte, Vaseline und saugfähige Tücher zur Hand haben, um den möglichen Schaden an den Werken klein zu halten.
dpa/ku/LTO-Redaktion
Tomatensuppe auf Van Gogh-Gemälde: . In: Legal Tribune Online, 09.01.2023 , https://www.lto.de/persistent/a_id/50692 (abgerufen am: 11.10.2024 )
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