"In dubio pro reo": Die Ex-Spitzenfunktionäre von FIFA und UEFA, Joseph Blatter und Michel Platini, sind in der Schweiz freigesprochen worden. Es ging um Betrugsvorwürfe wegen einer Millionenzahlung aus der Kasse der FIFA.
"Heute ist meine Ehre wieder hergestellt worden", sagte Michel Platini – und schloss rechtliche Schritte gegen die FIFA nicht aus. Platini, ehemaliger UEFA-Chef, wurde ebenso wie der ehemalige FIFA-Chef Joseph Blatter in einem Betrugsprozess um eine Millionenzahlung aus der Kasse des Fußball-Weltverbands FIFA erneut freigesprochen. Das Berufungsgericht in Muttenz bei Basel urteilte wie schon die erste Instanz.
Beim Bundesstrafgericht in Bellinzona gab es schon 2022 einen Freispruch für den früheren FIFA-Präsidenten Blatter (89) und Platini (69), Ex-Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA). "In dubio pro reo", wie die Richterin damals sagte.
Es ging um eine Zahlung von zwei Millionen Franken (heute etwa 2,1 Millionen Euro), die Blatter 2011 aus der FIFA-Kasse an Platini genehmigt hatte. Ihrer Darstellung zufolge handelte es sich dabei um eine Nachzahlung für Beratertätigkeiten, die Platini von 1998 bis 2002 für die FIFA geleistet hatte. Die FIFA habe um die Jahrtausendwende nicht genügend Geld gehabt, um Platini voll zu bezahlen. Es habe sich um ein "Gentleman's Agreement" gehandelt, wie Blatter 2022 sagte.
In Medien wie der französischen Zeitung Le Monde war spekuliert worden, dass Blatter sich mit dieser Zahlung von Platini Unterstützung bei der Wiederwahl zu einer neuen Amtszeit 2011 gegen einen Herausforderer sichern wollte. Im Gegenzug soll er laut Spekulationen Platini versprochen haben, ihn für 2015 als seinen Nachfolger aufzubauen.
Staatsanwaltschaft forderte Freiheitsstrafe
Es "mag unvorsichtig oder riskant gewesen sein, rechtlich kann jedoch ein Vertrag auf die behauptete Weise geschlossen und abgewickelt werden", sagte Richter Roland Hofmann. Die Argumente der Staatsanwaltschaft, der vermeintliche Vertrag sei nur vorgeschoben gewesen, um Platini zwei Millionen Franken zuzuschanzen, ließ er nicht gelten. "Im Ergebnis sind die Freisprüche der Vorinstanz nach der Regel in dubio pro reo zu bestätigen".
Die Staatsanwaltschaft hatte auch nach den Freisprüchen in erster Instanz an ihren Vorwürfen von Betrug und Veruntreuung festgehalten und war in Berufung gegangen. Sie hatte eine Freiheitsstrafe von je einem Jahr und acht Monaten zur Bewährung gefordert. Das Berufungsgericht sprach sowohl Blatter als auch Platini eine Entschädigung von je mehr als 100.000 Franken zu. Die von einem Konto Platinis eingezogenen Vermögenswerte müssten herausgegeben werden.
Platini schloss zudem eine Klage gegen die FIFA nicht aus. Sie hatte den heute 69-Jährigen nach Beginn der Ermittlungen 2015 suspendiert und damit seine Kandidatur für den Chefposten verhindert. Er werde sich Zeit lassen, um darüber zu entscheiden, sagte der einstige Weltklasse-Fußballer und französische Nationaltrainer. Statt Platini wurde 2016 Gianni Infantino FIFA-Präsident.
dpa/jb/LTO-Redaktion
Millionenzahlung aus FIFA-Kasse: . In: Legal Tribune Online, 25.03.2025 , https://www.lto.de/persistent/a_id/56861 (abgerufen am: 19.04.2025 )
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