Kurz nach dem Beginn der Pandemie wurde das Virus durch Winterurlauber von Ischgl aus in viele Länder übertragen. Erkrankte fordern nun Entschädigung, in österreich soll es zudem eine Sammelklage geben.
Die Schadensersatzprozesse um die Coronavirus-Ausbreitung im Ski-Ort Ischgl vor gut zweieinhalb Jahren werden nun auch gegen Vertreter der Tourismusbranche geführt. Am Freitag wird im Wiener Landesgericht für Zivilrecht erstmals ein Fall verhandelt, bei dem nicht nur die Republik Österreich, sondern auch ein Hotelier aus dem Tiroler Alpenort verklagt worden ist. Eine Frau aus Deutschland fordert 42.000 Euro, nachdem sie im März 2020 in Ischgl Urlaub gemacht hat und danach schwer an Covid-19 erkrankte.
Nach Angaben des Verbraucherschutzvereins, der diese Klage und andere Klagen unterstützt, erkundigte sich die Frau vor ihrer Anreise bei dem Hotel, ob es in Ischgl ein Problem mit Covid-19 gebe. Laut dem Verein soll das Hotel die Frau falsch über die Gefahr einer Ansteckung informiert haben. Außerdem wird der Republik Österreich - wie auch schon in Dutzenden anderen Fällen - vorgeworfen, im Umgang mit Covid-19 versagt und zur Ausbreitung in Europa beigetragen zu haben. Die Rechtsvertretung des Staates hat bis heute keine Fehler eingeräumt.
Mehr als 80 Klagen eingereicht
Bisher wurden mindestens ähnliche 80 Klagen von erkrankten Urlaubern und Hinterbliebenen eingereicht. Das Landesgericht Wien hat eine Reihe davon abgewiesen. Für die Corona-Opfer besteht trotzdem noch Hoffnung, denn seit Ende Juli hat ein Berufungsgericht 25 dieser Entscheidungen aufgehoben. Die Begründung: Das Land Tirol habe im März 2020 in einer Mitteilung bereits bekannte Infektionsfälle unter Urlaubern in Ischgl verschwiegen. Nun gehen die Fälle zurück an das Landesgericht, das prüfen muss, ob die betroffenen Urlauber diese Mitteilung kannten und darauf vertraut haben.
Außerdem will der Österreichische Verbraucherschutzverein (VSV) für Corona-Opfer im Zusammenhang mit dem Ski-Ort Ischgl eine Sammelklage anstrengen. Die Klage gegen die Republik Österreich wird von zwei deutschen Unternehmern finanziert, die anonym bleiben möchten, wie Peter Kolba vom VSV erklärte. Bislang führt der Verein nur Einzelprozesse für Geschädigte mit Rechtsschutzversicherungunterstützt. Die Sammelklage soll auch Nichtversicherten offenstehen. Kolba rechnet mit 150 bis 200 Interessenten.
dpa/LTO-Redaktion
* Korrigiert am 10.9.22 wegen falscher Schreibweise des Landesgerichts als Landgericht
Corona-Hotspot Ischgl: . In: Legal Tribune Online, 09.09.2022 , https://www.lto.de/persistent/a_id/49584 (abgerufen am: 13.10.2024 )
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