Druckversion
Freitag, 13.06.2025, 10:10 Uhr


Legal Tribune Online
Schriftgröße: abc | abc | abc
https://www.lto.de//recht/nachrichten/n/bverwg-6c6514-6614-auskunft-presserecht-abgeordnete-sachmittel-ipods-montblanc
Fenster schließen
Artikel drucken
18816

BVerwG zu presserechtlichem Auskunftsanspruch: Namen der Abge­ord­neten bleiben geheim

17.03.2016

Presse

© wellphoto - Fotolia.com

Parlamentarier sollen über ihre Sachmittelpauschale für den Bürobedarf teure Montblanc-Stifte und iPods abgerechnet haben. Auch im zweiten Anlauf erhält ein Journalist vor dem BVerwG keine Auskunft über die Namen der Abgeordneten.

Anzeige

Das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) hat entschieden, unter welchen Voraussetzungen Pressevertreter auf der Grundlage des presserechtlichen Auskunftsanspruchs von der Verwaltung des Deutschen Bundestages Auskunft darüber erhalten können, welche Bundestagsabgeordneten welche Anschaffungen über die ihnen zustehende Pauschale für Büro- und Geschäftsbedarf abgerechnet haben (Urt. v. 16.03.2016, Az. BVerwG 6 C 65.14 und 6 C 66.14).

Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages haben die Möglichkeit, im Rahmen ihrer Amtsausstattung nach dem Abgeordnetengesetz für einen Betrag von derzeit 12.000 Euro jährlich Gegenstände für den Büro- und Geschäftsbedarf anzuschaffen, die sog. Sachmittelpauschale. Zu diesem Zweck hat die Verwaltung des Deutschen Bundestages für jeden Abgeordneten ein Sachleistungskonto eingerichtet.

Im Anschluss an Presseberichte über das Einkaufsverhalten von Abgeordneten forderte ein Journalist von der beklagten Verwaltung des Deutschen Bundestages, ihm Zugang zu allen Unterlagen über den Erwerb von Montblanc-Schreibgeräten und Digitalkameras aus der Sachmittelpauschale durch Abgeordnete im Jahr 2009 zu gewähren sowie Ablichtungen von diesen Unterlagen auszuhändigen. Darüber hinaus begehrte er, ihm unter Nennung der Namen Auskunft über den Erwerb von iPods aus der Sachmittelpauschale im ersten Halbjahr 2010 zu erteilen.

Zweiter Versuch vor dem BVerwG

Der Mann war mit ähnlichen Begehren bereits 2014 vor dem BVerwG gescheitert. Damals lehnte das Gericht einen Anspruch auf Grundlage des Informationsfreiheitsgesetz des Bundes ab. Ein presserechtlicher Auskunftsanspruch zu den Namen der Abgeordneten steht dem Journalisten ebenfalls nicht zu, entschied das BVerwG nun.

Die Bundestagsabgeordneten hätten ein berechtigtes Interesse an der Vertraulichkeit von Informationen über die Inanspruchnahme ihrer Sachmittelpauschale. Es handele sich um personenbezogene Daten, die von der Freiheit des Mandats geschützt sind, so die Leipziger Richter. Die Schutzwürdigkeit dieses Interesses an Vertraulichkeit wäre allerdings gemindert, wenn - namentlich auf der Grundlage zunächst ohne Namensnennung erteilter oder zusammengefasster Angaben - konkrete Anhaltspunkte für eine missbräuchliche, insbesondere nicht mandatsbezogene Inanspruchnahme der Sachmittelpauschale durch Abgeordnete vorlägen. In einem solchen Fall überwiege das grundrechtlich geschützte Informationsinteresse der Presse, auch unter Nennung der Namen über die Anschaffungen von Abgeordneten Auskunft zu erhalten. Ein solcher Fall war nach den Feststellungen des Berufungsgerichts aber nicht gegeben.

acr/LTO-Redaktion

  • Drucken
  • Senden
  • Zitieren
Zitiervorschlag

BVerwG zu presserechtlichem Auskunftsanspruch: . In: Legal Tribune Online, 17.03.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/18816 (abgerufen am: 15.06.2025 )

Infos zum Zitiervorschlag
  • Mehr zum Thema
    • Verwaltungsrecht
    • Öffentliches Recht
    • Bundestag
    • Journalismus
    • Politiker
    • Pressefreiheit
  • Gerichte
    • Bundesverwaltungsgericht (BVerwG)
Im Bild diskutieren Juristen, während rechtliche Fragen zum Compact-Verbot und Protesten in L.A. erörtert werden. 15.06.2025
Podcast

Compact-Verbot / Corona-Maskenaffäre / Proteste in L.A.:

Als es um den Ums­turz geht, hakt der Richter nach

Kann der Staat das Compact-Magazin verbieten? Welche rechtlichen Pannen führten zur Corona-Maskenaffäre? Darf Trump Soldaten nach L.A. schicken? Dies und mehr in Folge 35 des LTO-Podcasts "Die Rechtslage". 

Artikel lesen
Der Hannoveraner Finanzprofessor Stefan Homburg hält 2015 einen Vortrag auf einem AfD-Parteitag in Bremen 13.06.2025
Meinungsfreiheit

Stefan Homburg wegen "Alles für Deutschland" verurteilt:

Wenn auch die Kritik am Tabu tabu ist

Corona-Kritiker Stefan Homburg kritisierte öffentlich, der Spruch "Alles für Deutschland" werde zu Unrecht als SA-Parole kriminalisiert, und kassierte dafür eine Geldstrafe. Der Fall entblößt den zweifelhaften Schutzzweck der Strafnorm.

Artikel lesen
Drei Personen in einem eleganten Raum, offenbar in Diskussion. Elegante Ausstattung und formelle Kleidung dominieren das Bild. 12.06.2025
Medien

Der zweite Tag im Compact-Prozess:

"Unsere guten alten Gast­ar­beiter"

Das rechtsextreme Magazin Compact versuchte vor dem BVerwG zu beweisen, dass es Ausländer gar nicht generell ablehnt. Die Diskussion um die Verhältnismäßigkeit des Verbots blieb wenig erhellend. Das Urteil wird noch im Juni verkündet.

Artikel lesen
Compact vor dem BVerwG 10.06.2025
Vereinsverbot

Compact-Prozessauftakt beim BVerwG:

Warten auf die "Blatt­schüsse"

Durfte das BMI das rechtsextreme Compact-Magazin verbieten? Wurde die Pressefreiheit ausreichend berücksichtigt? Was ist verfassungsfeindlich, was politisch legitime Kritik? Beim Bundesverwaltungsgericht hat nun das Verfahren begonnen. 

Artikel lesen
Uli Grötsch, SPD 10.06.2025
Polizei

Polizeibeauftragter des Bundes bezieht Stellung:

"Enga­ge­ment für die AfD" als Grund für die Diens­t­ent­las­sung

Der Polizeibeauftragte des Bundes, Uli Grötsch, äußert sich deutlich: eine AfD-Mitgliedschaft und die Tätigkeit als Polizist seien unvereinbar. Das müsse Konsequenzen haben, spätestens seit dem Verfassungsschutzgutachten über die Partei.

Artikel lesen
Das Bild zeigt jemanden, der Zeitschriften signiert, möglicherweise im Kontext des Compact-Verbots und dessen rechtlichen Auseinandersetzungen. 10.06.2025
Pressefreiheit

Hauptsacheverfahren zum Compact-Verbot am BVerwG:

Ver­eins­verbot oder Zen­sur­verbot?

Nach dem Eilverfahren vor dem BVerwG durfte das rechtsextreme Compact-Magazin erstmal weiter erscheinen, jetzt geht die Verhandlung in der Hauptsache los. Es geht um Grundsatzfragen zur Presse- und Meinungsfreiheit, meint David Werdermann.

Artikel lesen
ads lto paragraph
lto karriere logo
ads career people

Wir haben die Top-Jobs für Jurist:innen

Jetzt registrieren
logo lto karriere
TopJOBS
Logo von Oppenhoff
Rechts­an­walt (m/w/d) Öf­f­ent­li­ches...

Oppenhoff , Köln

Logo von Universität Stuttgart
Voll­ju­ris­tin / Voll­ju­rist (w/m/d) in der Gra­du­ier­ten-Aka­de­mie

Universität Stuttgart , Stutt­gart

Logo von Personalamt der Freien und Hansestadt Hamburg
Voll­ju­rist:in­nen (m/w/d) - Trainee­pro­gramm für an­ge­hen­de...

Personalamt der Freien und Hansestadt Hamburg , Ham­burg

Logo von Stadt Mannheim
VOLL­JU­RIST*IN ALS SACH­GE­BIETS­LEI­TUNG (M/W/D)

Stadt Mannheim , Mann­heim

Logo von Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
Voll­ju­rist:in als Da­ten­schutz­ma­na­ger:in (w/m/d)

Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) , Müns­ter

Logo von ESCHE SCHÜMANN COMMICHAU
Wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter (m/w/d) Öf­f­ent­li­ches Recht

ESCHE SCHÜMANN COMMICHAU , Ham­burg

Logo von RechtDialog Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
Rechts­an­wäl­te (m/w/d) als An­ge­s­tell­te oder in frei­er Mit­ar­beit

RechtDialog Rechtsanwaltsgesellschaft mbH , 100% Re­mo­te

Logo von Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz
Re­fe­rent (m/w/d)

Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz , Spey­er

Mehr Stellenanzeigen
logo lto events
Green Legal Lab 2025

29.08.2025, Berlin

DRK-Sommerschule im Humanitären Völkerrecht

25.08.2025, Strausberg

förder/kreis/tag 2025

23.06.2025

Webinar Weltraumrecht «Wettlauf ins All – Europas Rolle, Liechtensteins Beitrag»

17.06.2025

Webinar: RVG-Erhöhung 2025 – so rechnen Sie richtig ab!

18.06.2025

Mehr Events
Copyright © Wolters Kluwer Deutschland GmbH