Tausende Fachbücher sind in der Bibliothek der Jura-Fakultät der HU Berlin von Schimmel befallen, darunter auch rechtshistorische Werke. Sie waren seit fast 20 Jahren unter dem Dach der Universität gelagert worden und sind nun dort verschimmelt. Ihre für Montag geplante Verbrennung hat die Universität noch einmal aufgeschoben. Wie viele Bücher das retten kann, ist unklar.
Es war die Welt, die am vergangenen Freitag darauf aufmerksam machte, dass die Humboldt-Universität (HU) zu Berlin am heutigen Montag tausende von Büchern wegwerfen will, die sie nach eigenen Angaben bereits seit 1995 unter dem Dach des Gebäudes lagert. In einer Stellungnahme der Universität heißt es, "Diese Lagerung galt schon in den vergangenen Jahren als suboptimal, aber vertretbar".
Das war sie offenbar nicht, nach Angaben der HU jedenfalls nicht mehr seit dem Frühjahr dieses Jahres. 60.000 Bücher sind verschimmelt, wenn man der Welt glauben darf. Die Universität bestätigt diese Zahl weder noch dementiert sie. Darunter nach übereinstimmenden Angaben der Webseite und der HU Berlin auch spezielle juristische Literatur zum römischen Recht und zur römischen Rechtsgeschichte sowie laut der Universität "171 laufende Meter Rechtsliteratur der DDR".
Nur einen Teil davon kann die Universität entschimmeln, teilen die Berliner mit. Im Mai habe das Präsidium dazu 5.000 Euro bewilligt, die "70 laufenden Meter des Buchbestandes Spezielle juristische Literatur zum römischen Recht und zur römischen Rechtsgeschichte" fallen darunter, da von diesen Büchern jeweils nur ein Exemplar in der Bibliothek vorhanden sei. Mehr unikale, nicht näher bezeichnete Werke - sechs "laufende Meter" will die Universität bislang identifiziert haben - wollen die Berliner offenbar nur dekontaminieren, wenn eine nicht benannte private Stiftung bereits avisierte Mittel zur Verfügung stellt, auch der Dekan habe weitere Gelder in Aussicht gestellt.
HU: fehlende Gelder, mangelnde Kommunikation
Für rund 30.000 Bücher kommt auch nach Angaben der Universität aber jede Hilfe zu spät, weil das Geld fehlt, selbst wenn alle versprochenen Summen herein kämen. Bei den Werken handelt es sich nach Aussagen der HU um sogenannte Dubletten, also Bände, die in Berlin mindestens noch einmal in der Staatsbibliothek zu Berlin oder im Grimm-Zentrum vorhanden seien, darunter auch insgesamt "430 laufende Meter" juristische Fachliteratur zu den Hauptgebieten des Rechts und die Rechtsliteratur der DDR.
Nachdem die Bücher zunächst am Montag verbrannt werden sollten, hat die HU nach dem Artikel der Welt angekündigt,den Bestand noch einmal zu sichten, um eventuell noch dort lagernde wertvolle Literatur zu separieren und zu sichern. Pressesprecher Hans-Christoph Keller teilte auf Nachfrage von LTO mit, die Bücher seien am Montag nicht abgeholt und vernichtet worden.
Den entstandenen Schaden hätte man "intern durch rechtzeitige Kommunikation, extern aber vor allem durch Mittel für eine rechtzeitige Gebäudesanierung" vermeiden können, so die Universität. Der Sanierungsstau an der HU betrage derzeit fast 400 Millionen Euro.
Allein für die Erneuerung des Daches der Fakultät und den lagerungsfähigen Ausbau des Magazins wäre demnach eine Summe von rund fünf Millionen Euro nötig, welche die Universität selbst nicht aufbringen könne. Die beschriebene Situation gelte für eine Vielzahl wertvoller und traditionsreicher Universitätsgebäude in Berlin, da die Ressourcen für den Bauunterhalt bei weitem nicht ausreichten.
pl/afl/LTO-Redaktion
Unter dem undichten Dach verschimmelt: . In: Legal Tribune Online, 18.11.2014 , https://www.lto.de/persistent/a_id/13829 (abgerufen am: 02.10.2024 )
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