Der ehemalige Sektenarzt der berüchtigten "Colonia Dignidad", Hartmut Hopp, ist in Chile zu einer Haftstrafe von fünf Jahren verurteilt worden. Er war nach einem vorherigen, aber nicht rechtskräftigen Urteil nach Deutschland geflohen, wo er bis heute lebt. Hopp hatte im Jahr 2011 in Krefeld für Aufsehen gesorgt, als er dort eine Wohnung mietete.
Chile hat die Auslieferung von Hopp beantragt. Deutsche Staatsbürger dürfen jedoch nach dem Grundgesetz nicht ins Ausland ausgeliefert werden. Der Oberste Gerichtshof Chiles hat neben Hopp auch andere deutsche Mitglieder der berüchtigten Sektensiedlung "Colonia Dignidad" wegen Kindesmissbrauchs zu Haftstrafen von bis zu elf Jahren verurteilt. Das Gericht sprach die Angeklagten unter anderem wegen Vergewaltigung und Freiheitsberaubung schuldig.
Die "Colonia Dignidad" war unter ihrem 2010 verstorbenen Gründer Paul Schäfer ein befestigtes Lager mit sektenähnlichen Strukturen. Wegen Kindesmissbrauchs in 25 Fällen wurde Schäfer 2006 zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt.
Die seit 1991 in "Villa Baviera" (Bayerisches Dorf) umbenannte landwirtschaftliche Anlage liegt etwa 350 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago de Chile. Während der Pinochet-Diktatur war die damals mit Stacheldrahtzäunen und bewaffneten Wächtern abgeschirmte Anlage auch eines der berüchtigten Folterzentren der chilenischen Geheimpolizei.
dpa/mbr/LTO-Redaktion
"Colonia Dignidad": . In: Legal Tribune Online, 28.01.2013 , https://www.lto.de/persistent/a_id/8053 (abgerufen am: 11.12.2024 )
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