Leider keine Satire: Wegen zu vieler Todesurteile: Richter zum Tode verurteilt

12.03.2015

Wie Spiegel Online meldet, hat die Terrororganisation Islamischer Staat einen ihrer obersten Juristen hinrichten lassen. Der Richter Abu Jaafar al-Hattab hatte zuvor zahlreiche Personen und Gruppierungen als Ungläubige und Abtrünnige deklariert, die mit dem Tode zu bestrafen seien.

Abu Jaafar al-Hattab genoss beim IS einen guten Stand: Als Richter und Leiter der Scharia-Kommission hatte er einen starken Posten inne. Doch seine Auslegung des Koran war offenbar selbst für die Maßstäbe der Terrororganisation zu radikal.

Wie Spiegel Online meldet, hat al-Hattab ausufernden Gebrauch von einem umstrittenen Rechtsinstitut namens "Takfir" gemacht, mit dem islamische Gelehrte andere Muslime zu Ungläubigen oder Abtrünnigen erklären können - was einem Todesurteil gleich kommt. So habe er sämtliche IS-Rivalen als Ungläubige deklariert, darunter auch Mitglieder anderer radikaler Gruppen. Damit nicht genug: Ungläubig war nach al-Hattabs Verständnis schon, wer andere Ungläubige nicht mit hinreichendem Nachdruck als Ungläubige bezeichnete - so etwa Qaida-Führer Aiman al-Sawahiri, auf den die USA ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar ausgesetzt haben, und der gemeinhin nicht im Verruf steht, Verfechter eines religiösen Laissez-Faire zu sein.

Das ging der IS-Führung offenbar zu weit. Ob aus Sorge, al-Hattabs religiösem Eifer selbst zum Opfer zu fallen, oder aus politischen Erwägungen heraus, ließen sie ihn und eine Reihe weiterer hochrangiger Funktionäre vor Wochen festnehmen, so das Nahostportal "Al-Monitor". Zumindest al-Hattab wurde inzwischen hingerichtet.

cvl/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Leider keine Satire: Wegen zu vieler Todesurteile: Richter zum Tode verurteilt . In: Legal Tribune Online, 12.03.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/14937/ (abgerufen am: 27.03.2024 )

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