Aus dem Alltag eines Justizhauptwachtmeisters: Zwischen Handschellen und Aktenstapeln

12.09.2011

Sebastian Alipour schiebt Berge von Akten durch das Dortmunder LG und begleitet renitente Angeklagte zu den Verhandlungen. Ohne den Justizhauptwachtmeister und seine Kollegen würde der Gerichtsalltag nicht laufen.

Als Justizhauptwachmeister begleitet Sebastian Alipourauch unter anderem auch Inhaftierte zu Verhandlungen. Das Gefängnis liegt auf der Straßenseite gegenüber und die Angeklagten kommen durch einen Tunnel unter der Straße ins Gerichtsgebäude. "Es kommt schon mal vor, dass es eskaliert - dann springen die plötzlich auf, schmeißen Tische und Bänke um und rennen auf den Richter zu", sagt Alipour. Aber dafür ist er ausgebildet - und immer mit einem zweiten Kollegen unterwegs.

Alipour arbeitet mittlerweile seit elf Jahren am Landgericht (LG). "Am Anfang, wenn man zum ersten Mal einem Mörder die Handschellen anlegt, ist man schon ein bisschen zittrig - jetzt macht es "Klickklick" und die Sache ist in zwei Sekunden gegessen", sagt er.

An diesem Montag stehen für den Justizhauptwachtmeister und seine Kollegen keine Verhandlungen an. Doch das bedeutet nicht etwa, dass es in der Wachtmeisterei ruhig wäre. Gerade schiebt ein Kollege die Post in mehreren gelben Kisten in die Wachtmeisterei, ein anderer sitzt am Tisch und frankiert Briefe. "Hier spielt sich das ganze Leben ab", sagt Joachim Niemand. Er ist EJHW am Dortmunder Landgericht. Die Abkürzung steht für Erster Justizhauptwachtmeister. Niemand arbeitet seit 30 Jahren im LG. Hinter ihm an der Wand hängt der Dienstplan und links neben ihm eine Meisterschale aus Papier. Das muss schon sein in Dortmund, der Stadt des deutschen Fußballmeisters.

Niemands Wachtmeisterei ist mit knapp 30 Mitarbeitern eine der größten in Nordrhein-Westfalen. 500 bis 600 Briefe gehen hier täglich raus und alles, was reinkommt, wird in zwei deckenhohe Holzregale an der Wand sortiert. Manchmal sind Verfahren so umfangreich, dass ganze Kartons voller Material hier ankommen. Bei so viel Papier kommt auch schon mal ein Brief weg und landet im falschen Fach. "Aber irgendwann taucht es immer wieder auf", sagt Niemand.

Und das ist gut so: Denn ohne die Zettel, Schreiben und Briefe zwischen den Aktendeckeln und die unermüdlichen Aktenschieber wie Alipour würde am Gericht nichts laufen. "Denn ohne Akten kann man keinen Prozess führen", sagt Niemand.

dpa/age/LTO-Redaktion

 

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Aus dem Alltag eines Justizhauptwachtmeisters: . In: Legal Tribune Online, 12.09.2011 , https://www.lto.de/persistent/a_id/4265 (abgerufen am: 06.10.2024 )

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