Wegen der Corona-Pandemie finden Gerichtsverhandlungen weltweit per Videokonferenz statt. Dass diese Neuerung noch ungewohnt ist und es deshalb die ein oder andere Panne gibt, stößt nicht überall auf Verständnis.
Die weltweite Corona-Pandemie hat viele Menschen dazu gezwungen, von zu Hause aus zu arbeiten. Dass dies für viele neu ist und mitunter eine Herausforderung darstellt, zeigen viele Videos von dem einen oder anderen Missgeschick, die im Internet kursieren. Auch in der internationalen Justiz kommt es zu dem einen oder anderen Fauxpas.
So geht aktuell ein Video viral, das einen Richter am Gerichtshof des brasilianischen Bundesstaats Amapa zeigt, wie er zu einer Sitzung, die über den Videokonferenz-Dienst Zoom abgehalten wird, zunächst oben ohne erscheint. Mit ihm im Bild sind Kollegen seiner Kammer, die ebenfalls aus dem Home-Office zugeschaltet sind – allerdings bekleidet.
Im Video-Fenster des zunächst unbekleideten Richters ist hingegen zu sehen, wie er noch einen Schluck aus einem Wasserglas nimmt, seinen Mund durchspült und etwas verdutzt in die Kamera guckt. Später kehrt er dann mit zugeknöpftem Hemd zu der Videokonferenz zurück, bevor die Sitzung der Kammer letztlich startet.
Der Dienstherr nimmt es gelassen: Ein Fehlverhalten des Richters sei nicht festzustellen, wie eine Gerichtssprecherin gegenüber dem Online-Potal New York Post sagte, nachdem der Clip die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen hatte. Vorfälle wie der dieser passierten eben jetzt, da Gerichtsverhandlungen per Videokonferenz abgehalten werden. Der Richter habe nicht gewusst, dass die Kamera schon lief, und sei auch pünktlich wenige Minuten vor dem offiziellen Beginn der Sitzung angemessen gekleidet erschienen.
Laxe Anwaltsgarderobe, am Strand liegend in der Verhandlung
Aber nicht nur in Brasilien muss sich die internationale Justiz umstellen. Auch in den USA sind die Gerichtsgebäude geschlossen und Verhandlungen werden via Zoom durchgeführt. Dort hat aber eher das Verhalten einiger Anwälte für Aufsehen gesorgt, was die örtlichen Richter offenbar gar nicht so amüsant finden.
"Wir haben viele Anwälte in lässigen Hemden und Blusen gesehen, ohne Rücksicht auf Körperpflege, in Schlafzimmer mit dem Bett im Hintergrund usw.", schreibt Richter Dennis Bailey in einem offenen Brief, der auf der Website der Weston Bar Association veröffentlicht wurde.
"Ein männlicher Anwalt erschien ohne Hemd und eine weibliche Anwältin erschien noch im Bett, unter der Bettdecke", schreibt er weiter. Multitasking-Anwälte, die das Beste aus dem Sonnenschein Floridas machen wollten, sind laut Bailey ebenfalls nicht ausgenommen: "Eine Stranddecke aufzulegen, verhindert nicht, dass die übrigen Konferenzteilnehmer bemerken, dass man am Pool in einem Badeanzug liegt".
Nichtsdestotrotz drängt der US-Richter darauf, die Sitzung per Videokonferenz fortzuführen. Allerdings mit dem Appell: "Lassen Sie uns Gerichtsverhandlungen als Gerichtsverhandlungen behandeln, ob mit oder ohne Zoom."
mgö/LTO-Redaktion
Gerichtsverhandlungen per Videokonferenz: . In: Legal Tribune Online, 22.04.2020 , https://www.lto.de/persistent/a_id/41376 (abgerufen am: 07.10.2024 )
Infos zum Zitiervorschlag