Leserbriefe an LTO: Ihre Kom­men­tare in KW 32

11.08.2018

Juristisches Fachpersonal: Den Anwälten gehen die Renos aus

Für viele Rechtsanwälte dauert die Suche nach Fachpersonal für ihre Kanzlei immer länger. Ein Forschungsbericht des Soldan Instituts, der Ende des Jahres erscheint, soll Antworten geben. Jetzt wurden erste Zahlen veröffentlicht.

 

Von: Vera Niedermayr

Sehr geehrte Damen und Herren,

Mit großem Interesse habe ich den o.g. Bericht gelesen und kann über das "große Fragezeichen", weshalb hier Mangel herrscht, nur den Kopf schütteln.

Nach drei Jahren Ausbildung in einer Anwaltskanzlei und weiteren 14 Jahren als Rechtsanwaltsfachangestellte in einer Großkanzlei traue ich mich zu sagen, dass es mein Traumberuf war, den ich gelebt und geliebt habe, da er vielfältige Aufgaben und Selbständigkeit bietet.  Fahrtkostenerstattung, VL und - wenn man noch einen alten Vertrag hat - Weihnachtsgeld sind in Verbindung mit netten Kollegen und wundervollen Chefs auch wirklich toll.

Weniger toll ist, wenn man sieht, dass nach dem Motto, "höher, schneller, weiter" gearbeitet wird. Heißt: sehr viel und immer mehr Arbeit bei gleichem oder sogar noch weniger Personal. Bezahlung individuell nach Kanzlei, da es keinen Tarifvertrag gibt.  Ebenso sind Gehaltserhöhungen, Weihnachtsgeld und Urlaub Glücks- oder Verhandlungssache, je nachdem.

Eine frisch ausgelernte Fachkraft bleibt da selbstverständlich nicht lange, wenn irgendwo ein "lockerer" Job winkt oder noch besser sich eine schöne Stelle im öffentlichen Dienst auftut, mit klaren Bestimmungen und vielen Vorteilen wie z. B. Gleitzeit, 30 Urlaubstagen und Tariferhöhungen.

Es ist Galgenhumor, wenn sich die Herren Anwälte ernsthaft darüber wundern, dass Fachkräfte fehlen.

Von: Alice Dolfen

Kein Wunder, dass Anwälte sich über fehlende Fachkräfte beklagen, das liegt aber nicht nur daran, dass viele Anwälte nicht mehr ausbilden wollen, sondern auch daran, dass grundsätzlich zu schlecht bezahlt wird.

Viele Renos wechseln nach der Ausbildung lieber in die freie Wirtschaft oder in den öffentlichen Dienst, da sie dort besser bezahlt werden.

Ich spreche aus Erfahrung. Ich übe den Beruf schon seit 37 Jahren aus und muss noch neben dem Vollzeitjob einen Nebenjob verrichten, damit ich meinen Lebensunterhalt einigermaßen bestreiten kann.

Zitiervorschlag

Leserbriefe an LTO: Ihre Kommentare in KW 32 . In: Legal Tribune Online, 11.08.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/30261/ (abgerufen am: 29.03.2024 )

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