Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International geht in einem jetzt vorgestellten Bericht davon aus, dass Russland systematisch Kriegsverbrechen in der Ukraine begeht.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat einen Bericht über russische Kriegsverbrechen nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew vorgestellt. "In einem seltenen, ja historischen Schritt prangerte Amnesty International die unrechtmäßige Gewaltanwendung Russlands als Verletzung der UN-Charta und als Akt der Aggression an", sagte die Generalsekretärin der Organisation, Agnès Callamard, bei der Präsentation des Berichts in Kiew. Amnesty dokumentierte mehr als 40 durch Luftangriffe getötete Zivilisten in Borodjanka und 22 Fälle von illegaler Tötungen in und bei Butscha.
"Wir wissen, dass die Verbrechen gegen in der Umgebung von Kiew lebende Menschen nicht nur anekdotisch, zufällig oder unbeabsichtigt sind", betonte Callamard. Es seien vielmehr bewusste Entscheidungen gewesen. Die verübten Verbrechen seien inakzeptabel und unterlägen keiner Logik. Zu den Gründen des Verhaltens der russischen Soldaten meinte dem Bericht zufolge ein Zeuge im Dorf Sdyschiwka: "Sie haben wohl gedacht, dass sie hier herzlich empfangen werden, doch das war nicht der Fall."
Russland hat vor knapp zweieinhalb Monaten eine Offensive auf die Ukraine begonnen. Gebiete nördlich und nordwestlich von Kiew waren knapp einen Monat russisch besetzt. Ukrainischen Angaben nach sind im Gebiet Kiew mehr als 1.200 Zivilisten getötet worden, davon etwa ein Drittel allein in Butscha. Der Münchener Militärexperte Prof. Carlo Masala (Universität der Bundeswehr) rechnet mit einer baldigen größeren Gegenoffensive der Ukraine, um russische Truppen zurückzudrängen.
Amnesty appelliert hinsichtlich effektiver Straverfolgung insbesondere auch an den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH/ICC).
dpa/jb/LTO-Redaktion
Ukraine-Krieg: . In: Legal Tribune Online, 06.05.2022 , https://www.lto.de/persistent/a_id/48366 (abgerufen am: 13.10.2024 )
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