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Mann zu Geldstrafe wegen Selenskyj-Traum verurteilt: Selbst Träumen in Russ­land gefähr­lich

12.12.2022

Ein junger Mann liegt schlafend auf dem Sofa (Symbolbild)

Träume sind Schäume - oder aber Anlass für eine Geldstrafe, wenn man in Russland lebt und öffentlich über einen Traum berichtet. Foto: M-Production/stock.adobe.com

Russland geht hart gegen Kritiker des Angriffskrieges vor - das gilt offenbar auch schon dann, wenn man zu gut von Selenskyj träumt und darüber spricht. 

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Iwan Lossew, ein junger Mann aus dem sibirischen Tschita, hat auf Instagram knapp 2.500 Follower. Der 26-Jährige postet Fotos aus seinem Leben und berichtet wie viele Menschen seines Alters von seinem Alltag, von seinem Hund, von Autos oder von Snowboarding. Einer seiner Posts hatte nun aber unerwartete Folgen für ihn: Weil er öffentlich von einem Traum über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj berichtete, wurde der Russe zu einer Geldstrafe verurteilt. Er ist der "Diskreditierung" von Russlands Armee für schuldig befunden worden und muss deshalb nun 30.000 Rubel (rund 450 Euro) zahlen.

Er habe geträumt, im Zuge der von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Mobilmachung für die Front in der Ukraine eingezogen und in ein Ausbildungs-Camp gebracht worden zu sein, schrieb Lossew. Weiter schilderte er den Inhalt seines Traumes so: "In diesem Moment kommt Selenskyj an mir vorbei und sagt: 'Oh, ich habe deine Instagram-Storys gesehen. Ruhm der Ukraine!' Und ich antworte: 'Ruhm den Helden!'" Außerdem habe er Selenskyj im Traum nach einem Selfie für Instagram gefragt, was dieser ihm erlaubt habe.

Dass er wegen dieser Zeilen verurteilt wurde, habe ihn selbst fassungslos gemacht, sagte Lossew dem Internetportal Sibir.Realii in einem Interview: "Ich kann mir das nicht vorstellen: Irgendein 40-jähriger Geheimdienstler hat da mit ernstem Gesicht gesessen und meine Story darüber abgeschrieben, wie mir im Traum Selenskyj erschienen ist?!" Er habe den Traum mit seinen Followern geteilt, weil das doch wenigstens etwas Lustiges sei im Rahmen der Mobilisierung. Seine Follower hätten das ebenfalls so empfunden - dass deshalb gegen ihn ermittelt werden könne, habe er nicht erwartet.

An der Gerichtsverhandlung gegen ihn konnte Lossew eigenen Angaben zufolge dann selbst gar nicht teilnehmen – weil er nicht rechtzeitig über den Prozessbeginn informiert worden sei. Eingeschüchtert sei er durch das Urteil aber nicht, berichtet er. Er würde weiter bei Instagram posten, was ihm in den Sinn käme.

ast/LTO-Redaktion mit Materialien der dpa

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Mann zu Geldstrafe wegen Selenskyj-Traum verurteilt: Selbst Träumen in Russland gefährlich . In: Legal Tribune Online, 12.12.2022 , https://www.lto.de/persistent/a_id/50443/ (abgerufen am: 26.03.2023 )

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