Vor über zwei Jahren trat der Fernsehkoch bereits eine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung an, jetzt ist Alfons Schuhbeck erneut angeklagt.
Gegen den als Fernsehkoch bekanntgewordenen Alfons Schuhbeck wurde abermals Anklage erhoben. Wie die Staatsanwaltschaft München I mitteilte, wird Schuhbeck diverser Wirtschaftsstraftaten verdächtigt. Erst im Sommer 2023 wurde die Verurteilung Schuhbecks unter anderem wegen Steuerhinterziehung rechtskräftig, seitdem sitzt er in Haft. Zu diesem Verfahren berichtete LTO unter anderem hier zur Revision beim Bundesgerichtshof (BGH) (Beschl. v. 13.06.2023, Az. 1 StR 53/23) sowie hier zum Haftantritt und zum erneuten Anwaltswechsel.
Konkret wird Schuhbeck unter anderem der Insolvenzverschleppung (§ 15a Abs. 4 Insolvenzordnung (InsO)), vollendetem und versuchtem Betrug (§ 263 Strafgesetzbuch, StGB) sowie Subventionsbetrug (§ 264 StGB) und dem Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt (§ 266a StGB) in weit über 400 Fällen beschuldigt.
Mit der Sache ist nun die 12. Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts (LG) München I befasst, die nun über die Eröffnung der Hauptverhandlung entscheiden muss. Seit Ende August 2023 verbüßt Schuhbeck bereits eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und zwei Monaten in der JVA Landsberg am Lech.
460.000 Euro Coronasoforthilfen unberechtigt erhalten?
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm, neben nicht gestellter Insolvenzanträge trotz Zahlungsunfähigkeit seiner Unternehmen, auch mehrfachen (Subventions-)Betrug in Bezug auf Coronasoforthilfen vor. Schuhbeck soll einerseits wissentlich falsche Angaben gemacht haben, um entsprechende Gelder in Höhe von rund 460.000 Euro zu erhalten und diese Gelder zudem zweckentfremdet haben, indem er beispielsweise außerbetriebliche Verbindlichkeiten bediente.
Außerdem soll Schuhbeck rund 260.000 Euro des monatlichen Arbeitgeberanteils an den gesetzlichen Krankenkassenbeiträgen seiner Mitarbeiter gar nicht, sowie weitere 700.000 Euro nicht fristgerecht abgeführt haben.
Wie die Staatsanwaltschaft ferner mitteilt, wurde aufgrund der Geschäftspraktiken von Schuhbeck mindestens einer von dessen Vertragspartnern durch ausbleibende Gegenleistungen selbst in die Zahlungsunfähigkeit getrieben und musste einen Insolvenzantrag stellen. Ergebnis der umfangreichen Ermittlungen gegen Schuhbeck waren Ermittlungsakten im Umfang von rund 45 Bänden sowie eine Anklageschrift, die 124 Seiten umfasst.
Er bekochte die Queen und die Beatles
Schuhbeck war jahrelang fester Bestandteil der Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft. Er bewirtete Promis und wurde dabei selbst einer. Er hat die Queen bekocht, die Beatles, Charlie Chaplin, immer wieder auch den FC Bayern München und wurde einer der bekanntesten Köche und Gastronomen der Republik.
Sein Name war jahrelang eine Marke. Schuhbeck baute ein Firmengeflecht auf mit drei Restaurants, einem Catering-Service, einem Eissalon und Gewürzläden. Er arbeite 19 Stunden am Tag, sagte er noch zu seinem 70. Geburtstag vor fünf Jahren. Doch Schuhbeck fiel tief. Er meldete Insolvenz für seine Münchner Restaurants an, im vergangenen Jahr wurde auch ein Insolvenzverfahren gegen ihn persönlich eröffnet.
"Ich habe einiges falsch gemacht", sagte Schuhbeck 2022 vor Gericht, bevor er sich dann doch zu einem umfangreicheren Geständnis durchringen konnte. "Ich habe mir, meinen Freunden und Bekannten und auch meinen Verteidigern bis zuletzt etwas vorgemacht, weil ich nicht wahrhaben wollte, dass ich unternehmerisch gescheitert bin." Im Prozess sagte er auch: "Wenn ich es ungeschehen machen könnte, würde ich es sofort tun." Und: "Ich stehe vor den Trümmern meines Lebenswerkes."
jb/LTO-Redaktion
Mit Materialien der dpa
Wegen Verdachts auf diverse Wirtschaftsstraftaten: . In: Legal Tribune Online, 16.10.2024 , https://www.lto.de/persistent/a_id/55642 (abgerufen am: 09.12.2024 )
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