Zwei Tage lang musste Formel-1-Chef Bernie Ecclestone im Prozess gegen Ex-BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky schon Rede und Antwort stehen. Nun soll er erneut als Zeuge vernommen werden, fordernGribkowskys Anwälte.
Ecclestone soll sich vor dem Landgericht (LG) München zum Inhalt eines Schreibens äußern, mit dem ihn der ehemalige Vorstand der BayernLB unter Druck gesetzt haben soll. Die Richter entschieden am Montag zunächst noch nicht über den Antrag. Ecclestone wurde bereits im November zwei Tage lang als Zeuge gehört und hatte zugegeben, dem Banker Millionen gezahlt zu haben, um ihn von einer Anzeige bei den britischen Steuerbehörden abzuhalten.
Die Staatsanwaltschaft bezweifelt diese Darstellung allerdings. Sie geht vielmehr davon aus, dass Ecclestone dem Banker 44 Millionen Dollar gezahlt hat, damit dieser den Verkauf der Anteile der BayernLB an der Formel 1 nach seinen Vorstellungen regelt. Dadurch habe Ecclestone seinen Job als Boss der Rennserie behalten.
Gribkowsky muss sich wegen der dubiosen Zahlungen seit Oktober wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten. Gegen Ecclestone laufen noch Ermittlungen.
Von dem Schreiben, zu dem sich Ecclestone äußern soll, hatte eine ehemalige Kollegin Gribkowskys als Zeugin vor Gericht erzählt. Gribkowsky habe das Dokument nach einem Treffen in London auf Ecclestones Schreibtisch liegen lassen. Aus ihm soll hervorgegangen sein, dass Ecclestone entgegen seiner Aussagen immer noch mit seiner Familienstiftung Bambino verbunden war, was zu einer hohen Steuernachzahlung für den Formel-1-Chef hätte führen können. Ecclestone ärgerte sich laut der Zeugin sehr über Gribkowskys Aktion und rief den Banker der BayernLB noch auf dem Weg zum Flughafen an, um sich zu beschweren.
Ob der Inhalt des Briefs tatsächlich so brisant war, dass Gribkowsky Ecclestone damit hätte erpressen können, ist aber unklar. Erstellt hatte das Dokument ein TV-Manager aus Baden-Württemberg, der selbst einmal in einen Rechtsstreit mit Ecclestone verwickelt war. Er habe deshalb eine Übersicht über Ecclestones Firmen aufgestellt. "Ich hatte einen Prozess gegen diesen Mann und wollte mich vorbereiten", sagte er als Zeuge. Die Informationen seien aber nicht geheim gewesen und hätten auch nicht den Zweck verfolgt, eine Verbindung zwischen Ecclestone und Bambino zu belegen.
Im Jahr 2006 verkaufte Gribkowsky die Anteile der BayernLB an der Formel 1 an den britischen Investor CVC. Ecclestone erhielt dabei für seine Rolle als Vermittler eine Provision von 66 Millionen Dollar von der Bank. Innerhalb des Vorstandes wurde die Zahlung damals nicht angezweifelt. "Sie war Bestandteil eines Verhandlungspakets", sagte das ehemalige Vorstandsmitglied Ralph Schmidt als Zeuge. Als solche habe sie nicht zur Disposition gestanden. Wie bereits andere ehemalige Kollegen lobte der Zeuge die Arbeit von Gribkowsky bei der BayernLB und verabschiedete sich per Handschlag von dem Angeklagten.
Gribkowsky hat seine Millionenzahlung von Ecclestone nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft in einer Stiftung versteckt, die sich angeblich um krebskranke Kinder und deren Familien kümmerte. Gribkowskys Verteidiger wollen nun beweisen, dass die Hilfe für kranke Kinder tatsächlich sein Ziel war und forderten die Richter in einem Antrag auf, zwei Ärzte aus Münchner Kinderkliniken als Zeugen zu vernehmen. Mit ihnen habe Gribkowsky bis kurz vor seiner Verhaftung in Kontakt gestanden und seine Hilfe angeboten.
dpa/age/LTO-Redaktion
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Gribkowsky-Prozess vor LG München I: . In: Legal Tribune Online, 06.02.2012 , https://www.lto.de/persistent/a_id/5503 (abgerufen am: 13.11.2024 )
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