Druckversion
Donnerstag, 12.06.2025, 22:33 Uhr


Legal Tribune Online
Schriftgröße: abc | abc | abc
https://www.lto.de//recht/nachrichten/n/bgh-entschaedigung-der-phoenix-anleger-ueberfaellig
Fenster schließen
Artikel drucken
4349

BGH: Entschädigung der Phoenix-Anleger überfällig

20.09.2011

Die rund 30.000 Phoenix-Gläubiger müssen nach einem Urteil des BGH zügig entschädigt werden. Ein weiterer Aufschub der Zahlungen durch die Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen sei nicht hinnehmbar, entschieden die Bundesrichter am Dienstag.

Anzeige

Entgegen der Ansicht der Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen (EdW) sind die Entschädigungsansprüche der Anleger fällig, so das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH, Urt. 20.09.2011, Az. XI ZR 434/10). Die EdW hätte nur über einen Musterprozess die Fälligkeit aufschieben können, ein solcher Prozess sei aber nie geführt worden.

Bereits seit 2005 habe die EdW die volle Auszahlung der Entschädigung hinausgezögert, lautete der Vorwurf der Richter. Der Vorsitzende Richter Ulrich Wiechers erkannte zwar an, dass die EdW mit dem Phoenix-Fall an ihre Grenzen gestoßen sei. Die enorme Zahl der Gläubiger und die hohe Schadenssumme stelle sie vor eine große Aufgabe. Denn bei einem der größten Wertpapierbetrügereien in Deutschland waren vor allem Kleinanleger aus Europa um zusammengerechnet rund 600 Millionen Euro geprellt worden.

Der Vorsitzende Richter fügte aber hinzu, dass seit 2005 schon einige Jahre ins Land gegangen seien und die wachsende Ungeduld der Gläubiger verständlich sei. Nun sei die EdW gefordert, geeignete Maßnahmen zu treffen, um die Gläubiger innerhalb der gesetzlichen Fristen zu entschädigen. Die Frist läuft innerhalb von drei Monaten ab.

Aufgrund der Untätigkeit der EdW durften die Kläger ihre noch jeweils offene Restforderung gerichtlich geltend machen, ohne dass ihnen der Einwand fehlender Fälligkeit entgegenhalten kann, heißt es im Urteil.

Über 2000 Klagen werden folgen

Verhandelt wurden die Fälle von drei Gläubigern, die zwischen 3000 und knapp 18.000 Euro verloren hatten. Ihre Forderungen nach Auszahlung waren vom Amtsgericht Berlin abgelehnt und vom Landgericht Berlin angenommen worden. Daraufhin war die EdW in Revision gegangen, die jetzt zurückgewiesen wurde. Die Entscheidung hat Pilotcharakter, da noch rund 2000 weitere Klagen von Phoenix-Anlegern vorliegen, 60 von ihnen beim BGH.

Die EdW hat nach eigenen Angaben bereits 34.100 Entscheidungen getroffen mit einem Gesamtvolumen von rund 160 Millionen Euro. In den vergangenen Monaten seien etwa 8000 Gläubiger vollständig im Rahmen der gesetzlichen Vorlagen entschädigt worden.

Der Betrug der Firma Phoenix Kapitaldienst war 2005 aufgeflogen. Das Unternehmen hatte seit etwa 1998 vor allem bei Kleinanlegern Geld für einen Fonds eingesammelt und damit in einer Art Schneeballsystem frühere Verbindlichkeiten bezahlt. Im März 2005 stellte die Finanzdienstleistungsaufsicht den Entschädigungsfall fest. Damit war die EdW in der Pflicht, für einen Teil des Schadens der geprellten Gläubiger aufzukommen.

dpa/ssc/LTO-Redaktion

 

Mehr auf LTO.de:

Beratungsprotokolle von Banken: Anleger kriegen es schwarz auf weiß

Immobilienfonds: Betongold wird zähflüssig

BGH: Entscheidung über die Haftung von Treugebern einer Kommanditgesellschaft

  • Drucken
  • Senden
  • Zitieren
Zitiervorschlag

BGH: . In: Legal Tribune Online, 20.09.2011 , https://www.lto.de/persistent/a_id/4349 (abgerufen am: 13.06.2025 )

Infos zum Zitiervorschlag
  • Mehr zum Thema
    • Bank- und Kapitalmarktrecht
    • Banken
    • Haftung
    • Schadensersatz
  • Gerichte
    • Bundesgerichtshof (BGH)
Wagyu-Rinder auf der Weide 12.06.2025
Schadensersatz

Landwirt verklagt Tierarzt zu Unrecht:

Teures Wagyu-Rind­f­leisch nach Sch­merz­mit­tel­spritze nicht mehr ver­wertbar

Ein Landwirt wollte 40.000 Euro Schadensersatz, weil er das Fleisch seines Rindes nicht mehr verwerten konnte, nachdem das Tier Schmerzmittel vom Arzt bekommen hatte. Das OLG Frankfurt entschied: Die Behandlung war korrekt, Geld gibt's nicht.

Artikel lesen
Ein BMW (jaja, kein X3, wissen wir) in einer Waschstraße 06.06.2025
Schadensersatz

BGH verneint Schadensersatzanspruch:

Wasch­an­lage reißt einem Auto den Tank­de­ckel ab

"Tank- und Wartungsklappen müssen sicher verriegelt sein": Nach diesem Hinweis fuhr ein BMW-Fahrer in die Waschanlage. Danach war sein Auto zwar sauber, aber auch kaputt. Die Betreiberin der Waschanlage muss dafür nicht zahlen, so der BGH.

Artikel lesen
Online Banking 03.06.2025
Banken

Beide Seiten mit Erfolgen im Revisionsverfahren:

BGH ent­scheidet zur Rück­zah­lung von Kon­to­füh­rungs­ent­gelten

Seit Jahren sind Kontoführungsentgelte immer wieder ein Thema beim BGH. Nun ging es um die Rückzahlung, wobei insbesondere auch die Verjährung relevant ist.

Artikel lesen
Donkersvoort GTO 28.05.2025
Schadensersatz

LG Hamburg zu Nutzungsausfall bei Donkervoort GTO:

Ent­gan­gene Prah­lerei ist kein Ver­mö­gens­schaden

Nach einem Unfall stand sein teurer Wagen lange in der Werkstatt, also verlangte der Eigentümer vom Schädiger Nutzungsausfall. Den gewährte das LG Hamburg aber nicht. Der Mann hätte für Einkäufe wie Ausfahrten den Firmen-BMW nutzen können.

Artikel lesen
Ein Platz zum Entspannen auf einem Kreuzfahrtschiff 21.05.2025
Reise

LG verneint Kündigungsrecht des Reiseveranstalters:

Ins-Glas-Pin­keln reicht nicht für Aus­schluss von Kreuz­fahrt

Während einer Kreuzfahrt soll einer von drei Männern in ein Glas uriniert haben, der Reiseveranstalter warf die Gruppe von Bord. Das durfte er aber gar nicht, so das LG Düsseldorf. Die Kündigung des Reisevertrags sei unwirksam gewesen.

Artikel lesen
Ein blauer und cremefarbener Oldtimer parkt auf einem Parkplatz, umgeben von anderen Fahrzeugen. Nostalgische Fahrzeugästhetik. 18.05.2025
Rechtsgeschichte

Als das BAG Lackpflege-Hinweise erteilte:

Schwarzer Himmel über der Ruhr

Steht einem Arbeiter Schadensersatz zu, weil sein Auto unter Emissionen aus dem Betrieb seines Arbeitgebers gelitten hat? Ein BAG-Urteil aus dem Jahr 1965 steht am Ende einer Epoche, in der die Schlote noch äußerst kräftig rauchen durften.

Artikel lesen
ads lto paragraph
lto karriere logo
ads career people

Wir haben die Top-Jobs für Jurist:innen

Jetzt registrieren
logo lto karriere
TopJOBS
Logo von A&O Shearman
Re­fe­ren­da­re (m/w/d) im Be­reich Ban­king & Fi­nan­ce

A&O Shearman , Mün­chen

Logo von Osborne Clarke GmbH & Co. KG
Rechts­an­walt (w/m/d) Di­gi­ta­li­sie­rung, Ka­pi­tal­markt­recht und...

Osborne Clarke GmbH & Co. KG , Ber­lin

Logo von CMS Deutschland
Rechts­an­wäl­te (m/w/d) für den Be­reich Ban­king Re­gu­lato­ry &...

CMS Deutschland , Frank­furt am Main

Logo von DGRV – Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband e. V.
Voll­ju­rist als Re­fe­rent (w/m/d)

DGRV – Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband e. V. , Ber­lin

Logo von Simmons & Simmons
Wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter / Re­fe­ren­dar Fi­nan­cial Ser­vices...

Simmons & Simmons , Frank­furt am Main

Logo von A&O Shearman
Re­fe­ren­da­re (m/w/d) im Be­reich Ka­pi­tal­markt­recht

A&O Shearman , Frank­furt am Main

Logo von A&O Shearman
Re­fe­ren­da­re (m/w/d) im Be­reich Ban­king & Fi­nan­ce

A&O Shearman , Frank­furt am Main

Logo von Siemens
Rechts­re­fe­ren­dar (m/w/di­vers) bei Le­gal and Com­p­li­an­ce

Siemens , Braun­schweig

Mehr Stellenanzeigen
logo lto events
Logo von Hagen Law School in der iuria GmbH
Fortbildung Sportrecht im Selbststudium/ online

13.06.2025

Betriebsverfassungsrechtliches Kolloquium II

16.06.2025, Bonn

Bankrechtstag 2025 in Frankfurt am Main – Hybrides Format: Teilnahme vor Ort und Online –

27.06.2025, Frankfurt am Main

Green Legal Lab 2025

29.08.2025, Berlin

DRK-Sommerschule im Humanitären Völkerrecht

25.08.2025, Strausberg

Mehr Events
Copyright © Wolters Kluwer Deutschland GmbH