Drittligist Jena macht Ernst: Nachdem der Club wegen einer Pyrotechnik-Strafe in allen DFB-Instanzen unterlag, zieht man nun vor ein ordentliches Gericht. So weit ist noch kein Verein gegangen.
Mit Rückendeckung anderer Clubs sorgt Drittligist FC Carl Zeiss Jena nach eigenen Angaben für ein Novum und verklagt den Deutschen Fußball-Bund (DFB) wegen einer Pyrotechnik-Strafe vor einem Zivilgericht. Der Club bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag, dass er Klage vor dem Oberlandesgericht Frankfurt einreichen werde. Zuvor hatten mehrere Medien über den Fall berichtet. "Wir tun alles, um Pyrotechnik im Stadion zu verhindern. Es lässt sich nicht verhindern, insofern trifft uns keine Schuld. Und dann kann man auch nicht bestraft werden", sagte Geschäftsführer Chris Förster dem MDR.
Konkret geht es um eine Strafe in Höhe von 24.900 Euro aus dem Jahr 2018, gegen die Jena sich durch alle DFB-Instanzen geklagt und verloren hatte. Man habe laut Förster eine andere Rechtsauffassung als der DFB und wolle mit dem Schritt für Rechtssicherheit auf beiden Seiten sorgen. Zwischenzeitlich seien neue Strafen aufgelaufen, so dass sich die Gesamtsumme auf etwa 100.000 Euro belaufe. "Wir sehen die Chancen deutlich größer als die Risiken der zusätzlichen Prozesskosten", sagte Förster.
Der DFB reagierte gelassen auf Jenas Ankündigung. "Die verschuldensunabhängige Haftung von Vereinen für das Fehlverhalten von ihnen zuzurechnenden Zuschauern ist seit Jahren vom Internationalen Sportgerichtshof CAS wie auch vom Bundesgerichtshof anerkannt. Die Entscheidung des Ständigen Schiedsgerichts im Streit um die Strafzahlungen wegen Pyrovergehen von Carl-Zeiss-Jena-Anhängern steht in vollem Einklang mit dieser seit Jahren geklärten Rechtslage", teilte Vizepräsident Rainer Koch am Freitag mit. Der Verband war bereits von Wilhelmshaven und Mannheim vor einem ordentlichen Gericht verklagt worden. Allerdings ging es in diesen Fällen nicht um Pyrotechnik.
Andere Vereine solidarisieren sich
Bei anderen Vereinen rennt Jena mit dem Schritt offene Türen ein. Förster hatte vor der Entscheidung Kontakt zu mehreren Vereinen aufgenommen und positive Rückmeldungen erhalten. "Hansa Rostock hat gesagt, sie solidarisieren sich. Wir sind mit dem Hamburger SV in Kontakt. Es sind viele zufrieden, dass das jetzt mal geklärt wird", sagte der Funktionär.
Wobei der Club auch beim ordentlichen Gericht mit einem langen Prozess und dem Gang durch mehrere Instanzen rechnet. Auf den DFB käme aber ein gewaltiges Problem zu, wenn Jena letztlich Recht bekommt. Denn bisher ist die Strafe gegen die Vereine das einzige Mittel des Verbandes gegen den verbotenen Pyrotechnik-Einsatz. Das Problem wurde in den vergangenen Jahren allerdings keineswegs kleiner.
"Wir müssen natürlich für Sicherheit im Stadion sorgen. Alle Maßnahmen, die nötig und möglich sind, ergreifen wir, um zu vermeiden, dass Pyrotechnik ins Stadion gelangt", betonte Fischer: "Es lässt sich aber nicht vermeiden. Das sieht man auch am Pokalfinale, das durch den DFB selbst veranstaltet wird." Beim Endspiel in Berlin hatten Fans der Finalisten in den vergangenen Jahren wiederholt Pyrotechnik gezündet.
Grundlegend geht es Jena nicht nur darum, eine für einen Drittligisten stattliche Summe zu sparen. "Wenn wir Recht bekommen, muss es einen anderen Umgang mit dem Thema geben. Man muss den Dialog zwischen Fanszene und DFB wieder aufnehmen, Pyrotechnik zu legalisieren", sagte Förster. Diese Debatte hatte der DFB selbst im November 2011 für beendet erklärt.
dpa/acr/LTO-Redaktion
Streit um Strafen für Pyrotechnik: . In: Legal Tribune Online, 20.12.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/39379 (abgerufen am: 03.12.2024 )
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