Erstmals im deutschen Fußball war Pyrotechnik erlaubt, weil sie kontrolliert gezündet wurde: Der Testlauf vor dem Spiel des HSV gegen den Karlsruher SC am vergangenen Wochenende verlief friedlich. Wie geht es nun weiter?
Die erste genehmigte Pyro-Show im deutschen Fußball ist gelungen. Die Fans machten mit, die Stimmung war gut, alles blieb friedlich. "Das war ein erster guter Schritt", meinte HSV-Chef Bernd Hoffmann. Drei Minuten vor Anpfiff der Partie des Hamburger SV gegen den Karlsruher SC (2:0) am Samstag hatten zehn Fans aus der Ultra-Gruppierung vor der Nordtribüne des Volksparkstadions zehn Rauchtöpfe gezündet - unter Aufsicht. Blauer und weißer Qualm zog durch die Arena, während die Fans in einer eingeübten Choreographie Fahnen in den Vereinsfarben Blau, Weiß und Schwarz schwenkten. Nach drei Minuten war alles vorbei.
"Die ersten Rückmeldungen von allen Netzpartnern sind sehr positiv", verkündete Cornelius Göbel, Abteilungsleiter Fankultur beim HSV. Er sei sehr angespannt gewesen, berichtete Göbel, und zeigte umso erleichterter angesichts des reibungslosen Ablaufs. Kann diese Variante des Umgangs mit Pyrotechnik das Signal für bundesweite Nachahmung sein? "Es war ein erster Schritt", sagte Göbel und wollte sich weder festlegen noch Forderungen stellen. "Alle wissen, dass wir das erst mal reflektieren müssen. Es ist zu früh, über die Zukunft zu reden. Wir müssen sehen, was sich daraus entwickelt."
Die Zurückhaltung ist verständlich. An diesem Spieltag haben sich die Ultras an die Absprachen mit dem Verein gehalten und sich von ihrer friedvollsten Seite gezeigt. Die Frage ist: Wird ihnen eine solche Show auf reduzierter Materialbasis immer reichen? Und wie oft sollte so etwas erlaubt werden: Einmal pro Halbserie oder bei jedem Heimspiel?
Hohe Strafzahlungen für illegale Pyrotechnik
Die Nagelprobe in Hamburg wird am 22. Februar erwartet. Dann treffen im Volksparkstadion der HSV und Stadtrivale St. Pauli aufeinander. Bei dieser Konstellation krachte und brannte es in jüngster Vergangenheit regelmäßig. Für die Vorkommnisse im Herbst 2019 sollen der HSV 140.000 und St. Pauli 90.000 Euro an Strafen zahlen. Das allerdings ist noch nicht rechtskräftig. Der DFB-Kontrollausschuss will mehr, forderte Strafen in Höhe von 200.000 beziehungsweise 120.000 Euro. Beim Derby ein halbes Jahr zuvor kosteten die extrem gefährlichen Feuerspielereien im Zuschauerblock den HSV bereits 150.000 und den FC St. Pauli 120.000 Euro.
Was Fans und HSV als Teil der Fankultur begreifen, soll ausschließlich unter Kontrolle legalisiert werden. Alles andere bleibt strafbar und hat Konsequenzen. Dass die wachsenden Strafsummen durch den DFB die Feuerteufel im Stadion zügeln könnten, ist ein Ammenmärchen. Die Vereine stoßen trotz Sicherheitsmaßnahmen an ihre Grenzen, haben im Grunde genommen schon kapituliert. Aus dieser Einsicht heraus will der HSV als einer der Vorreiter in der Pyro-Diskussion eine radikale Kurskorrektur. Allein in der Vorsaison mussten die Hanseaten 294.000 Euro für Pyro-Strafen berappen. Ob es mit dem neuen Modell nun weniger werden, wird sich zeigen.
dpa/ast/LTO-Redaktion
Hamburg: . In: Legal Tribune Online, 10.02.2020 , https://www.lto.de/persistent/a_id/40205 (abgerufen am: 11.10.2024 )
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